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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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1.
Was wilst du dich/ mein Hertze/ selbst verzehren?
Mit Schwermuths-Bley dein eigner Hencker seyn/
Und vor der Zeit dir baun den Leichen-Stein/
Ein frischer Tag kan frischen Trost gewehren/
Die Nacht so uns mit Sorgen-Ach einwiegt/
Ist/ wann die Sonn aufgeht/ durch Himmels-Lust besiegt.
2.
GOTT der mein Trost/ und als ein Vater sorget/
Ist in dem Weh der Hafen sichrer Ruh/
Der wird sein Kind mit Gnaden decken zu/
Wenn alles Leid die Unglücks-Pfeile borget;
Dem stell ich heim/ was über mich bestimmt/
Ich weiß/ daß er sich doch stets meiner Noth annimmt.
3.
Ein gräßlich Traum/ kan nicht die Sinnen schrecken/
Noch Angst beziehn mein GOTT-ergebnes Hertz.
Ein Hoffnungs-Blick bestillet allen Schmertz/
Der wil erfreut mit Wonne mich bedecken/
Gedult die bleibt mein reines Eigenthum/
Und GOttes Wunder-Schutz der sichre Christen-Ruhm
4.
Darum mein Geist streich alle Hertzens-Schläge/
Den Schwermuths-Gramm aus deinen Adern aus/
So nicht mehr gilt/ als fauler Ziegel-Grauß/
GOTT träget schon vor dich die Vater-Pflege;
Das Ende wird darauf beglücket seyn/
Wenn auf den rauhen Sturm folgt heller Sonnen-schein.
Die Ein und Zwanzigste Art.
Ringel-Reime/ und Ringel-Oden.

Reg. 1.

RIngel-Reime werden von den Frantzosen Rondeau
genennt; Solche bestehen aus 15. Verssen/ al-
wo der 1. 2. 5. 6. 10. 11. und 14. auf der einen Sei-

ten/
K 3
1.
Was wilſt du dich/ mein Hertze/ ſelbſt verzehren?
Mit Schwermuths-Bley dein eigner Hencker ſeyn/
Und vor der Zeit dir baun den Leichen-Stein/
Ein friſcher Tag kan friſchen Troſt gewehren/
Die Nacht ſo uns mit Sorgen-Ach einwiegt/
Iſt/ wann die Sonn aufgeht/ durch Him̃els-Luſt beſiegt.
2.
GOTT der mein Troſt/ und als ein Vater ſorget/
Iſt in dem Weh der Hafen ſichrer Ruh/
Der wird ſein Kind mit Gnaden decken zu/
Wenn alles Leid die Ungluͤcks-Pfeile borget;
Dem ſtell ich heim/ was uͤber mich beſtimmt/
Ich weiß/ daß er ſich doch ſtets meiner Noth annim̃t.
3.
Ein graͤßlich Traum/ kan nicht die Sinnen ſchrecken/
Noch Angſt beziehn mein GOTT-ergebnes Hertz.
Ein Hoffnungs-Blick beſtillet allen Schmertz/
Der wil erfreut mit Wonne mich bedecken/
Gedult die bleibt mein reines Eigenthum/
Und GOttes Wunder-Schutz der ſichre Chriſten-Ruhm
4.
Darum mein Geiſt ſtreich alle Hertzens-Schlaͤge/
Den Schwermuths-Gramm aus deinen Adern aus/
So nicht mehr gilt/ als fauler Ziegel-Grauß/
GOTT traͤget ſchon vor dich die Vater-Pflege;
Das Ende wird darauf begluͤcket ſeyn/
Weñ auf den rauhen Sturm folgt heller Soñen-ſchein.
Die Ein und Zwanzigſte Art.
Ringel-Reime/ und Ringel-Oden.

Reg. 1.

RIngel-Reime werdẽ von den Frantzoſen Rondeau
genennt; Solche beſtehen aus 15. Verſſen/ al-
wo der 1. 2. 5. 6. 10. 11. und 14. auf der einen Sei-

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[149/0167] 1. Was wilſt du dich/ mein Hertze/ ſelbſt verzehren? Mit Schwermuths-Bley dein eigner Hencker ſeyn/ Und vor der Zeit dir baun den Leichen-Stein/ Ein friſcher Tag kan friſchen Troſt gewehren/ Die Nacht ſo uns mit Sorgen-Ach einwiegt/ Iſt/ wann die Sonn aufgeht/ durch Him̃els-Luſt beſiegt. 2. GOTT der mein Troſt/ und als ein Vater ſorget/ Iſt in dem Weh der Hafen ſichrer Ruh/ Der wird ſein Kind mit Gnaden decken zu/ Wenn alles Leid die Ungluͤcks-Pfeile borget; Dem ſtell ich heim/ was uͤber mich beſtimmt/ Ich weiß/ daß er ſich doch ſtets meiner Noth annim̃t. 3. Ein graͤßlich Traum/ kan nicht die Sinnen ſchrecken/ Noch Angſt beziehn mein GOTT-ergebnes Hertz. Ein Hoffnungs-Blick beſtillet allen Schmertz/ Der wil erfreut mit Wonne mich bedecken/ Gedult die bleibt mein reines Eigenthum/ Und GOttes Wunder-Schutz der ſichre Chriſten-Ruhm 4. Darum mein Geiſt ſtreich alle Hertzens-Schlaͤge/ Den Schwermuths-Gramm aus deinen Adern aus/ So nicht mehr gilt/ als fauler Ziegel-Grauß/ GOTT traͤget ſchon vor dich die Vater-Pflege; Das Ende wird darauf begluͤcket ſeyn/ Weñ auf den rauhen Sturm folgt heller Soñen-ſchein. Die Ein und Zwanzigſte Art. Ringel-Reime/ und Ringel-Oden. Reg. 1. RIngel-Reime werdẽ von den Frantzoſen Rondeau genennt; Solche beſtehen aus 15. Verſſen/ al- wo der 1. 2. 5. 6. 10. 11. und 14. auf der einen Sei- ten/ K 3

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/167>, abgerufen am 25.04.2024.