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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
Marie.
Weil --
Försterin
(fällt ein aus Furcht, Marie möchte die Wahrheit sagen).
Der Suppe wegen; ob sie die wärmen soll?
Förster.
Nein. Und was willst Du noch, dummes Ding?
(Wendet sich ab. Da Marie zögert, rauh) Hörst Du?
Marie (zur Försterin zurück).
Mutter, er hat geweint! Ich sah eine Thräne an
seiner Wimper hängen, Mutter! und ich will ihn be-
trügen.
Försterin.
Er weint, daß er in seinem Alter noch in's Elend
soll. -- Und Du -- mußt ja nicht geh'n.
Marie.
Wenn Du so sprichst, Mutter! -- Ich gehe ja.
Försterin.
So sag' gute Nacht; Zeit ist's nunmehr. Ich helfe
Dir dann aus dem Fenster steigen. Jetzt wartet der Ro-
bert schon. Du kannst bald zurück sein.
Marie.
Ja, Mutter, ich will geh'n. Aber nicht um den
Robert, Mutter, und um mich; nur für den Vater. Ich
will's ihm sagen. Robert, will ich ihm sagen, Du findest
noch ein Mädchen, schöner und besser als mich, aber mein
Vater findet kein Kind mehr, wenn ich ihn lasse. Ich
Der Erbförſter.
Marie.
Weil —
Förſterin
(fällt ein aus Furcht, Marie möchte die Wahrheit ſagen).
Der Suppe wegen; ob ſie die wärmen ſoll?
Förſter.
Nein. Und was willſt Du noch, dummes Ding?
(Wendet ſich ab. Da Marie zögert, rauh) Hörſt Du?
Marie (zur Förſterin zurück).
Mutter, er hat geweint! Ich ſah eine Thräne an
ſeiner Wimper hängen, Mutter! und ich will ihn be-
trügen.
Förſterin.
Er weint, daß er in ſeinem Alter noch in’s Elend
ſoll. — Und Du — mußt ja nicht geh’n.
Marie.
Wenn Du ſo ſprichſt, Mutter! — Ich gehe ja.
Förſterin.
So ſag’ gute Nacht; Zeit iſt’s nunmehr. Ich helfe
Dir dann aus dem Fenſter ſteigen. Jetzt wartet der Ro-
bert ſchon. Du kannſt bald zurück ſein.
Marie.
Ja, Mutter, ich will geh’n. Aber nicht um den
Robert, Mutter, und um mich; nur für den Vater. Ich
will’s ihm ſagen. Robert, will ich ihm ſagen, Du findeſt
noch ein Mädchen, ſchöner und beſſer als mich, aber mein
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[133/0147] Der Erbförſter. Marie. Weil — Förſterin (fällt ein aus Furcht, Marie möchte die Wahrheit ſagen). Der Suppe wegen; ob ſie die wärmen ſoll? Förſter. Nein. Und was willſt Du noch, dummes Ding? (Wendet ſich ab. Da Marie zögert, rauh) Hörſt Du? Marie (zur Förſterin zurück). Mutter, er hat geweint! Ich ſah eine Thräne an ſeiner Wimper hängen, Mutter! und ich will ihn be- trügen. Förſterin. Er weint, daß er in ſeinem Alter noch in’s Elend ſoll. — Und Du — mußt ja nicht geh’n. Marie. Wenn Du ſo ſprichſt, Mutter! — Ich gehe ja. Förſterin. So ſag’ gute Nacht; Zeit iſt’s nunmehr. Ich helfe Dir dann aus dem Fenſter ſteigen. Jetzt wartet der Ro- bert ſchon. Du kannſt bald zurück ſein. Marie. Ja, Mutter, ich will geh’n. Aber nicht um den Robert, Mutter, und um mich; nur für den Vater. Ich will’s ihm ſagen. Robert, will ich ihm ſagen, Du findeſt noch ein Mädchen, ſchöner und beſſer als mich, aber mein Vater findet kein Kind mehr, wenn ich ihn laſſe. Ich

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/147>, abgerufen am 28.03.2024.