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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
ehrlich wären. Und die Fleißigen sind Spitzbuben; denn
die sind schuld, daß die braven Leute, die nicht arbeiten
mögen, arm sind. Das könnt Ihr in den Blättern ge-
druckt lesen. Und wenn der Erbförster den Buchjäger
vornimmt
(Pantomime), so kann ihm Niemand was an-
haben drum; denn der Buchjäger hat die ehrlichen Leute
in's Zuchthaus gebracht, wenn sie gestohlen hatten.
Lindenschmied.
Und wird nicht gestraft? Nicht? Und auch ein An-
derer nicht, wenn er's thut?
Frei.
Und auch ein Anderer nicht, sag' ich Euch. Da drü-
ben haben die ehrlichen Leute das Schloß angebrannt und
geplündert; mehre Menschen sind dabei verunglückt;
kräht kein Hahn danach. Wer jetzt so was auszuwetzen
hat. Und der Ulrich braucht nicht weit zu laufen; der
Buchjäger torkelt da im heimlichen Grund herum, hat
den Hut verloren --
Lindenschmied (fährt krampfhaft hastig in die Taschen).
Und nichts -- gar nichts -- nicht ein stumpfes
Messer bei mir!

Der Erbförſter.
ehrlich wären. Und die Fleißigen ſind Spitzbuben; denn
die ſind ſchuld, daß die braven Leute, die nicht arbeiten
mögen, arm ſind. Das könnt Ihr in den Blättern ge-
druckt leſen. Und wenn der Erbförſter den Buchjäger
vornimmt
(Pantomime), ſo kann ihm Niemand was an-
haben drum; denn der Buchjäger hat die ehrlichen Leute
in’s Zuchthaus gebracht, wenn ſie geſtohlen hatten.
Lindenſchmied.
Und wird nicht geſtraft? Nicht? Und auch ein An-
derer nicht, wenn er’s thut?
Frei.
Und auch ein Anderer nicht, ſag’ ich Euch. Da drü-
ben haben die ehrlichen Leute das Schloß angebrannt und
geplündert; mehre Menſchen ſind dabei verunglückt;
kräht kein Hahn danach. Wer jetzt ſo was auszuwetzen
hat. Und der Ulrich braucht nicht weit zu laufen; der
Buchjäger torkelt da im heimlichen Grund herum, hat
den Hut verloren —
Lindenſchmied (fährt krampfhaft haſtig in die Taſchen).
Und nichts — gar nichts — nicht ein ſtumpfes
Meſſer bei mir!

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[88/0102] Der Erbförſter. ehrlich wären. Und die Fleißigen ſind Spitzbuben; denn die ſind ſchuld, daß die braven Leute, die nicht arbeiten mögen, arm ſind. Das könnt Ihr in den Blättern ge- druckt leſen. Und wenn der Erbförſter den Buchjäger vornimmt (Pantomime), ſo kann ihm Niemand was an- haben drum; denn der Buchjäger hat die ehrlichen Leute in’s Zuchthaus gebracht, wenn ſie geſtohlen hatten. Lindenſchmied. Und wird nicht geſtraft? Nicht? Und auch ein An- derer nicht, wenn er’s thut? Frei. Und auch ein Anderer nicht, ſag’ ich Euch. Da drü- ben haben die ehrlichen Leute das Schloß angebrannt und geplündert; mehre Menſchen ſind dabei verunglückt; kräht kein Hahn danach. Wer jetzt ſo was auszuwetzen hat. Und der Ulrich braucht nicht weit zu laufen; der Buchjäger torkelt da im heimlichen Grund herum, hat den Hut verloren — Lindenſchmied (fährt krampfhaft haſtig in die Taſchen). Und nichts — gar nichts — nicht ein ſtumpfes Meſſer bei mir!

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/102>, abgerufen am 29.03.2024.