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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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tionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, dass ihre Arbeitsprodukte all-
gemein
die Waarenform annehmen. Das Räthsel des Geld-
fetischs
ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende
Räthsel des Waarenfetischs selbst.

3) Das Geld oder die Waarencirculation.
A. Mass der Werthe.

Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold
als die Geldwaare voraus.

Dadurch dass sich die Waaren in Gold ihren allgemeinen relativen
Werthausdruck geben, funktionirt das Gold ihnen gegenüber als Mass
der Werthe
. Die Waaren werden nicht durch das Geld commensurabel.
Umgekehrt. Weil alle Waaren als Werthe vergegenständ-
lichte menschliche Arbeit
, daher an und für sich commensurabel
sind, können sie sich alle in irgend einer dritten Waare messen und diese
dadurch in ihr gemeinschaftliches Werthmass oder Geld verwandeln. Geld
als Werthmass ist aber nothwendige Erscheinungsform des
immanenten Werthmasses der Waaren, der Arbeitszeit45).

Der einfache relative Werthausdruck der Waaren in
Geld -- x Waare A = y Geldwaare -- ist ihr Preis. In ihren Prei-
sen erscheinen die Waaren erstens als Werthe, qualitativ Gleiche,

45) Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit
selbst repräsentirt, so dass z. B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellte,
kömmt ganz einfach auf die Frage heraus, warum auf Grundlage der Waarenpro-
duktion die Arbeitsprodukte sich als Waaren darstellen müssen, denn die Dar-
stellung der Waare schliesst ihre Verdopplung in Waare und Geldwaare ein.
Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr
Gegentheil, behandelt werden kann. Ich habe den seichten Utopismus eines
"Arbeitsgelds" auf Grundlage der Waarenproduktion anderswo ausführlicher er-
örtert. (l. c. p. 61 sqq.) Hier sei noch bemerkt, dass z. B. das Owensche
"Arbeitsgeld" ebensowenig "Geld" ist, wie etwa eine Theatermarke. Owen setzt
unmittelbar vergesellschaftete Arbeit voraus, eine der Waaren-
produktion diametral entgegengesetzte Produktionsform. Das Arbeitscertifikat kon-
statirt nur den individuellen Antheil des Producenten an der Gemeinarbeit
und seinen individuellen Anspruch auf den zur Konsumtion bestimmten Theil des
Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nicht ein, die Waarenproduktion einer-
seits vorauszusetzen und dennoch andrerseits ihre nothwendigen Bedingungen
durch Geldpfuschereien umgehn zu wollen.

tionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, dass ihre Arbeitsprodukte all-
gemein
die Waarenform annehmen. Das Räthsel des Geld-
fetischs
ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende
Räthsel des Waarenfetischs selbst.

3) Das Geld oder die Waarencirculation.
A. Mass der Werthe.

Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold
als die Geldwaare voraus.

Dadurch dass sich die Waaren in Gold ihren allgemeinen relativen
Werthausdruck geben, funktionirt das Gold ihnen gegenüber als Mass
der Werthe
. Die Waaren werden nicht durch das Geld commensurabel.
Umgekehrt. Weil alle Waaren als Werthe vergegenständ-
lichte menschliche Arbeit
, daher an und für sich commensurabel
sind, können sie sich alle in irgend einer dritten Waare messen und diese
dadurch in ihr gemeinschaftliches Werthmass oder Geld verwandeln. Geld
als Werthmass ist aber nothwendige Erscheinungsform des
immanenten Werthmasses der Waaren, der Arbeitszeit45).

Der einfache relative Werthausdruck der Waaren in
Geld — x Waare A = y Geldwaare — ist ihr Preis. In ihren Prei-
sen erscheinen die Waaren erstens als Werthe, qualitativ Gleiche,

45) Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit
selbst repräsentirt, so dass z. B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellte,
kömmt ganz einfach auf die Frage heraus, warum auf Grundlage der Waarenpro-
duktion die Arbeitsprodukte sich als Waaren darstellen müssen, denn die Dar-
stellung der Waare schliesst ihre Verdopplung in Waare und Geldwaare ein.
Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr
Gegentheil, behandelt werden kann. Ich habe den seichten Utopismus eines
„Arbeitsgelds“ auf Grundlage der Waarenproduktion anderswo ausführlicher er-
örtert. (l. c. p. 61 sqq.) Hier sei noch bemerkt, dass z. B. das Owensche
„Arbeitsgeld“ ebensowenig „Geld“ ist, wie etwa eine Theatermarke. Owen setzt
unmittelbar vergesellschaftete Arbeit voraus, eine der Waaren-
produktion diametral entgegengesetzte Produktionsform. Das Arbeitscertifikat kon-
statirt nur den individuellen Antheil des Producenten an der Gemeinarbeit
und seinen individuellen Anspruch auf den zur Konsumtion bestimmten Theil des
Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nicht ein, die Waarenproduktion einer-
seits vorauszusetzen und dennoch andrerseits ihre nothwendigen Bedingungen
durch Geldpfuschereien umgehn zu wollen.
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[55/0074] tionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, dass ihre Arbeitsprodukte all- gemein die Waarenform annehmen. Das Räthsel des Geld- fetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Räthsel des Waarenfetischs selbst. 3) Das Geld oder die Waarencirculation. A. Mass der Werthe. Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold als die Geldwaare voraus. Dadurch dass sich die Waaren in Gold ihren allgemeinen relativen Werthausdruck geben, funktionirt das Gold ihnen gegenüber als Mass der Werthe. Die Waaren werden nicht durch das Geld commensurabel. Umgekehrt. Weil alle Waaren als Werthe vergegenständ- lichte menschliche Arbeit, daher an und für sich commensurabel sind, können sie sich alle in irgend einer dritten Waare messen und diese dadurch in ihr gemeinschaftliches Werthmass oder Geld verwandeln. Geld als Werthmass ist aber nothwendige Erscheinungsform des immanenten Werthmasses der Waaren, der Arbeitszeit 45). Der einfache relative Werthausdruck der Waaren in Geld — x Waare A = y Geldwaare — ist ihr Preis. In ihren Prei- sen erscheinen die Waaren erstens als Werthe, qualitativ Gleiche, 45) Die Frage, warum das Geld nicht unmittelbar die Arbeitszeit selbst repräsentirt, so dass z. B. eine Papiernote x Arbeitsstunden vorstellte, kömmt ganz einfach auf die Frage heraus, warum auf Grundlage der Waarenpro- duktion die Arbeitsprodukte sich als Waaren darstellen müssen, denn die Dar- stellung der Waare schliesst ihre Verdopplung in Waare und Geldwaare ein. Oder warum Privatarbeit nicht als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit, als ihr Gegentheil, behandelt werden kann. Ich habe den seichten Utopismus eines „Arbeitsgelds“ auf Grundlage der Waarenproduktion anderswo ausführlicher er- örtert. (l. c. p. 61 sqq.) Hier sei noch bemerkt, dass z. B. das Owensche „Arbeitsgeld“ ebensowenig „Geld“ ist, wie etwa eine Theatermarke. Owen setzt unmittelbar vergesellschaftete Arbeit voraus, eine der Waaren- produktion diametral entgegengesetzte Produktionsform. Das Arbeitscertifikat kon- statirt nur den individuellen Antheil des Producenten an der Gemeinarbeit und seinen individuellen Anspruch auf den zur Konsumtion bestimmten Theil des Gemeinprodukts. Aber es fällt Owen nicht ein, die Waarenproduktion einer- seits vorauszusetzen und dennoch andrerseits ihre nothwendigen Bedingungen durch Geldpfuschereien umgehn zu wollen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/74>, abgerufen am 29.03.2024.