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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage
aufgehoben durch die Voraussetzung, dass der Genuss als treibendes Motiv
wirkt, nicht die Bereicherung selbst.

Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muss nicht
nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die gün-
stigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss
Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die tech-
nischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben.

Um Kapital zu akkumuliren, muss er zunächst einen Theil des Mehr-
werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloss, der Cirkulation
entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des
alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Dimen-
sionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie
die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es ent-
zieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geldäquivalent,
das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat.

Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der
Kapitalist z. B. das Geld, im Mafs wie es sich aufhäuft, bei einer Bank
auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt.



Fünftes Kapitel.
Die Umlaufszeit.8)

Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die
zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer
zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktions-
sphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre seine
Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreis-
lauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und
Umlaufszeit.


8) Von hier an Manuskript IV.
Marx, Kapital II. 7

Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage
aufgehoben durch die Voraussetzung, dass der Genuss als treibendes Motiv
wirkt, nicht die Bereicherung selbst.

Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muss nicht
nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die gün-
stigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss
Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die tech-
nischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben.

Um Kapital zu akkumuliren, muss er zunächst einen Theil des Mehr-
werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloss, der Cirkulation
entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des
alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Dimen-
sionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie
die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es ent-
zieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geldäquivalent,
das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat.

Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der
Kapitalist z. B. das Geld, im Mafs wie es sich aufhäuft, bei einer Bank
auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt.



Fünftes Kapitel.
Die Umlaufszeit.8)

Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die
zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer
zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktions-
sphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre seine
Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreis-
lauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und
Umlaufszeit.


8) Von hier an Manuskript IV.
Marx, Kapital II. 7
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[97/0131] Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage aufgehoben durch die Voraussetzung, dass der Genuss als treibendes Motiv wirkt, nicht die Bereicherung selbst. Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muss nicht nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die gün- stigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die tech- nischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben. Um Kapital zu akkumuliren, muss er zunächst einen Theil des Mehr- werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloss, der Cirkulation entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Dimen- sionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es ent- zieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geldäquivalent, das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat. Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der Kapitalist z. B. das Geld, im Mafs wie es sich aufhäuft, bei einer Bank auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt. Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit. 8) Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktions- sphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre seine Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreis- lauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und Umlaufszeit. 8) Von hier an Manuskript IV. Marx, Kapital II. 7

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/131>, abgerufen am 28.03.2024.