Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Das III. Capitel/ von denen grossen Lehn-Banquen.
Das III. Capitel.

Von denen grossen Lehn-Banquen, welche zu Nutzen
eines gantzen Landes oder Stadt/ sonderlich aber in grossen
Städten zur Beförderung der Commercien angerichtet wer-
den/ und woher füglich der Fundus, oder das Anlags-
Capital, zu solchem herzunehmen sey?

Wir werden in diesem Capitel nicht von denen Montibus Pietatis,
oder so genannten Lombards-Leih- oder Assistenz-Häusern/
(als von welchen wir kürtzlich einen gantzen Tractat heraus gegeben/
und wie solche füglich und ohne Beschwer des Publici etabliret werden
können/ darinnen angewiesen) sondern von grossen Lehn-Banquen, oder
solchen Häusern und Stifftungen reden/ in welchen an sich selbst zwar
Wohlhabenden/ aber doch manchmahl jählings Geld-bedürfftigen Leu-
ten/ auf gnugsames Unterpfand oder Versicherung/ mit baarem Gelde
auf eine gewisse Zeit ausgeholffen wird/ biß sie selbst Geld einbekom-
men/ und also ihre gemachte Schuld wieder abtragen können. Es ge-
reichet solches vornehmlich zum Dienst und grossem Nutzen der Kauff-
mannschafft. Dann wie manchem Kauffmann stösset nicht offt eine Par-
tey Waaren zur Hand/ welche er mit einem sonderbahren Vortheil kauf-
fen/ und hernach mit grossem Profit wieder absetzen könte/ wann er nur
gleich baar Geld darzu hatte. Nun er aber solches in andern curren-
t
en Waaren liegend hat/ welche jedoch ihren Käuffer abwarten wollen/
als thut er ja besser/ daß er auf solche eine Summam Gelds so lange
auffnimmt/ umb in der ihme vorstossenden Partey Waaren einen neuen
Nutzen damit zu erziehlen/ als daß er solchen aus den Händen wolte
gehen lassen. Ferner so kommen auch wohl einem solchen Kauffmann
schleunige Wechsel auf den Halß/ die er nothwendig acceptiren/ oder
die acceptirten und nunmehro verfallenen/ wann er änders seinen Cre-
dit
erhalten will/ bezahlen muß; so nun das Geld nicht darzu in Cassa
vorhanden/ was ist alsdann zu thun/ als zu einer solchen Lehn-Banco,
in Mangel anderwärtigen Credits, sein Refugium zu nehmen/ und auf
ein oder zwey Monat/ gegen annehmliche Versicherungen/ Geld bey ihr
zu entlehnen? Welche denn auch/ weil sie ein Beneficium vor das

Publi-
F
Das III. Capitel/ von denen groſſen Lehn-Banquen.
Das III. Capitel.

Von denen groſſen Lehn-Banquen, welche zu Nutzen
eines gantzen Landes oder Stadt/ ſonderlich aber in groſſen
Staͤdten zur Befoͤrderung der Commercien angerichtet wer-
den/ und woher fuͤglich der Fundus, oder das Anlags-
Capital, zu ſolchem herzunehmen ſey?

Wir werden in dieſem Capitel nicht von denen Montibus Pietatis,
oder ſo genannten Lombards-Leih- oder Aſſiſtenz-Haͤuſern/
(als von welchen wir kuͤrtzlich einen gantzen Tractat heraus gegeben/
und wie ſolche fuͤglich und ohne Beſchwer des Publici etabliret werden
koͤnnen/ darinnen angewieſen) ſondern von groſſen Lehn-Banquen, oder
ſolchen Haͤuſern und Stifftungen reden/ in welchen an ſich ſelbſt zwar
Wohlhabenden/ aber doch manchmahl jaͤhlings Geld-beduͤrfftigen Leu-
ten/ auf gnugſames Unterpfand oder Verſicherung/ mit baarem Gelde
auf eine gewiſſe Zeit ausgeholffen wird/ biß ſie ſelbſt Geld einbekom-
men/ und alſo ihre gemachte Schuld wieder abtragen koͤnnen. Es ge-
reichet ſolches vornehmlich zum Dienſt und groſſem Nutzen der Kauff-
mannſchafft. Dann wie manchem Kauffmann ſtoͤſſet nicht offt eine Par-
tey Waaren zur Hand/ welche er mit einem ſonderbahren Vortheil kauf-
fen/ und hernach mit groſſem Profit wieder abſetzen koͤnte/ wann er nur
gleich baar Geld darzu hatte. Nun er aber ſolches in andern curren-
t
en Waaren liegend hat/ welche jedoch ihren Kaͤuffer abwarten wollen/
als thut er ja beſſer/ daß er auf ſolche eine Summam Gelds ſo lange
auffnimmt/ umb in der ihme vorſtoſſenden Partey Waaren einen neuen
Nutzen damit zu erziehlen/ als daß er ſolchen aus den Haͤnden wolte
gehen laſſen. Ferner ſo kommen auch wohl einem ſolchen Kauffmann
ſchleunige Wechſel auf den Halß/ die er nothwendig acceptiren/ oder
die acceptirten und nunmehro verfallenen/ wann er aͤnders ſeinen Cre-
dit
erhalten will/ bezahlen muß; ſo nun das Geld nicht darzu in Caſſa
vorhanden/ was iſt alsdann zu thun/ als zu einer ſolchen Lehn-Banco,
in Mangel anderwaͤrtigen Credits, ſein Refugium zu nehmen/ und auf
ein oder zwey Monat/ gegen annehmliche Verſicherungen/ Geld bey ihr
zu entlehnen? Welche denn auch/ weil ſie ein Beneficium vor das

Publi-
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0061" n="41"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel/ von denen gro&#x017F;&#x017F;en Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen.</hi></hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Von denen gro&#x017F;&#x017F;en Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen,</hi> welche zu Nutzen<lb/>
eines gantzen Landes oder Stadt/ &#x017F;onderlich aber in gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sta&#x0364;dten zur Befo&#x0364;rderung der <hi rendition="#aq">Commercien</hi> angerichtet wer-<lb/>
den/ und woher fu&#x0364;glich der <hi rendition="#aq">Fundus,</hi> oder das Anlags-<lb/><hi rendition="#aq">Capital,</hi> zu &#x017F;olchem herzunehmen &#x017F;ey?</hi> </hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>ir werden in die&#x017F;em Capitel nicht von denen <hi rendition="#aq">Montibus Pietatis,</hi><lb/>
oder &#x017F;o genannten <hi rendition="#aq">Lombards-</hi>Leih- oder <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;i&#x017F;tenz-</hi>Ha&#x0364;u&#x017F;ern/<lb/>
(als von welchen wir ku&#x0364;rtzlich einen gantzen <hi rendition="#aq">Tractat</hi> heraus gegeben/<lb/>
und wie &#x017F;olche fu&#x0364;glich und ohne Be&#x017F;chwer des <hi rendition="#aq">Publici etabl</hi>iret werden<lb/>
ko&#x0364;nnen/ darinnen angewie&#x017F;en) &#x017F;ondern von gro&#x017F;&#x017F;en Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen,</hi> oder<lb/>
&#x017F;olchen Ha&#x0364;u&#x017F;ern und Stifftungen reden/ in welchen an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zwar<lb/>
Wohlhabenden/ aber doch manchmahl ja&#x0364;hlings Geld-bedu&#x0364;rfftigen Leu-<lb/>
ten/ auf gnug&#x017F;ames Unterpfand oder Ver&#x017F;icherung/ mit baarem Gelde<lb/>
auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit ausgeholffen wird/ biß &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t Geld einbekom-<lb/>
men/ und al&#x017F;o ihre gemachte Schuld wieder abtragen ko&#x0364;nnen. Es ge-<lb/>
reichet &#x017F;olches vornehmlich zum Dien&#x017F;t und gro&#x017F;&#x017F;em Nutzen der Kauff-<lb/>
mann&#x017F;chafft. Dann wie manchem Kauffmann &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et nicht offt eine Par-<lb/>
tey Waaren zur Hand/ welche er mit einem &#x017F;onderbahren Vortheil kauf-<lb/>
fen/ und hernach mit gro&#x017F;&#x017F;em Profit wieder ab&#x017F;etzen ko&#x0364;nte/ wann er nur<lb/>
gleich baar Geld darzu hatte. Nun er aber &#x017F;olches in andern <hi rendition="#aq">curren-<lb/>
t</hi>en Waaren liegend hat/ welche jedoch ihren Ka&#x0364;uffer abwarten wollen/<lb/>
als thut er ja be&#x017F;&#x017F;er/ daß er auf &#x017F;olche eine <hi rendition="#aq">Summam</hi> Gelds &#x017F;o lange<lb/>
auffnimmt/ umb in der ihme vor&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Partey Waaren einen neuen<lb/>
Nutzen damit zu erziehlen/ als daß er &#x017F;olchen aus den Ha&#x0364;nden wolte<lb/>
gehen la&#x017F;&#x017F;en. Ferner &#x017F;o kommen auch wohl einem &#x017F;olchen Kauffmann<lb/>
&#x017F;chleunige Wech&#x017F;el auf den Halß/ die er nothwendig <hi rendition="#aq">accept</hi>iren/ oder<lb/>
die <hi rendition="#aq">accept</hi>irten und nunmehro verfallenen/ wann er a&#x0364;nders &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Cre-<lb/>
dit</hi> erhalten will/ bezahlen muß; &#x017F;o nun das Geld nicht darzu in <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;a</hi><lb/>
vorhanden/ was i&#x017F;t alsdann zu thun/ als zu einer &#x017F;olchen Lehn-<hi rendition="#aq">Banco,</hi><lb/>
in Mangel anderwa&#x0364;rtigen <hi rendition="#aq">Credits,</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Refugium</hi> zu nehmen/ und auf<lb/>
ein oder zwey Monat/ gegen annehmliche Ver&#x017F;icherungen/ Geld bey ihr<lb/>
zu entlehnen? Welche denn auch/ weil &#x017F;ie ein <hi rendition="#aq">Beneficium</hi> vor das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Publi-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0061] Das III. Capitel/ von denen groſſen Lehn-Banquen. Das III. Capitel. Von denen groſſen Lehn-Banquen, welche zu Nutzen eines gantzen Landes oder Stadt/ ſonderlich aber in groſſen Staͤdten zur Befoͤrderung der Commercien angerichtet wer- den/ und woher fuͤglich der Fundus, oder das Anlags- Capital, zu ſolchem herzunehmen ſey? Wir werden in dieſem Capitel nicht von denen Montibus Pietatis, oder ſo genannten Lombards-Leih- oder Aſſiſtenz-Haͤuſern/ (als von welchen wir kuͤrtzlich einen gantzen Tractat heraus gegeben/ und wie ſolche fuͤglich und ohne Beſchwer des Publici etabliret werden koͤnnen/ darinnen angewieſen) ſondern von groſſen Lehn-Banquen, oder ſolchen Haͤuſern und Stifftungen reden/ in welchen an ſich ſelbſt zwar Wohlhabenden/ aber doch manchmahl jaͤhlings Geld-beduͤrfftigen Leu- ten/ auf gnugſames Unterpfand oder Verſicherung/ mit baarem Gelde auf eine gewiſſe Zeit ausgeholffen wird/ biß ſie ſelbſt Geld einbekom- men/ und alſo ihre gemachte Schuld wieder abtragen koͤnnen. Es ge- reichet ſolches vornehmlich zum Dienſt und groſſem Nutzen der Kauff- mannſchafft. Dann wie manchem Kauffmann ſtoͤſſet nicht offt eine Par- tey Waaren zur Hand/ welche er mit einem ſonderbahren Vortheil kauf- fen/ und hernach mit groſſem Profit wieder abſetzen koͤnte/ wann er nur gleich baar Geld darzu hatte. Nun er aber ſolches in andern curren- ten Waaren liegend hat/ welche jedoch ihren Kaͤuffer abwarten wollen/ als thut er ja beſſer/ daß er auf ſolche eine Summam Gelds ſo lange auffnimmt/ umb in der ihme vorſtoſſenden Partey Waaren einen neuen Nutzen damit zu erziehlen/ als daß er ſolchen aus den Haͤnden wolte gehen laſſen. Ferner ſo kommen auch wohl einem ſolchen Kauffmann ſchleunige Wechſel auf den Halß/ die er nothwendig acceptiren/ oder die acceptirten und nunmehro verfallenen/ wann er aͤnders ſeinen Cre- dit erhalten will/ bezahlen muß; ſo nun das Geld nicht darzu in Caſſa vorhanden/ was iſt alsdann zu thun/ als zu einer ſolchen Lehn-Banco, in Mangel anderwaͤrtigen Credits, ſein Refugium zu nehmen/ und auf ein oder zwey Monat/ gegen annehmliche Verſicherungen/ Geld bey ihr zu entlehnen? Welche denn auch/ weil ſie ein Beneficium vor das Publi- F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/61
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/61>, abgerufen am 29.03.2024.