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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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1 Th. 1 Cap. Von der
der Waarenkunde, indem es in der Handlungswissenschaft nicht
allein 1) die wirklichen oder eigentlichen Waaren unter sich be-
greift, sondern auch darunter 2) das Geld, und 3) die Wech-
sel
und andere Briefe, als die uneigentlichen Waaren, ver-
standen werden, weil mit allen diesen Dingen gehandelt wird,
(§. 3. der Einleitung zur Kaufmannschaft.)

§. 7.
Vergleich
um den
Preiß.

Der Vergleich um den Preiß oder Werth der Waaren,
welcher auch das Behandeln der Waaren heißt, ist das erste
wesentliche Stück der Handlung (§. 5.) immaßen sich aller Han-
del auf die Bestimmung des Preißes gründet, welche vermit-
telst des Vergleichs geschieht. Es scheint zwar, als habe der
Vergleich um den Preiß (1) bey dem Handel mit dergleichen
Waaren nicht statt, die schon ihren bestimmten Preiß haben,
zu welchen insonderheit verschiedene Lebensmittel gehören: al-
lein, er erzeiget sich hier nur stillschweigend, weil er als bereits
abgethan voraus gesetzet wird. Nicht weniger scheint er (2)
bey Auctionen oder öffentlichen Ausrufen, als die ebenfalls eine
Gattung des Handels sind, zu fehlen, weil man dem, der am
meisten auf die Waare biethet, solche zuschlägt; aber auch
hier ist schon ein allgemeiner Vergleich um den Preiß vorher ge-
gangen, welcher in dem höchsten Gebothe besteht. Von dem
Preiße selbst und dessen verschiedenen Gattungen handelt das
folgende Capitel.

§. 8.
Nöthige
Stücke da-
zu:
1) Geld.

Kein Vergleich um den Preiß einer Waare kann (1) ohne
Geld geschehen, als welches das nicht nur im Tausch- sondern
auch im Kaufhandel einmal beliebte und angenommene Werk-
zeug ist, wornach alle Waaren dem Werthe nach abgemessen
und geschätzet werden. Denn ob es wol scheinen möchte, man
gebrauche bey dem Tauschhandel, da man Waaren gegen Waa-
ren versticht, zum Vergleiche um den Preiß kein Geld; so ist
es gleichwol schlechterdings nöthig, um die Gleichheit der ge-
gen einander zu vertauschenden Waaren ausfindig zu machen.
Wir werden daher von dem Gelde, und überhaupt von den Mün-
zen, im 3 Capitel umständlicher reden.

§. 9.
2) Maaß,
Gewicht und
Zahl.

Desgleichen kann insonderheit bey der Handlung mit den
eigentlichen Waaren kein Vergleich um den Preiß einer Waare,
(2) ohne Beyhülfe des Maaßes, oder des Gewichts, oder der
Zahl, getroffen werden, wenn die Waare unter diejenigen ge-
höret, die man entweder zu messen, oder zu wägen, oder zu
zählen pfleget; dergleichen jedoch die meisten, wo nicht alle,
sind. Denn die Bestimmung des Preißes einer Waare grün-
det sich alsdann allemal auf eine gewisse und schon bestimmte
Menge, oder Länge, oder Schwere; es kann aber die Schwe-
re nicht ohne Gewichte, die Länge nicht ohne Maaß, und die

Men-

1 Th. 1 Cap. Von der
der Waarenkunde, indem es in der Handlungswiſſenſchaft nicht
allein 1) die wirklichen oder eigentlichen Waaren unter ſich be-
greift, ſondern auch darunter 2) das Geld, und 3) die Wech-
ſel
und andere Briefe, als die uneigentlichen Waaren, ver-
ſtanden werden, weil mit allen dieſen Dingen gehandelt wird,
(§. 3. der Einleitung zur Kaufmannſchaft.)

§. 7.
Vergleich
um den
Preiß.

Der Vergleich um den Preiß oder Werth der Waaren,
welcher auch das Behandeln der Waaren heißt, iſt das erſte
weſentliche Stuͤck der Handlung (§. 5.) immaßen ſich aller Han-
del auf die Beſtimmung des Preißes gruͤndet, welche vermit-
telſt des Vergleichs geſchieht. Es ſcheint zwar, als habe der
Vergleich um den Preiß (1) bey dem Handel mit dergleichen
Waaren nicht ſtatt, die ſchon ihren beſtimmten Preiß haben,
zu welchen inſonderheit verſchiedene Lebensmittel gehoͤren: al-
lein, er erzeiget ſich hier nur ſtillſchweigend, weil er als bereits
abgethan voraus geſetzet wird. Nicht weniger ſcheint er (2)
bey Auctionen oder oͤffentlichen Ausrufen, als die ebenfalls eine
Gattung des Handels ſind, zu fehlen, weil man dem, der am
meiſten auf die Waare biethet, ſolche zuſchlaͤgt; aber auch
hier iſt ſchon ein allgemeiner Vergleich um den Preiß vorher ge-
gangen, welcher in dem hoͤchſten Gebothe beſteht. Von dem
Preiße ſelbſt und deſſen verſchiedenen Gattungen handelt das
folgende Capitel.

§. 8.
Noͤthige
Stuͤcke da-
zu:
1) Geld.

Kein Vergleich um den Preiß einer Waare kann (1) ohne
Geld geſchehen, als welches das nicht nur im Tauſch- ſondern
auch im Kaufhandel einmal beliebte und angenommene Werk-
zeug iſt, wornach alle Waaren dem Werthe nach abgemeſſen
und geſchaͤtzet werden. Denn ob es wol ſcheinen moͤchte, man
gebrauche bey dem Tauſchhandel, da man Waaren gegen Waa-
ren verſticht, zum Vergleiche um den Preiß kein Geld; ſo iſt
es gleichwol ſchlechterdings noͤthig, um die Gleichheit der ge-
gen einander zu vertauſchenden Waaren ausfindig zu machen.
Wir werden daher von dem Gelde, und uͤberhaupt von den Muͤn-
zen, im 3 Capitel umſtaͤndlicher reden.

§. 9.
2) Maaß,
Gewicht und
Zahl.

Desgleichen kann inſonderheit bey der Handlung mit den
eigentlichen Waaren kein Vergleich um den Preiß einer Waare,
(2) ohne Beyhuͤlfe des Maaßes, oder des Gewichts, oder der
Zahl, getroffen werden, wenn die Waare unter diejenigen ge-
hoͤret, die man entweder zu meſſen, oder zu waͤgen, oder zu
zaͤhlen pfleget; dergleichen jedoch die meiſten, wo nicht alle,
ſind. Denn die Beſtimmung des Preißes einer Waare gruͤn-
det ſich alsdann allemal auf eine gewiſſe und ſchon beſtimmte
Menge, oder Laͤnge, oder Schwere; es kann aber die Schwe-
re nicht ohne Gewichte, die Laͤnge nicht ohne Maaß, und die

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[32/0636] 1 Th. 1 Cap. Von der der Waarenkunde, indem es in der Handlungswiſſenſchaft nicht allein 1) die wirklichen oder eigentlichen Waaren unter ſich be- greift, ſondern auch darunter 2) das Geld, und 3) die Wech- ſel und andere Briefe, als die uneigentlichen Waaren, ver- ſtanden werden, weil mit allen dieſen Dingen gehandelt wird, (§. 3. der Einleitung zur Kaufmannſchaft.) §. 7. Der Vergleich um den Preiß oder Werth der Waaren, welcher auch das Behandeln der Waaren heißt, iſt das erſte weſentliche Stuͤck der Handlung (§. 5.) immaßen ſich aller Han- del auf die Beſtimmung des Preißes gruͤndet, welche vermit- telſt des Vergleichs geſchieht. Es ſcheint zwar, als habe der Vergleich um den Preiß (1) bey dem Handel mit dergleichen Waaren nicht ſtatt, die ſchon ihren beſtimmten Preiß haben, zu welchen inſonderheit verſchiedene Lebensmittel gehoͤren: al- lein, er erzeiget ſich hier nur ſtillſchweigend, weil er als bereits abgethan voraus geſetzet wird. Nicht weniger ſcheint er (2) bey Auctionen oder oͤffentlichen Ausrufen, als die ebenfalls eine Gattung des Handels ſind, zu fehlen, weil man dem, der am meiſten auf die Waare biethet, ſolche zuſchlaͤgt; aber auch hier iſt ſchon ein allgemeiner Vergleich um den Preiß vorher ge- gangen, welcher in dem hoͤchſten Gebothe beſteht. Von dem Preiße ſelbſt und deſſen verſchiedenen Gattungen handelt das folgende Capitel. §. 8. Kein Vergleich um den Preiß einer Waare kann (1) ohne Geld geſchehen, als welches das nicht nur im Tauſch- ſondern auch im Kaufhandel einmal beliebte und angenommene Werk- zeug iſt, wornach alle Waaren dem Werthe nach abgemeſſen und geſchaͤtzet werden. Denn ob es wol ſcheinen moͤchte, man gebrauche bey dem Tauſchhandel, da man Waaren gegen Waa- ren verſticht, zum Vergleiche um den Preiß kein Geld; ſo iſt es gleichwol ſchlechterdings noͤthig, um die Gleichheit der ge- gen einander zu vertauſchenden Waaren ausfindig zu machen. Wir werden daher von dem Gelde, und uͤberhaupt von den Muͤn- zen, im 3 Capitel umſtaͤndlicher reden. §. 9. Desgleichen kann inſonderheit bey der Handlung mit den eigentlichen Waaren kein Vergleich um den Preiß einer Waare, (2) ohne Beyhuͤlfe des Maaßes, oder des Gewichts, oder der Zahl, getroffen werden, wenn die Waare unter diejenigen ge- hoͤret, die man entweder zu meſſen, oder zu waͤgen, oder zu zaͤhlen pfleget; dergleichen jedoch die meiſten, wo nicht alle, ſind. Denn die Beſtimmung des Preißes einer Waare gruͤn- det ſich alsdann allemal auf eine gewiſſe und ſchon beſtimmte Menge, oder Laͤnge, oder Schwere; es kann aber die Schwe- re nicht ohne Gewichte, die Laͤnge nicht ohne Maaß, und die Men-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/636>, abgerufen am 29.03.2024.