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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Vor-Rede
wol auch kostbahre und Mausoleische Grabstellen und
Schwibbogen/ und endlich viel weitberühmte warme
Bäder/ Heil- und Sauerbrunnen zu besehen und zu be-
trachten/ habe ich ihn/ wiewol ungern/ ziehen lassen/ und
ersuche hiemit den großgünstigen Leser denselben auff-
und anzunehmen/ und ihm mit Gewogenheit und freund-
lichen Willen beygethan zu seyn und zu verbleiben.
Hiemit sey ihm von mir ein freudenreiches/ gesundes
und gesegnetes Newes Jahr hertzlich gewüntschet.



An Hn. M. Michael Schirmern/
Käyserlichen gekrönten Poeten/ und dreyßigjährigen

Jugend-Lehrern zum Berlin.

Als er den Lateinischen Poeten Virgilius Deutsche
Poetisch übersetzte.

[Spaltenumbruch]
HAst du/ Schirmer/ noch nicht
gnung
Deine Poesie getrieben/
Wann du beydes Alt und Jung
Manchen schönen Vers geschrie-
ben?
Nein. Der Römische Virgil
Muß auch Deutsch gelesen werden.
Ist wol etwas auf der Erden/
Das der Mensch nicht wissen wil?
Syrisch/ Grichisch und Latein/
Jüd-Arabisch/ und was Menge
Der berühmten Spraachen seyn;
Werden endlich in die Länge/
Deutschland/ deinen Söhnen kund.
[Spaltenumbruch] Wannenher? Die Deutschen
Zungen
Lernen alles ungezwungen;
Was versagt der Deutsche
Mund?
Schirmer hangt ein Muster
aus?
Was Virgilius geschrieben/
Der in Mantua sein Hauß/
Ist bißher Lateinisch blieben/
Und verbleibt wan Schirmer wil.
Schirmer der Poet aus Meiße:
Schirmer sol nicht Schirmer
heissen/
Sondern Meißnischer Virgil.

Vor-Rede
wol auch koſtbahre und Mauſoleiſche Grabſtellen und
Schwibbogen/ und endlich viel weitberuͤhmte warme
Baͤder/ Heil- und Sauerbrunnen zu beſehen und zu be-
trachten/ habe ich ihn/ wiewol ungern/ ziehen laſſen/ und
erſuche hiemit den großguͤnſtigen Leſer denſelben auff-
und anzunehmen/ und ihm mit Gewogenheit und freund-
lichen Willen beygethan zu ſeyn und zu verbleiben.
Hiemit ſey ihm von mir ein freudenreiches/ geſundes
und geſegnetes Newes Jahr hertzlich gewuͤntſchet.



An Hn. M. Michael Schirmern/
Kaͤyſerlichen gekroͤnten Poeten/ und dreyßigjaͤhrigen

Jugend-Lehrern zum Berlin.

Als er den Lateiniſchen Poeten Virgilius Deutſche
Poetiſch uͤberſetzte.

[Spaltenumbruch]
HAſt du/ Schirmer/ noch nicht
gnung
Deine Poeſie getrieben/
Wann du beydes Alt und Jung
Manchen ſchoͤnen Vers geſchrie-
ben?
Nein. Der Roͤmiſche Virgil
Muß auch Deutſch geleſen werdẽ.
Iſt wol etwas auf der Erden/
Das der Menſch nicht wiſſen wil?
Syriſch/ Grichiſch und Latein/
Juͤd-Arabiſch/ und was Menge
Der beruͤhmten Spraachen ſeyn;
Werden endlich in die Laͤnge/
Deutſchland/ deinen Soͤhnẽ kund.
[Spaltenumbruch] Wannenher? Die Deutſchen
Zungen
Lernen alles ungezwungen;
Was verſagt der Deutſche
Mund?
Schirmer hangt ein Muſter
aus?
Was Virgilius geſchrieben/
Der in Mantua ſein Hauß/
Iſt bißher Lateiniſch blieben/
Und verbleibt wan Schiꝛmer wil.
Schirmer der Poet aus Meiße:
Schirmer ſol nicht Schirmer
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Sondern Meißniſcher Virgil.
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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/21>, abgerufen am 28.03.2024.