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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz-
markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je grösser durch ihre phy-
sische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare,
desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Pro-
duktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder
im Maß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transport-
mittel zusammenrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels
in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ
grossen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z. B. bei grossen
Bierbrauereien, Milchereien u. s. w.



Sechstes Kapitel.
Die Cirkulationskosten.
I. Reine Cirkulationskosten.
1) Kauf- und Verkaufszeit.

Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus
Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und
Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich
vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit
und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer
und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen nothwendigen
Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren
der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen
nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als per-
sonificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Geschäftszeit.

[Da angenommen wurde, dass die Waaren zu ihren Werthen gekauft
und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um
die Umsetzung desselben Werths aus einer Form in die andre, aus
Waarenform in Geldform, und aus Geldform in Waarenform -- um eine
Zustandsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so
bleibt die Werthgrösse in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver-

also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz-
markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je grösser durch ihre phy-
sische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare,
desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Pro-
duktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder
im Maß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transport-
mittel zusammenrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels
in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ
grossen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z. B. bei grossen
Bierbrauereien, Milchereien u. s. w.



Sechstes Kapitel.
Die Cirkulationskosten.
I. Reine Cirkulationskosten.
1) Kauf- und Verkaufszeit.

Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus
Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und
Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich
vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit
und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer
und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen nothwendigen
Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren
der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen
nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als per-
sonificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Geschäftszeit.

[Da angenommen wurde, dass die Waaren zu ihren Werthen gekauft
und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um
die Umsetzung desselben Werths aus einer Form in die andre, aus
Waarenform in Geldform, und aus Geldform in Waarenform — um eine
Zustandsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so
bleibt die Werthgrösse in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver-

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[105/0139] also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz- markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je grösser durch ihre phy- sische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare, desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Pro- duktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder im Maß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transport- mittel zusammenrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ grossen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z. B. bei grossen Bierbrauereien, Milchereien u. s. w. Sechstes Kapitel. Die Cirkulationskosten. I. Reine Cirkulationskosten. 1) Kauf- und Verkaufszeit. Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen nothwendigen Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als per- sonificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Geschäftszeit. [Da angenommen wurde, dass die Waaren zu ihren Werthen gekauft und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die Umsetzung desselben Werths aus einer Form in die andre, aus Waarenform in Geldform, und aus Geldform in Waarenform — um eine Zustandsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Werthgrösse in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/139>, abgerufen am 28.03.2024.