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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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Nach geschehener Vorlesung des Documents richtete Decan Bachmann an Pfarrer Müller von Immeldorf die Aufforderung, die Kapsel mit dem Originale in das Gemäuer einzulegen und ein Wort der Weihe darüber zu sprechen. Demgemäß sprach dieser darauf die folgenden schönen Worte:

"Im Namen des dreieinigen Gottes schließen wir nun diesen Grundstein und befehlen, wie es Christen geziemt, das Werk unserer Hände der gnädigen Hilfe dessen, der gesagt hat: "Ohne mich könnet ihr nichts thun." Ganz abgesehen von der besondern Bestimmung des Hauses, das hier erbaut werden soll, führt an sich schon dieser, wie jeder andere Bau uns auf geistliche Betrachtungen, die wohl werth sind, daß wir, die leibliche Arbeit unterbrechend, einige Augenblicke dabei verweilen. Wer die heilige Schrift kennt, der weiß, wie so viele lehrhafte, mahnende, trostreiche Gleichnisse dieselbe von menschlichen Bauwerken hernimmt, Bilder, in welchen Leibliches geistlich gedeutet, das Irdische und Vergängliche im Lichte des Ewigen und Unvergänglichen verklärt wird. Können wir, meine Lieben, an die Aufgabe denken, der wir uns unterzogen haben, an das Wenige, was bereits gethan, und an das Viele, was noch zu thun ist, bis wir werden sagen können: "Nun Gott lob! es ist vollbracht" - ohne uns des Psalmspruchs zu erinnern: "Wo der HErr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen?" Ja freilich, wenn Er zerbricht, so hilft kein Bauen: darum eben heben wir jetzt betende Herzen und Hände zu dem großen Gotte Himmels und der Erde empor, damit Er zu unserm Werke seinen Segen, zu unserm Wollen das Vollbringen gebe nach seinem Wohlgefallen. Der Grund des Hauses ist gelegt, und einen guten, sichern, festen Grund, wie ihn kluge Bauleute nur immer wählen können, haben wir hier gefunden; denn diese Steine ruhen auf Felsen, die unter ihrer Last nimmer weichen werden. Aber dieser Grund genügt uns nicht; wir wißen, daß wir eines noch festern, eines unbeweglichen bedürfen. Darum freuen wir uns der Verheißung: "Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist." (Jes. 28, 16.), und weil wir wißen, daß unsere Sache des HErrn ist, so dürfen wir Ihn, JEsum Christum, im Glauben bitten, daß Er selber mit seiner schaffenden, wirkenden, erhaltenden Gnade der Grund und Eckstein dieses Hauses sein wolle, damit es in seiner heiligen Obhut bleibe und bestehe.

Nach geschehener Vorlesung des Documents richtete Decan Bachmann an Pfarrer Müller von Immeldorf die Aufforderung, die Kapsel mit dem Originale in das Gemäuer einzulegen und ein Wort der Weihe darüber zu sprechen. Demgemäß sprach dieser darauf die folgenden schönen Worte:

„Im Namen des dreieinigen Gottes schließen wir nun diesen Grundstein und befehlen, wie es Christen geziemt, das Werk unserer Hände der gnädigen Hilfe dessen, der gesagt hat: „Ohne mich könnet ihr nichts thun.“ Ganz abgesehen von der besondern Bestimmung des Hauses, das hier erbaut werden soll, führt an sich schon dieser, wie jeder andere Bau uns auf geistliche Betrachtungen, die wohl werth sind, daß wir, die leibliche Arbeit unterbrechend, einige Augenblicke dabei verweilen. Wer die heilige Schrift kennt, der weiß, wie so viele lehrhafte, mahnende, trostreiche Gleichnisse dieselbe von menschlichen Bauwerken hernimmt, Bilder, in welchen Leibliches geistlich gedeutet, das Irdische und Vergängliche im Lichte des Ewigen und Unvergänglichen verklärt wird. Können wir, meine Lieben, an die Aufgabe denken, der wir uns unterzogen haben, an das Wenige, was bereits gethan, und an das Viele, was noch zu thun ist, bis wir werden sagen können: „Nun Gott lob! es ist vollbracht“ – ohne uns des Psalmspruchs zu erinnern: „Wo der HErr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen?“ Ja freilich, wenn Er zerbricht, so hilft kein Bauen: darum eben heben wir jetzt betende Herzen und Hände zu dem großen Gotte Himmels und der Erde empor, damit Er zu unserm Werke seinen Segen, zu unserm Wollen das Vollbringen gebe nach seinem Wohlgefallen. Der Grund des Hauses ist gelegt, und einen guten, sichern, festen Grund, wie ihn kluge Bauleute nur immer wählen können, haben wir hier gefunden; denn diese Steine ruhen auf Felsen, die unter ihrer Last nimmer weichen werden. Aber dieser Grund genügt uns nicht; wir wißen, daß wir eines noch festern, eines unbeweglichen bedürfen. Darum freuen wir uns der Verheißung: „Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist.“ (Jes. 28, 16.), und weil wir wißen, daß unsere Sache des HErrn ist, so dürfen wir Ihn, JEsum Christum, im Glauben bitten, daß Er selber mit seiner schaffenden, wirkenden, erhaltenden Gnade der Grund und Eckstein dieses Hauses sein wolle, damit es in seiner heiligen Obhut bleibe und bestehe.

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[38/0038] Nach geschehener Vorlesung des Documents richtete Decan Bachmann an Pfarrer Müller von Immeldorf die Aufforderung, die Kapsel mit dem Originale in das Gemäuer einzulegen und ein Wort der Weihe darüber zu sprechen. Demgemäß sprach dieser darauf die folgenden schönen Worte: „Im Namen des dreieinigen Gottes schließen wir nun diesen Grundstein und befehlen, wie es Christen geziemt, das Werk unserer Hände der gnädigen Hilfe dessen, der gesagt hat: „Ohne mich könnet ihr nichts thun.“ Ganz abgesehen von der besondern Bestimmung des Hauses, das hier erbaut werden soll, führt an sich schon dieser, wie jeder andere Bau uns auf geistliche Betrachtungen, die wohl werth sind, daß wir, die leibliche Arbeit unterbrechend, einige Augenblicke dabei verweilen. Wer die heilige Schrift kennt, der weiß, wie so viele lehrhafte, mahnende, trostreiche Gleichnisse dieselbe von menschlichen Bauwerken hernimmt, Bilder, in welchen Leibliches geistlich gedeutet, das Irdische und Vergängliche im Lichte des Ewigen und Unvergänglichen verklärt wird. Können wir, meine Lieben, an die Aufgabe denken, der wir uns unterzogen haben, an das Wenige, was bereits gethan, und an das Viele, was noch zu thun ist, bis wir werden sagen können: „Nun Gott lob! es ist vollbracht“ – ohne uns des Psalmspruchs zu erinnern: „Wo der HErr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen?“ Ja freilich, wenn Er zerbricht, so hilft kein Bauen: darum eben heben wir jetzt betende Herzen und Hände zu dem großen Gotte Himmels und der Erde empor, damit Er zu unserm Werke seinen Segen, zu unserm Wollen das Vollbringen gebe nach seinem Wohlgefallen. Der Grund des Hauses ist gelegt, und einen guten, sichern, festen Grund, wie ihn kluge Bauleute nur immer wählen können, haben wir hier gefunden; denn diese Steine ruhen auf Felsen, die unter ihrer Last nimmer weichen werden. Aber dieser Grund genügt uns nicht; wir wißen, daß wir eines noch festern, eines unbeweglichen bedürfen. Darum freuen wir uns der Verheißung: „Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist.“ (Jes. 28, 16.), und weil wir wißen, daß unsere Sache des HErrn ist, so dürfen wir Ihn, JEsum Christum, im Glauben bitten, daß Er selber mit seiner schaffenden, wirkenden, erhaltenden Gnade der Grund und Eckstein dieses Hauses sein wolle, damit es in seiner heiligen Obhut bleibe und bestehe.

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/38>, abgerufen am 28.03.2024.