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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
will's ihm sagen; Robert, will ich ihm sagen, ich will Dich
vergessen; Gott wird mir's geben, daß ich Dich vergessen
kann. Bleib' fern von mir, daß ich Dich nicht wieder-
seh'. Er wird's, nicht, Mutter? er wird's; ich hab' ihn
ja so sehr geliebt.
Försterin.
Geh' nur; sag' gute Nacht und laß Dir nichts
merken.
Marie (steht beim Förster).
Försterin.
Die Marie will Dir gute Nacht sagen.
Förster.
Kannst's nicht selbst, dummes Ding?
Marie (sich beherrschend).
Gute Nacht, Vater.
Förster.
Gute Nacht. -- Ihr braucht nicht auf mich zu war-
ten morgen, wenn Ihr zum Ohm geht. Ich bin vielleicht
schon aus. Ich hab' einen Gang; weiß nicht, ob ich
wiederkomme -- morgen. Und nehmt den Nero mit --
und was sonst noch da ist, nehmt Alles mit. Ich brauche
nichts mehr -- als mein Handwerkszeug, meinen Stutz
und -- Pulver und Blei. Die andern Flinten könnt Ihr
verkaufen. Geh' zum Wilkens Du, armes Ding, der
Wilkens verschafft Dir vielleicht den Robert noch -- wenn
ich nur erst fort bin; wenn die Leute nur erst vergessen
haben, daß Dein Vater ein abgesetzter Mann war.
Der Erbförſter.
will’s ihm ſagen; Robert, will ich ihm ſagen, ich will Dich
vergeſſen; Gott wird mir’s geben, daß ich Dich vergeſſen
kann. Bleib’ fern von mir, daß ich Dich nicht wieder-
ſeh’. Er wird’s, nicht, Mutter? er wird’s; ich hab’ ihn
ja ſo ſehr geliebt.
Förſterin.
Geh’ nur; ſag’ gute Nacht und laß Dir nichts
merken.
Marie (ſteht beim Förſter).
Förſterin.
Die Marie will Dir gute Nacht ſagen.
Förſter.
Kannſt’s nicht ſelbſt, dummes Ding?
Marie (ſich beherrſchend).
Gute Nacht, Vater.
Förſter.
Gute Nacht. — Ihr braucht nicht auf mich zu war-
ten morgen, wenn Ihr zum Ohm geht. Ich bin vielleicht
ſchon aus. Ich hab’ einen Gang; weiß nicht, ob ich
wiederkomme — morgen. Und nehmt den Nero mit —
und was ſonſt noch da iſt, nehmt Alles mit. Ich brauche
nichts mehr — als mein Handwerkszeug, meinen Stutz
und — Pulver und Blei. Die andern Flinten könnt Ihr
verkaufen. Geh’ zum Wilkens Du, armes Ding, der
Wilkens verſchafft Dir vielleicht den Robert noch — wenn
ich nur erſt fort bin; wenn die Leute nur erſt vergeſſen
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[134/0148] Der Erbförſter. will’s ihm ſagen; Robert, will ich ihm ſagen, ich will Dich vergeſſen; Gott wird mir’s geben, daß ich Dich vergeſſen kann. Bleib’ fern von mir, daß ich Dich nicht wieder- ſeh’. Er wird’s, nicht, Mutter? er wird’s; ich hab’ ihn ja ſo ſehr geliebt. Förſterin. Geh’ nur; ſag’ gute Nacht und laß Dir nichts merken. Marie (ſteht beim Förſter). Förſterin. Die Marie will Dir gute Nacht ſagen. Förſter. Kannſt’s nicht ſelbſt, dummes Ding? Marie (ſich beherrſchend). Gute Nacht, Vater. Förſter. Gute Nacht. — Ihr braucht nicht auf mich zu war- ten morgen, wenn Ihr zum Ohm geht. Ich bin vielleicht ſchon aus. Ich hab’ einen Gang; weiß nicht, ob ich wiederkomme — morgen. Und nehmt den Nero mit — und was ſonſt noch da iſt, nehmt Alles mit. Ich brauche nichts mehr — als mein Handwerkszeug, meinen Stutz und — Pulver und Blei. Die andern Flinten könnt Ihr verkaufen. Geh’ zum Wilkens Du, armes Ding, der Wilkens verſchafft Dir vielleicht den Robert noch — wenn ich nur erſt fort bin; wenn die Leute nur erſt vergeſſen haben, daß Dein Vater ein abgeſetzter Mann war.

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/148>, abgerufen am 25.04.2024.