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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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arbeiter existiren. Das so in ein Naturgesetz mystificirte Gesetz der kapi-
talistischen Accumulation drückt in der That nur aus, dass ihre Natur
jede solche Abnahme im Exploitationsgrad der Arbeit oder jede solche
Steigerung des Arbeitspreises ausschliesst, welche die stetige Reproduktion
des Kapitalverhältnisses und seine Reproduktion auf stets erweiterter
Stufenleiter ernsthaft gefährden könnte. Es kann nicht anders sein in
einer Produktionsweise, worin der Arbeiter für die Verwerthungsbe-
dürfnisse vorhandner Werthe, statt umgekehrt der gegenständliche Reich-
thum für die Entwicklungsbedürfnisse des Arbeiters da ist. Wie der
Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes, so wird er in
der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand be-
herrscht.

Das bisher Entwickelte gilt unter der Voraussetzung, dass im Fort-
gang der Accumulation das Verhältniss zwischen der Masse
der Produktionsmittel und der Masse der sie bewegen-
den Arbeitskraft gleichbleibt
, also die Nachfrage nach
Arbeit mit dem Wachsthum des Kapitals verhältnissmässig
wächst
. Diese Voraussetzung figurirt in Adam Smith's Analyse der
Accumulation als selbstverständliches Axiom. In gewissem Grad bleibt sie
immer richtig, denn wie auch die technologischen Bedingungen des Pro-
duktionsprozesses umgewälzt werden mögen, während kürzerer oder
längerer Zeitfrist
findet bald in dieser, bald in jener Produktions-
sphäre Accumulation des Kapitals oder Erweiterung der Produktionsleiter
auf der einmal gegebnen technologischen Basis statt. Inner-
halb
dieser Schranken wächst also die Nachfrage nach Arbeit mit der
Accumulation. Aber die vorhandne Basis wird selbst fortwährend umge-
wälzt. Im Fortgang der Accumulation geht eine grosse Revolution vor
im Verhältniss von Masse der Produktionsmittel und Masse der sie
bewegenden Arbeitskraft. Diese Revolution spiegelt sich wieder in der
wechselnden Zusammensetzung des Kapitalwerths aus
constantem und variablem Bestandtheil
, oder im wechseln-
den Verhältniss seiner in Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzten
Werththeile. Ich nenne diese Zusammensetzung die organische
Zusammensetzung des Kapitals
.

Abgesehn vom Produktivgrad der Arbeit, soweit er ausschliesslich
durch den Naturreichthum, wie Fruchtbarkeit des Bodens u. s. w., bedingt

arbeiter existiren. Das so in ein Naturgesetz mystificirte Gesetz der kapi-
talistischen Accumulation drückt in der That nur aus, dass ihre Natur
jede solche Abnahme im Exploitationsgrad der Arbeit oder jede solche
Steigerung des Arbeitspreises ausschliesst, welche die stetige Reproduktion
des Kapitalverhältnisses und seine Reproduktion auf stets erweiterter
Stufenleiter ernsthaft gefährden könnte. Es kann nicht anders sein in
einer Produktionsweise, worin der Arbeiter für die Verwerthungsbe-
dürfnisse vorhandner Werthe, statt umgekehrt der gegenständliche Reich-
thum für die Entwicklungsbedürfnisse des Arbeiters da ist. Wie der
Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes, so wird er in
der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand be-
herrscht.

Das bisher Entwickelte gilt unter der Voraussetzung, dass im Fort-
gang der Accumulation das Verhältniss zwischen der Masse
der Produktionsmittel und der Masse der sie bewegen-
den Arbeitskraft gleichbleibt
, also die Nachfrage nach
Arbeit mit dem Wachsthum des Kapitals verhältnissmässig
wächst
. Diese Voraussetzung figurirt in Adam Smith’s Analyse der
Accumulation als selbstverständliches Axiom. In gewissem Grad bleibt sie
immer richtig, denn wie auch die technologischen Bedingungen des Pro-
duktionsprozesses umgewälzt werden mögen, während kürzerer oder
längerer Zeitfrist
findet bald in dieser, bald in jener Produktions-
sphäre Accumulation des Kapitals oder Erweiterung der Produktionsleiter
auf der einmal gegebnen technologischen Basis statt. Inner-
halb
dieser Schranken wächst also die Nachfrage nach Arbeit mit der
Accumulation. Aber die vorhandne Basis wird selbst fortwährend umge-
wälzt. Im Fortgang der Accumulation geht eine grosse Revolution vor
im Verhältniss von Masse der Produktionsmittel und Masse der sie
bewegenden Arbeitskraft. Diese Revolution spiegelt sich wieder in der
wechselnden Zusammensetzung des Kapitalwerths aus
constantem und variablem Bestandtheil
, oder im wechseln-
den Verhältniss seiner in Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzten
Werththeile. Ich nenne diese Zusammensetzung die organische
Zusammensetzung des Kapitals
.

Abgesehn vom Produktivgrad der Arbeit, soweit er ausschliesslich
durch den Naturreichthum, wie Fruchtbarkeit des Bodens u. s. w., bedingt

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[608/0627] arbeiter existiren. Das so in ein Naturgesetz mystificirte Gesetz der kapi- talistischen Accumulation drückt in der That nur aus, dass ihre Natur jede solche Abnahme im Exploitationsgrad der Arbeit oder jede solche Steigerung des Arbeitspreises ausschliesst, welche die stetige Reproduktion des Kapitalverhältnisses und seine Reproduktion auf stets erweiterter Stufenleiter ernsthaft gefährden könnte. Es kann nicht anders sein in einer Produktionsweise, worin der Arbeiter für die Verwerthungsbe- dürfnisse vorhandner Werthe, statt umgekehrt der gegenständliche Reich- thum für die Entwicklungsbedürfnisse des Arbeiters da ist. Wie der Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes, so wird er in der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand be- herrscht. Das bisher Entwickelte gilt unter der Voraussetzung, dass im Fort- gang der Accumulation das Verhältniss zwischen der Masse der Produktionsmittel und der Masse der sie bewegen- den Arbeitskraft gleichbleibt, also die Nachfrage nach Arbeit mit dem Wachsthum des Kapitals verhältnissmässig wächst. Diese Voraussetzung figurirt in Adam Smith’s Analyse der Accumulation als selbstverständliches Axiom. In gewissem Grad bleibt sie immer richtig, denn wie auch die technologischen Bedingungen des Pro- duktionsprozesses umgewälzt werden mögen, während kürzerer oder längerer Zeitfrist findet bald in dieser, bald in jener Produktions- sphäre Accumulation des Kapitals oder Erweiterung der Produktionsleiter auf der einmal gegebnen technologischen Basis statt. Inner- halb dieser Schranken wächst also die Nachfrage nach Arbeit mit der Accumulation. Aber die vorhandne Basis wird selbst fortwährend umge- wälzt. Im Fortgang der Accumulation geht eine grosse Revolution vor im Verhältniss von Masse der Produktionsmittel und Masse der sie bewegenden Arbeitskraft. Diese Revolution spiegelt sich wieder in der wechselnden Zusammensetzung des Kapitalwerths aus constantem und variablem Bestandtheil, oder im wechseln- den Verhältniss seiner in Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzten Werththeile. Ich nenne diese Zusammensetzung die organische Zusammensetzung des Kapitals. Abgesehn vom Produktivgrad der Arbeit, soweit er ausschliesslich durch den Naturreichthum, wie Fruchtbarkeit des Bodens u. s. w., bedingt

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/627>, abgerufen am 29.03.2024.