Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

seinen Brieffen kürtzlich geben/ wer sich exer ciren wil/
kan solche ausführen. Der Titel ist:

Hoffmanswaldau-Cento.
p. 62. Ein Brieff aus frembder Lufft und von bekandten Häuden/
Begrüßt und küsset dich/ so gut er beydes kan.
Es heist die grüne Treu mich dieses übersenden/
Ich weiß/ du nimmst es auch mit solchen Händen an.
p. 34. Ich bin gantz ungewohnt die Feder recht zu führen/
Ich kenne noch den Marckt der schönen Worte nicht/
Es weiß kein runder Spruch mein Schreiben noch zu zieren/
Weil mir der Anfang auch des Schreibens fast ge-
p. 100. Ich lebe nur in dir und bin mir abgestorben/ (bricht/
Ich bin dem Monde gleich/ der ohne Sonn erblaßt/
Bistu zu weit von mir so bin ich auch verdorben/
Wie leb ich ohne dich/ weil du mein Hertze hast/
p. 91. Ein Trieb von Ungedult/ ein unbekandter Schmertzen/
Den ich nicht nennen kan/ entführt mich selber mir/
Mein Geist beweinet mich/ und wünscht mit mir zu
schertzen/
Wann ich entschlaffen bin/ so sprachet er von dir/
p. 11. Itzt schmeck ich albereit/ die hochgewünschten Stunden/
Ach Sonne säume nicht/ und ende deinen Lauff/
Du weist ja wie mir ist/ du hast es auch empfunden/
Mein Brieflein schließ ich zu/ und meine Kammer auf. etc.

Reg. 4. Ein Cento und Parodi werden von ein-
ander unterschieden. Der Cento wird aus dem gan-
tzen Wercke ausgelesen und zusammen getragen/ mit
eben den Worten/ wie sie der erste Author gemacht.
Die Parodie aber bestehet in Verwechselung der Wor-
te und des Verstandes/ besiehe die 17. Art.

Die Neun und zwantzigste Art.
Heterosis und Metaphrasis.
Reg. 1.

HEterosis ist/ wenn ein Metrum in das andere ver-

wandelt

ſeinen Brieffen kuͤrtzlich geben/ wer ſich exer ciren wil/
kan ſolche ausfuͤhren. Der Titel iſt:

Hoffmanswaldau-Cento.
p. 62. Ein Brieff aus frembder Lufft uñ von bekandten Haͤudẽ/
Begruͤßt und kuͤſſet dich/ ſo gut er beydes kan.
Es heiſt die gruͤne Treu mich dieſes uͤberſenden/
Ich weiß/ du nim̃ſt es auch mit ſolchen Haͤnden an.
p. 34. Ich bin gantz ungewohnt die Feder recht zu fuͤhren/
Ich kenne noch den Marckt der ſchoͤnen Worte nicht/
Es weiß kein runder Spruch mein Schreibẽ noch zu zierẽ/
Weil mir der Anfang auch des Schreibens faſt ge-
p. 100. Ich lebe nur in dir und bin mir abgeſtorben/ (bricht/
Ich bin dem Monde gleich/ der ohne Sonn erblaßt/
Biſtu zu weit von mir ſo bin ich auch verdorben/
Wie leb ich ohne dich/ weil du mein Hertze haſt/
p. 91. Ein Trieb von Ungedult/ ein unbekandter Schmertzen/
Den ich nicht neñen kan/ entfuͤhrt mich ſelber mir/
Mein Geiſt beweinet mich/ und wuͤnſcht mit mir zu
ſchertzen/
Wann ich entſchlaffen bin/ ſo ſprachet er von dir/
p. 11. Itzt ſchmeck ich albereit/ die hochgewuͤnſchten Stunden/
Ach Sonne ſaͤume nicht/ und ende deinen Lauff/
Du weiſt ja wie mir iſt/ du haſt es auch empfunden/
Mein Brieflein ſchließ ich zu/ und meine Kam̃er auf. ꝛc.

Reg. 4. Ein Cento und Parodi werden von ein-
ander unterſchieden. Der Cento wird aus dem gan-
tzen Wercke ausgeleſen und zuſammen getragen/ mit
eben den Worten/ wie ſie der erſte Author gemacht.
Die Parodie aber beſtehet in Verwechſelung der Wor-
te und des Verſtandes/ beſiehe die 17. Art.

Die Neun und zwantzigſte Art.
Heteroſis und Metaphraſis.
Reg. 1.

HEteroſis iſt/ wenn ein Metrum in das andere ver-

wandelt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0188" n="170"/>
&#x017F;einen Brieffen ku&#x0364;rtzlich geben/ wer &#x017F;ich <hi rendition="#aq">exer ci</hi>ren wil/<lb/>
kan &#x017F;olche ausfu&#x0364;hren. Der Titel i&#x017F;t:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <head>Hoffmanswaldau<hi rendition="#aq">-Cento.</hi></head><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#aq">p.</hi> 62. Ein Brieff aus frembder Lufft un&#x0303; von bekandten Ha&#x0364;ude&#x0303;/</l><lb/>
              <l>Begru&#x0364;ßt und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et dich/ &#x017F;o gut er beydes kan.</l><lb/>
              <l>Es hei&#x017F;t die gru&#x0364;ne Treu mich die&#x017F;es u&#x0364;ber&#x017F;enden/</l><lb/>
              <l>Ich weiß/ du nim&#x0303;&#x017F;t es auch mit &#x017F;olchen Ha&#x0364;nden an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#aq">p.</hi> 34. Ich bin gantz ungewohnt die Feder recht zu fu&#x0364;hren/</l><lb/>
              <l>Ich kenne noch den Marckt der &#x017F;cho&#x0364;nen Worte nicht/</l><lb/>
              <l>Es weiß kein runder Spruch mein Schreibe&#x0303; noch zu ziere&#x0303;/</l><lb/>
              <l xml:id="z3" next="#z4">Weil mir der Anfang auch des Schreibens fa&#x017F;t ge-</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#aq">p.</hi> 100. Ich lebe nur in dir und bin mir abge&#x017F;torben/</l>
              <l xml:id="z4" prev="#z3"> <hi rendition="#et">(bricht/</hi> </l><lb/>
              <l>Ich bin dem Monde gleich/ der ohne Sonn erblaßt/</l><lb/>
              <l>Bi&#x017F;tu zu weit von mir &#x017F;o bin ich auch verdorben/</l><lb/>
              <l>Wie leb ich ohne dich/ weil du mein Hertze ha&#x017F;t/</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#aq">p.</hi> 91. Ein Trieb von Ungedult/ ein unbekandter Schmertzen/</l><lb/>
              <l>Den ich nicht nen&#x0303;en kan/ entfu&#x0364;hrt mich &#x017F;elber mir/</l><lb/>
              <l>Mein Gei&#x017F;t beweinet mich/ und wu&#x0364;n&#x017F;cht mit mir zu</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chertzen/</hi> </l><lb/>
              <l>Wann ich ent&#x017F;chlaffen bin/ &#x017F;o &#x017F;prachet er von dir/</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#aq">p.</hi> 11. Itzt &#x017F;chmeck ich albereit/ die hochgewu&#x0364;n&#x017F;chten Stunden/</l><lb/>
              <l>Ach Sonne &#x017F;a&#x0364;ume nicht/ und ende deinen Lauff/</l><lb/>
              <l>Du wei&#x017F;t ja wie mir i&#x017F;t/ du ha&#x017F;t es auch empfunden/</l><lb/>
              <l>Mein Brieflein &#x017F;chließ ich zu/ und meine Kam&#x0303;er auf. &#xA75B;c.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Reg.</hi> 4. Ein <hi rendition="#aq">Cento</hi> und <hi rendition="#aq">Parodi</hi> werden von ein-<lb/>
ander unter&#x017F;chieden. Der <hi rendition="#aq">Cento</hi> wird aus dem gan-<lb/>
tzen Wercke ausgele&#x017F;en und zu&#x017F;ammen getragen/ mit<lb/>
eben den Worten/ wie &#x017F;ie der er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Author</hi> gemacht.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Parodie</hi> aber be&#x017F;tehet in Verwech&#x017F;elung der Wor-<lb/>
te und des Ver&#x017F;tandes/ be&#x017F;iehe die 17. Art.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b">Die Neun und zwantzig&#x017F;te Art.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Hetero&#x017F;is</hi> <hi rendition="#b">und</hi> <hi rendition="#aq">Metaphra&#x017F;is.</hi> </head><lb/>
          <div n="4">
            <head><hi rendition="#aq">Reg.</hi> 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">H</hi>Etero&#x017F;is</hi> i&#x017F;t/ wenn ein <hi rendition="#aq">Metrum</hi> in das andere ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wandelt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0188] ſeinen Brieffen kuͤrtzlich geben/ wer ſich exer ciren wil/ kan ſolche ausfuͤhren. Der Titel iſt: Hoffmanswaldau-Cento. p. 62. Ein Brieff aus frembder Lufft uñ von bekandten Haͤudẽ/ Begruͤßt und kuͤſſet dich/ ſo gut er beydes kan. Es heiſt die gruͤne Treu mich dieſes uͤberſenden/ Ich weiß/ du nim̃ſt es auch mit ſolchen Haͤnden an. p. 34. Ich bin gantz ungewohnt die Feder recht zu fuͤhren/ Ich kenne noch den Marckt der ſchoͤnen Worte nicht/ Es weiß kein runder Spruch mein Schreibẽ noch zu zierẽ/ Weil mir der Anfang auch des Schreibens faſt ge- p. 100. Ich lebe nur in dir und bin mir abgeſtorben/ (bricht/ Ich bin dem Monde gleich/ der ohne Sonn erblaßt/ Biſtu zu weit von mir ſo bin ich auch verdorben/ Wie leb ich ohne dich/ weil du mein Hertze haſt/ p. 91. Ein Trieb von Ungedult/ ein unbekandter Schmertzen/ Den ich nicht neñen kan/ entfuͤhrt mich ſelber mir/ Mein Geiſt beweinet mich/ und wuͤnſcht mit mir zu ſchertzen/ Wann ich entſchlaffen bin/ ſo ſprachet er von dir/ p. 11. Itzt ſchmeck ich albereit/ die hochgewuͤnſchten Stunden/ Ach Sonne ſaͤume nicht/ und ende deinen Lauff/ Du weiſt ja wie mir iſt/ du haſt es auch empfunden/ Mein Brieflein ſchließ ich zu/ und meine Kam̃er auf. ꝛc. Reg. 4. Ein Cento und Parodi werden von ein- ander unterſchieden. Der Cento wird aus dem gan- tzen Wercke ausgeleſen und zuſammen getragen/ mit eben den Worten/ wie ſie der erſte Author gemacht. Die Parodie aber beſtehet in Verwechſelung der Wor- te und des Verſtandes/ beſiehe die 17. Art. Die Neun und zwantzigſte Art. Heteroſis und Metaphraſis. Reg. 1. HEteroſis iſt/ wenn ein Metrum in das andere ver- wandelt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/188
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/188>, abgerufen am 20.04.2024.