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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
laß mich nur ausreden -- und der Vetter Wilkens
will die Kinder enterben, wenn Du auf Deinem Kopf
bestehst und ich nicht mit den Kindern bei ihm bin bis
morgen Mittag; da kann ich nichts thun, als -- schwei-
gend geh'n.
Förster (tief athmend).
Du willst --
Försterin.
Ich will nichts; Du willst und der Vetter Wilkens
will. Ihr harten Männer macht das Schicksal und --
wir müssen's erdulden. Wenn Du nachgäbst, ja, dann
könnten wir bleiben. Glaubst Du, ich geh' gern? Für
mich -- ich wollte aushalten bis zum Tod. Aber um
die Kinder -- und um -- Dich mit.
Förster (finster).
Wie so um mich?
Försterin.
Du bist abgesetzt, Du hast kein Vermögen; und
einen andern Dienst in Deinem Alter -- nach Deiner
Geschichte mit dem Stein -- Du könntest --
Förster (heftig).
Almosen nehmen? Von Frau und Kindern?
Försterin.
Ereifre Dich nicht. Ich sage ja nicht: Gib nach; ich
will Dir ja nichts aufdringen. Du kannst nicht nach-
geben und ich -- kann nicht bleiben -- wenn Du nicht
nachgibst. -- Müssen wir auseinander
(ihre Stimme zittert)
Der Erbförſter.
laß mich nur ausreden — und der Vetter Wilkens
will die Kinder enterben, wenn Du auf Deinem Kopf
beſtehſt und ich nicht mit den Kindern bei ihm bin bis
morgen Mittag; da kann ich nichts thun, als — ſchwei-
gend geh’n.
Förſter (tief athmend).
Du willſt —
Förſterin.
Ich will nichts; Du willſt und der Vetter Wilkens
will. Ihr harten Männer macht das Schickſal und —
wir müſſen’s erdulden. Wenn Du nachgäbſt, ja, dann
könnten wir bleiben. Glaubſt Du, ich geh’ gern? Für
mich — ich wollte aushalten bis zum Tod. Aber um
die Kinder — und um — Dich mit.
Förſter (finſter).
Wie ſo um mich?
Förſterin.
Du biſt abgeſetzt, Du haſt kein Vermögen; und
einen andern Dienſt in Deinem Alter — nach Deiner
Geſchichte mit dem Stein — Du könnteſt —
Förſter (heftig).
Almoſen nehmen? Von Frau und Kindern?
Förſterin.
Ereifre Dich nicht. Ich ſage ja nicht: Gib nach; ich
will Dir ja nichts aufdringen. Du kannſt nicht nach-
geben und ich — kann nicht bleiben — wenn Du nicht
nachgibſt. — Müſſen wir auseinander
(ihre Stimme zittert)
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[118/0132] Der Erbförſter. laß mich nur ausreden — und der Vetter Wilkens will die Kinder enterben, wenn Du auf Deinem Kopf beſtehſt und ich nicht mit den Kindern bei ihm bin bis morgen Mittag; da kann ich nichts thun, als — ſchwei- gend geh’n. Förſter (tief athmend). Du willſt — Förſterin. Ich will nichts; Du willſt und der Vetter Wilkens will. Ihr harten Männer macht das Schickſal und — wir müſſen’s erdulden. Wenn Du nachgäbſt, ja, dann könnten wir bleiben. Glaubſt Du, ich geh’ gern? Für mich — ich wollte aushalten bis zum Tod. Aber um die Kinder — und um — Dich mit. Förſter (finſter). Wie ſo um mich? Förſterin. Du biſt abgeſetzt, Du haſt kein Vermögen; und einen andern Dienſt in Deinem Alter — nach Deiner Geſchichte mit dem Stein — Du könnteſt — Förſter (heftig). Almoſen nehmen? Von Frau und Kindern? Förſterin. Ereifre Dich nicht. Ich ſage ja nicht: Gib nach; ich will Dir ja nichts aufdringen. Du kannſt nicht nach- geben und ich — kann nicht bleiben — wenn Du nicht nachgibſt. — Müſſen wir auseinander (ihre Stimme zittert)

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/132>, abgerufen am 20.04.2024.