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Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

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Der Erbförster.
sehn -- da kommt denn das Elend haufenweise und ich
möchte wissen, was d'raus werden sollte, wenn ich sie
noch in's Gesicht loben wollte darum. Da brumm' ich
denn und fluch' eins wie ein Landsknecht, aber dabei
mach' ich ganz sachte Platz, daß sie freie Hände kriegt.
Und merk' ich nun, sie ist fertig, da komm' ich wieder
wie von ungefähr gebrummt und gewettert. Da heißt's:
der Erbförster ist schlimmer auf die Armuth wie der Teu-
fel, aber seine Frau und sein Mädel, das sind Engel
vom Himmel. Und das sagen sie, daß ich's hören soll.
Und ich hör's auch; aber ich thu' nicht dergleichen und
lach' mir inwendig eins und äußerlich thu' ich noch um
eins so barsch. -- Es scheint, draußen kommen die Gäste
schon. Robert, meine Frau und mein Mädel, meine
Marie -- wenn ich einmal -- Du verstehst mich, Ro-
bert. Gib mir die Hand. Gott sieht uns.
(Wischt sich über
das Auge.)
Himmelelement! -- Daß Du den Weibern
nichts merken läßt -- und regierst sie, wie's sein muß --

(Er wendet sich um, seine Weichheit zu verbergen, mit Geberden seinen
Zorn ausdrückend, daß er sie nicht bezwingen kann. In der Thür trifft
er auf:)

Der Erbförſter.
ſehn — da kommt denn das Elend haufenweiſe und ich
möchte wiſſen, was d’raus werden ſollte, wenn ich ſie
noch in’s Geſicht loben wollte darum. Da brumm’ ich
denn und fluch’ eins wie ein Landsknecht, aber dabei
mach’ ich ganz ſachte Platz, daß ſie freie Hände kriegt.
Und merk’ ich nun, ſie iſt fertig, da komm’ ich wieder
wie von ungefähr gebrummt und gewettert. Da heißt’s:
der Erbförſter iſt ſchlimmer auf die Armuth wie der Teu-
fel, aber ſeine Frau und ſein Mädel, das ſind Engel
vom Himmel. Und das ſagen ſie, daß ich’s hören ſoll.
Und ich hör’s auch; aber ich thu’ nicht dergleichen und
lach’ mir inwendig eins und äußerlich thu’ ich noch um
eins ſo barſch. — Es ſcheint, draußen kommen die Gäſte
ſchon. Robert, meine Frau und mein Mädel, meine
Marie — wenn ich einmal — Du verſtehſt mich, Ro-
bert. Gib mir die Hand. Gott ſieht uns.
(Wiſcht ſich über
das Auge.)
Himmelelement! — Daß Du den Weibern
nichts merken läßt — und regierſt ſie, wie’s ſein muß —

(Er wendet ſich um, ſeine Weichheit zu verbergen, mit Geberden ſeinen
Zorn ausdrückend, daß er ſie nicht bezwingen kann. In der Thür trifft
er auf:)

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[26/0040] Der Erbförſter. ſehn — da kommt denn das Elend haufenweiſe und ich möchte wiſſen, was d’raus werden ſollte, wenn ich ſie noch in’s Geſicht loben wollte darum. Da brumm’ ich denn und fluch’ eins wie ein Landsknecht, aber dabei mach’ ich ganz ſachte Platz, daß ſie freie Hände kriegt. Und merk’ ich nun, ſie iſt fertig, da komm’ ich wieder wie von ungefähr gebrummt und gewettert. Da heißt’s: der Erbförſter iſt ſchlimmer auf die Armuth wie der Teu- fel, aber ſeine Frau und ſein Mädel, das ſind Engel vom Himmel. Und das ſagen ſie, daß ich’s hören ſoll. Und ich hör’s auch; aber ich thu’ nicht dergleichen und lach’ mir inwendig eins und äußerlich thu’ ich noch um eins ſo barſch. — Es ſcheint, draußen kommen die Gäſte ſchon. Robert, meine Frau und mein Mädel, meine Marie — wenn ich einmal — Du verſtehſt mich, Ro- bert. Gib mir die Hand. Gott ſieht uns. (Wiſcht ſich über das Auge.) Himmelelement! — Daß Du den Weibern nichts merken läßt — und regierſt ſie, wie’s ſein muß — (Er wendet ſich um, ſeine Weichheit zu verbergen, mit Geberden ſeinen Zorn ausdrückend, daß er ſie nicht bezwingen kann. In der Thür trifft er auf:)

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/40>, abgerufen am 24.04.2024.