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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
-- so wollen wir's im Guten. Wir wollen einander
verzeih'n, was das Andere uns zuwider thut oder
(mit
leisem Vorwurf)
-- wovon das Andere denkt, daß man
ihm zuwider thut.
Förster.
Du willst also zum Wilkens?
Försterin.
Ich muß.
Förster.
Und die Kinder sollen mit?
Försterin.
Um die ist's, daß ich's thu'.
Förster.
Wollt Ihr nicht auch den Nero mitnehmen? draußen?
den Hund? Was soll er länger bei seinem abgesetzten
Herrn, der Hund? Nehmt ihn mit, den Hund. Und
wenn ich Recht behalte, wie ich Recht behalten muß --
und als kein Schurke mehr dasteh' vor der Welt -- dann
-- kann er ja wiederkommen, der Hund. Ihr meint, er
geht nicht von mir? Wird doch die Bestie nicht dümmer
sein wie die Menschen sind. Weib und Kinder sind klug
und so'ne arme Bestie will allein dumm sein? Man muß
der Bestie einen Tritt geben für ihre Dummheit. Ein
alter Mann -- ein ruinirter Mann, der als Schurke
daständ, wenn's dem Stein nachging, in seinen weißen
Haaren, und so'ne Bestie will nicht Vernunft annehmen?
Fünfzig Jahre redlich gedient und aus dem Dienst als
Der Erbförſter.
— ſo wollen wir’s im Guten. Wir wollen einander
verzeih’n, was das Andere uns zuwider thut oder
(mit
leiſem Vorwurf)
— wovon das Andere denkt, daß man
ihm zuwider thut.
Förſter.
Du willſt alſo zum Wilkens?
Förſterin.
Ich muß.
Förſter.
Und die Kinder ſollen mit?
Förſterin.
Um die iſt’s, daß ich’s thu’.
Förſter.
Wollt Ihr nicht auch den Nero mitnehmen? draußen?
den Hund? Was ſoll er länger bei ſeinem abgeſetzten
Herrn, der Hund? Nehmt ihn mit, den Hund. Und
wenn ich Recht behalte, wie ich Recht behalten muß —
und als kein Schurke mehr daſteh’ vor der Welt — dann
— kann er ja wiederkommen, der Hund. Ihr meint, er
geht nicht von mir? Wird doch die Beſtie nicht dümmer
ſein wie die Menſchen ſind. Weib und Kinder ſind klug
und ſo’ne arme Beſtie will allein dumm ſein? Man muß
der Beſtie einen Tritt geben für ihre Dummheit. Ein
alter Mann — ein ruinirter Mann, der als Schurke
daſtänd, wenn’s dem Stein nachging, in ſeinen weißen
Haaren, und ſo’ne Beſtie will nicht Vernunft annehmen?
Fünfzig Jahre redlich gedient und aus dem Dienſt als
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[119/0133] Der Erbförſter. — ſo wollen wir’s im Guten. Wir wollen einander verzeih’n, was das Andere uns zuwider thut oder (mit leiſem Vorwurf) — wovon das Andere denkt, daß man ihm zuwider thut. Förſter. Du willſt alſo zum Wilkens? Förſterin. Ich muß. Förſter. Und die Kinder ſollen mit? Förſterin. Um die iſt’s, daß ich’s thu’. Förſter. Wollt Ihr nicht auch den Nero mitnehmen? draußen? den Hund? Was ſoll er länger bei ſeinem abgeſetzten Herrn, der Hund? Nehmt ihn mit, den Hund. Und wenn ich Recht behalte, wie ich Recht behalten muß — und als kein Schurke mehr daſteh’ vor der Welt — dann — kann er ja wiederkommen, der Hund. Ihr meint, er geht nicht von mir? Wird doch die Beſtie nicht dümmer ſein wie die Menſchen ſind. Weib und Kinder ſind klug und ſo’ne arme Beſtie will allein dumm ſein? Man muß der Beſtie einen Tritt geben für ihre Dummheit. Ein alter Mann — ein ruinirter Mann, der als Schurke daſtänd, wenn’s dem Stein nachging, in ſeinen weißen Haaren, und ſo’ne Beſtie will nicht Vernunft annehmen? Fünfzig Jahre redlich gedient und aus dem Dienſt als

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/133>, abgerufen am 19.04.2024.