Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

1 Th. 13 Cap. Vom Großo-u. Kramhandel, etc.
Denn es haben nicht alle Handwerke das Recht, Handwerks-
kram
zu halten; sondern viele müssen sich mit dem begnügen,
was bey ihnen bestellet wird, und welche daher, im Gegensatze
jener, Lohnhandwerke genennet werden. Jndessen sind doch
die kramenden Handwerksleute von den Kauf- und Handels-
leuten gar merklich unterschieden, und zwar 1) in Ansehung des
Gegenstandes, indem die Handwerksleute größtentheils nur ihre
eigene Manufacturen verkaufen; und 2) in Ansehung der Art
und Weise,
daß die Handwerker meistentheils nur verkaufen,
die Kaufleute aber ein- und verkaufen.

§. 269.
Handwerks-
waare,
was sie sey?

Und dieser kramenden Handwerke ihre zum Verkaufe ver-
fertigte Arbeit pfleget daher Handwerkswaare genennet zu
werden.

§. 270.
Gattungen
der kramen-
den Hand-
werke.

Es sind aber die kramenden Handwerke verschiedener Art,
indem (1) einige nur diejenigen Waaren verkaufen, die sie selbst
verfertiget haben, als z. E. die Schuster, Klimperer, Becken-
schläger, Schlösser etc. (2) andere aber zwar nur mit der Waare
ihres Handwerks kramen, die sie aber nicht selbst, sondern an-
dere von ihren Profeßionsverwandten gemacht haben, denen sie
solche abkaufen, wie z. E. die Gürtler thun; und (3) noch an-
dere mit allerley zu ihrem Handwerke eigentlich gar nicht ge-
hörigen Waaren kramen, zu denen wir insonderheit die Nadler
rechnen.

§. 271.
nicht alle
dürfen im
Hause
verkaufen.

Uebrigens dürfen nicht alle kramende Handwerke ihre
Waaren im Hause verkaufen, und öffentlichen Kramladen
halten, sondern müssen nur auf den Märkten in Buden, an Markt-
tagen und Jahrmärkten, oder, wie die Fleischer und Becker,
in Bänken und Schragen, solches thun. Und ist vorzüglich un-
ter den Kramerhandwerken, die an den Markttagen ihre Stän-
de nach dem Looße, Reih- oder Gassenweise, neben einander,
oder einander gegenüber, und feil haben, das sogenannte Ab-
rufen
(§. 195.) nicht ungewöhnlich: allein nach einer guten
Policey wird solches in den Marktordnungen, oder auch in
den Jnnungsartikeln mancher von diesen kramenden Hand-
werken bey Strafe verboten.

Das 14 Capitel.
Von der Handlung zu Wasser und zu Lande.
§. 272.
I. Handlung
zu Wasser
oder zur See
was sie sey?

I. Die Handlung zu Wasser (§. 121.), welche, wenn sie über
Meere und Seen geschieht, insonderheit die Handlung
zur See,
oder die Seehandlung genennet wird, ist diejenige

Hand-

1 Th. 13 Cap. Vom Großo-u. Kramhandel, ꝛc.
Denn es haben nicht alle Handwerke das Recht, Handwerks-
kram
zu halten; ſondern viele muͤſſen ſich mit dem begnuͤgen,
was bey ihnen beſtellet wird, und welche daher, im Gegenſatze
jener, Lohnhandwerke genennet werden. Jndeſſen ſind doch
die kramenden Handwerksleute von den Kauf- und Handels-
leuten gar merklich unterſchieden, und zwar 1) in Anſehung des
Gegenſtandes, indem die Handwerksleute groͤßtentheils nur ihre
eigene Manufacturen verkaufen; und 2) in Anſehung der Art
und Weiſe,
daß die Handwerker meiſtentheils nur verkaufen,
die Kaufleute aber ein- und verkaufen.

§. 269.
Handwerks-
waare,
was ſie ſey?

Und dieſer kramenden Handwerke ihre zum Verkaufe ver-
fertigte Arbeit pfleget daher Handwerkswaare genennet zu
werden.

§. 270.
Gattungen
der kramen-
den Hand-
werke.

Es ſind aber die kramenden Handwerke verſchiedener Art,
indem (1) einige nur diejenigen Waaren verkaufen, die ſie ſelbſt
verfertiget haben, als z. E. die Schuſter, Klimperer, Becken-
ſchlaͤger, Schloͤſſer ꝛc. (2) andere aber zwar nur mit der Waare
ihres Handwerks kramen, die ſie aber nicht ſelbſt, ſondern an-
dere von ihren Profeßionsverwandten gemacht haben, denen ſie
ſolche abkaufen, wie z. E. die Guͤrtler thun; und (3) noch an-
dere mit allerley zu ihrem Handwerke eigentlich gar nicht ge-
hoͤrigen Waaren kramen, zu denen wir inſonderheit die Nadler
rechnen.

§. 271.
nicht alle
duͤrfen im
Hauſe
verkaufen.

Uebrigens duͤrfen nicht alle kramende Handwerke ihre
Waaren im Hauſe verkaufen, und oͤffentlichen Kramladen
halten, ſondern muͤſſen nur auf den Maͤrkten in Buden, an Markt-
tagen und Jahrmaͤrkten, oder, wie die Fleiſcher und Becker,
in Baͤnken und Schragen, ſolches thun. Und iſt vorzuͤglich un-
ter den Kramerhandwerken, die an den Markttagen ihre Staͤn-
de nach dem Looße, Reih- oder Gaſſenweiſe, neben einander,
oder einander gegenuͤber, und feil haben, das ſogenannte Ab-
rufen
(§. 195.) nicht ungewoͤhnlich: allein nach einer guten
Policey wird ſolches in den Marktordnungen, oder auch in
den Jnnungsartikeln mancher von dieſen kramenden Hand-
werken bey Strafe verboten.

Das 14 Capitel.
Von der Handlung zu Waſſer und zu Lande.
§. 272.
I. Handlung
zu Waſſer
oder zur See
was ſie ſey?

I. Die Handlung zu Waſſer (§. 121.), welche, wenn ſie uͤber
Meere und Seen geſchieht, inſonderheit die Handlung
zur See,
oder die Seehandlung genennet wird, iſt diejenige

Hand-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <div n="3">
                  <div n="4">
                    <p><pb facs="#f0754" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1 Th. 13 Cap. Vom Großo-u. Kramhandel, &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Denn es haben nicht alle Handwerke das Recht, <hi rendition="#fr">Handwerks-<lb/>
kram</hi> zu halten; &#x017F;ondern viele mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich mit dem begnu&#x0364;gen,<lb/>
was bey ihnen be&#x017F;tellet wird, und welche daher, im Gegen&#x017F;atze<lb/>
jener, <hi rendition="#fr">Lohnhandwerke</hi> genennet werden. Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind doch<lb/>
die kramenden Handwerksleute von den Kauf- und Handels-<lb/>
leuten gar merklich unter&#x017F;chieden, und zwar 1) in An&#x017F;ehung des<lb/><hi rendition="#fr">Gegen&#x017F;tandes,</hi> indem die Handwerksleute gro&#x0364;ßtentheils nur ihre<lb/>
eigene Manufacturen verkaufen; und 2) in An&#x017F;ehung der <hi rendition="#fr">Art<lb/>
und Wei&#x017F;e,</hi> daß die Handwerker mei&#x017F;tentheils nur verkaufen,<lb/>
die Kaufleute aber ein- und verkaufen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 269.</head><lb/>
                    <note place="left">Handwerks-<lb/>
waare,<lb/>
was &#x017F;ie &#x017F;ey?</note>
                    <p>Und die&#x017F;er kramenden Handwerke ihre zum Verkaufe ver-<lb/>
fertigte Arbeit pfleget daher <hi rendition="#fr">Handwerkswaare</hi> genennet zu<lb/>
werden.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 270.</head><lb/>
                    <note place="left">Gattungen<lb/>
der kramen-<lb/>
den Hand-<lb/>
werke.</note>
                    <p>Es &#x017F;ind aber die kramenden Handwerke ver&#x017F;chiedener Art,<lb/>
indem (1) einige nur diejenigen Waaren verkaufen, die &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
verfertiget haben, als z. E. die Schu&#x017F;ter, Klimperer, Becken-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ger, Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#xA75B;c. (2) andere aber zwar nur mit der Waare<lb/>
ihres Handwerks kramen, die &#x017F;ie aber nicht &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern an-<lb/>
dere von ihren Profeßionsverwandten gemacht haben, denen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olche abkaufen, wie z. E. die Gu&#x0364;rtler thun; und (3) noch an-<lb/>
dere mit allerley zu ihrem Handwerke eigentlich gar nicht ge-<lb/>
ho&#x0364;rigen Waaren kramen, zu denen wir in&#x017F;onderheit die Nadler<lb/>
rechnen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 271.</head><lb/>
                    <note place="left">nicht alle<lb/>
du&#x0364;rfen im<lb/>
Hau&#x017F;e<lb/>
verkaufen.</note>
                    <p>Uebrigens du&#x0364;rfen nicht alle kramende Handwerke ihre<lb/>
Waaren <hi rendition="#fr">im Hau&#x017F;e</hi> verkaufen, und <hi rendition="#fr">o&#x0364;ffentlichen Kramladen</hi><lb/>
halten, &#x017F;ondern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nur auf den Ma&#x0364;rkten in Buden, an Markt-<lb/>
tagen und Jahrma&#x0364;rkten, oder, wie die Flei&#x017F;cher und Becker,<lb/>
in Ba&#x0364;nken und Schragen, &#x017F;olches thun. Und i&#x017F;t vorzu&#x0364;glich un-<lb/>
ter den Kramerhandwerken, die an den Markttagen ihre Sta&#x0364;n-<lb/>
de nach dem Looße, Reih- oder Ga&#x017F;&#x017F;enwei&#x017F;e, neben einander,<lb/>
oder einander gegenu&#x0364;ber, und feil haben, das &#x017F;ogenannte <hi rendition="#fr">Ab-<lb/>
rufen</hi> (§. 195.) nicht ungewo&#x0364;hnlich: allein nach einer guten<lb/>
Policey wird &#x017F;olches in den Marktordnungen, oder auch in<lb/>
den Jnnungsartikeln mancher von die&#x017F;en kramenden Hand-<lb/>
werken bey Strafe verboten.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="3">
                  <head> <hi rendition="#b">Das 14 Capitel.<lb/>
Von der Handlung zu Wa&#x017F;&#x017F;er und zu Lande.</hi> </head><lb/>
                  <div n="4">
                    <head>§. 272.</head><lb/>
                    <note place="left"><hi rendition="#aq">I.</hi> Handlung<lb/>
zu Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
oder zur See<lb/>
was &#x017F;ie &#x017F;ey?</note>
                    <p><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#in">D</hi>ie <hi rendition="#fr">Handlung zu Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> (§. 121.), welche, wenn &#x017F;ie u&#x0364;ber<lb/>
Meere und Seen ge&#x017F;chieht, in&#x017F;onderheit die <hi rendition="#fr">Handlung<lb/>
zur See,</hi> oder die <hi rendition="#fr">Seehandlung</hi> genennet wird, i&#x017F;t diejenige<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hand-</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0754] 1 Th. 13 Cap. Vom Großo-u. Kramhandel, ꝛc. Denn es haben nicht alle Handwerke das Recht, Handwerks- kram zu halten; ſondern viele muͤſſen ſich mit dem begnuͤgen, was bey ihnen beſtellet wird, und welche daher, im Gegenſatze jener, Lohnhandwerke genennet werden. Jndeſſen ſind doch die kramenden Handwerksleute von den Kauf- und Handels- leuten gar merklich unterſchieden, und zwar 1) in Anſehung des Gegenſtandes, indem die Handwerksleute groͤßtentheils nur ihre eigene Manufacturen verkaufen; und 2) in Anſehung der Art und Weiſe, daß die Handwerker meiſtentheils nur verkaufen, die Kaufleute aber ein- und verkaufen. §. 269. Und dieſer kramenden Handwerke ihre zum Verkaufe ver- fertigte Arbeit pfleget daher Handwerkswaare genennet zu werden. §. 270. Es ſind aber die kramenden Handwerke verſchiedener Art, indem (1) einige nur diejenigen Waaren verkaufen, die ſie ſelbſt verfertiget haben, als z. E. die Schuſter, Klimperer, Becken- ſchlaͤger, Schloͤſſer ꝛc. (2) andere aber zwar nur mit der Waare ihres Handwerks kramen, die ſie aber nicht ſelbſt, ſondern an- dere von ihren Profeßionsverwandten gemacht haben, denen ſie ſolche abkaufen, wie z. E. die Guͤrtler thun; und (3) noch an- dere mit allerley zu ihrem Handwerke eigentlich gar nicht ge- hoͤrigen Waaren kramen, zu denen wir inſonderheit die Nadler rechnen. §. 271. Uebrigens duͤrfen nicht alle kramende Handwerke ihre Waaren im Hauſe verkaufen, und oͤffentlichen Kramladen halten, ſondern muͤſſen nur auf den Maͤrkten in Buden, an Markt- tagen und Jahrmaͤrkten, oder, wie die Fleiſcher und Becker, in Baͤnken und Schragen, ſolches thun. Und iſt vorzuͤglich un- ter den Kramerhandwerken, die an den Markttagen ihre Staͤn- de nach dem Looße, Reih- oder Gaſſenweiſe, neben einander, oder einander gegenuͤber, und feil haben, das ſogenannte Ab- rufen (§. 195.) nicht ungewoͤhnlich: allein nach einer guten Policey wird ſolches in den Marktordnungen, oder auch in den Jnnungsartikeln mancher von dieſen kramenden Hand- werken bey Strafe verboten. Das 14 Capitel. Von der Handlung zu Waſſer und zu Lande. §. 272. I. Die Handlung zu Waſſer (§. 121.), welche, wenn ſie uͤber Meere und Seen geſchieht, inſonderheit die Handlung zur See, oder die Seehandlung genennet wird, iſt diejenige Hand-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/754
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/754>, abgerufen am 16.04.2024.