Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
Försterin.
Ich kann nicht so gut fort wie Du, ohne daß er's
merkt. -- Es konnte Alles noch gut werden -- aber --
es sollte nicht sein. Und Dein Traum? Dir wurde
so leicht, der Himmel wurde so blau -- Siehst Du, im
heimlichen Grunde, am Quell unter den Weiden, da soll
Dein und unser Aller Gram aufhören.
Marie (den Kopf schüttelnd).
Meinst Du, Mutter?
Försterin.
Wenn Du gingst. Wir könnten dann beim Vater
bleiben, der Robert redete nochmal mit seinem Vater,
der Ohm Wilkens gäb' auch nach und der Brautkranz
sollte Dir zum zweitenmal noch schöner steh'n.
Marie.
Ich soll den Vater betrügen, Mutter? Dann glaubt'
ich, mir könnt's nie wieder gut geh'n auf der Welt.
Försterin.
Gingst Du doch für ihn. Vielleicht wenn er morgen
hinaus muß ins Elend oder wenn sie ihn einsetzen in den
Thurm oder noch was Schlimmeres geschieht --
Marie.
Dem Vater? --
Försterin.
Ja. Dann wirst Du vielleicht zu spät denken, wär'
ich doch gegangen!
9*
Der Erbförſter.
Förſterin.
Ich kann nicht ſo gut fort wie Du, ohne daß er’s
merkt. — Es konnte Alles noch gut werden — aber —
es ſollte nicht ſein. Und Dein Traum? Dir wurde
ſo leicht, der Himmel wurde ſo blau — Siehſt Du, im
heimlichen Grunde, am Quell unter den Weiden, da ſoll
Dein und unſer Aller Gram aufhören.
Marie (den Kopf ſchüttelnd).
Meinſt Du, Mutter?
Förſterin.
Wenn Du gingſt. Wir könnten dann beim Vater
bleiben, der Robert redete nochmal mit ſeinem Vater,
der Ohm Wilkens gäb’ auch nach und der Brautkranz
ſollte Dir zum zweitenmal noch ſchöner ſteh’n.
Marie.
Ich ſoll den Vater betrügen, Mutter? Dann glaubt’
ich, mir könnt’s nie wieder gut geh’n auf der Welt.
Förſterin.
Gingſt Du doch für ihn. Vielleicht wenn er morgen
hinaus muß ins Elend oder wenn ſie ihn einſetzen in den
Thurm oder noch was Schlimmeres geſchieht —
Marie.
Dem Vater? —
Förſterin.
Ja. Dann wirſt Du vielleicht zu ſpät denken, wär’
ich doch gegangen!
9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0145" n="131"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ich kann nicht &#x017F;o gut fort wie Du, ohne daß er&#x2019;s<lb/>
merkt. &#x2014; Es konnte Alles noch gut werden &#x2014; aber &#x2014;<lb/>
es <hi rendition="#g">&#x017F;ollte</hi> nicht <hi rendition="#g">&#x017F;ein</hi>. Und Dein Traum? Dir wurde<lb/>
&#x017F;o leicht, der Himmel wurde &#x017F;o blau &#x2014; Sieh&#x017F;t Du, im<lb/>
heimlichen Grunde, am Quell unter den Weiden, da &#x017F;oll<lb/>
Dein und un&#x017F;er Aller Gram aufhören.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Marie</hi> </speaker>
            <stage>(den Kopf &#x017F;chüttelnd).</stage><lb/>
            <p>Mein&#x017F;t Du, Mutter?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wenn Du ging&#x017F;t. Wir könnten dann beim Vater<lb/>
bleiben, der Robert redete nochmal mit &#x017F;einem Vater,<lb/>
der Ohm Wilkens gäb&#x2019; auch nach und der Brautkranz<lb/>
&#x017F;ollte Dir zum zweitenmal noch &#x017F;chöner &#x017F;teh&#x2019;n.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ich &#x017F;oll den Vater betrügen, Mutter? Dann glaubt&#x2019;<lb/>
ich, mir könnt&#x2019;s nie wieder gut geh&#x2019;n auf der Welt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ging&#x017F;t Du doch für ihn. Vielleicht wenn er morgen<lb/>
hinaus muß ins Elend oder wenn &#x017F;ie ihn ein&#x017F;etzen in den<lb/>
Thurm oder noch was Schlimmeres ge&#x017F;chieht &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MAR">
            <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dem Vater? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SOPH">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;terin.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ja. Dann wir&#x017F;t Du vielleicht zu &#x017F;pät denken, wär&#x2019;<lb/>
ich doch gegangen!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0145] Der Erbförſter. Förſterin. Ich kann nicht ſo gut fort wie Du, ohne daß er’s merkt. — Es konnte Alles noch gut werden — aber — es ſollte nicht ſein. Und Dein Traum? Dir wurde ſo leicht, der Himmel wurde ſo blau — Siehſt Du, im heimlichen Grunde, am Quell unter den Weiden, da ſoll Dein und unſer Aller Gram aufhören. Marie (den Kopf ſchüttelnd). Meinſt Du, Mutter? Förſterin. Wenn Du gingſt. Wir könnten dann beim Vater bleiben, der Robert redete nochmal mit ſeinem Vater, der Ohm Wilkens gäb’ auch nach und der Brautkranz ſollte Dir zum zweitenmal noch ſchöner ſteh’n. Marie. Ich ſoll den Vater betrügen, Mutter? Dann glaubt’ ich, mir könnt’s nie wieder gut geh’n auf der Welt. Förſterin. Gingſt Du doch für ihn. Vielleicht wenn er morgen hinaus muß ins Elend oder wenn ſie ihn einſetzen in den Thurm oder noch was Schlimmeres geſchieht — Marie. Dem Vater? — Förſterin. Ja. Dann wirſt Du vielleicht zu ſpät denken, wär’ ich doch gegangen! 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/145
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/145>, abgerufen am 25.04.2024.