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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885.

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Verhältniss zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem
Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen
Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth
hinzu als jenes." (B. II, ch. 5, p. 242.)

A. Smith sagt B. II, ch. 1: "Der ganze Werth der Aussaat ist
ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital." Hier also Kapital =
Kapitalwerth; er existirt in "fixer" Form. "Obgleich die Aussaat zwi-
schen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch
nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter
macht seinen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zu-
wachs." (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, dass Smith hier
nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem
Kapital in erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionspro-
cesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine
falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. -- In
der Smith'schen Uebersetzung von "avances primitives" und "avances an-
nuelles" in "fixed capital" und "circulating capital" besteht der Fort-
schritt in dem Wort "Kapital", dessen Begriff verallgemeinert wird, un-
abhängig von der besondren Rücksicht auf die "agrikole" Anwendungs-
sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, dass "fix" und "cirku-
lirend" als die entscheidenden Unterschiede aufgefasst und festgehalten
werden.



II. Adam Smith.
1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte.

A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: "In jeder Gesellschaft löst sich
der Preis jeder Waare schliesslich auf in einen oder den andern dieser
drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in
jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger,
als Bestandtheile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren
ein;"4) oder, wie es weiter heisst, p. 63: "Arbeitslohn, Profit und Bo-

4) Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: "Der Preis des
weitaus grössten Theils der Waaren," zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst
diese Bezeichnung erklärt: Z. B. in den Preis von Seefisch geht keine Rente
ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis von Scotch pebbles
Marx, Kapital II. 23

Verhältniss zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem
Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen
Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth
hinzu als jenes.“ (B. II, ch. 5, p. 242.)

A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist
ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital.“ Hier also Kapital =
Kapitalwerth; er existirt in „fixer“ Form. „Obgleich die Aussaat zwi-
schen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch
nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter
macht seinen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zu-
wachs.“ (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, dass Smith hier
nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem
Kapital in erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionspro-
cesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine
falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. — In
der Smith’schen Uebersetzung von „avances primitives“ und „avances an-
nuelles“ in „fixed capital“ und „circulating capital“ besteht der Fort-
schritt in dem Wort „Kapital“, dessen Begriff verallgemeinert wird, un-
abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole“ Anwendungs-
sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, dass „fix“ und „cirku-
lirend“ als die entscheidenden Unterschiede aufgefasst und festgehalten
werden.



II. Adam Smith.
1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte.

A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich
der Preis jeder Waare schliesslich auf in einen oder den andern dieser
drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in
jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger,
als Bestandtheile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren
ein;“4) oder, wie es weiter heisst, p. 63: „Arbeitslohn, Profit und Bo-

4) Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des
weitaus grössten Theils der Waaren,“ zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst
diese Bezeichnung erklärt: Z. B. in den Preis von Seefisch geht keine Rente
ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis von Scotch pebbles
Marx, Kapital II. 23
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[353/0387] Verhältniss zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth hinzu als jenes.“ (B. II, ch. 5, p. 242.) A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital.“ Hier also Kapital = Kapitalwerth; er existirt in „fixer“ Form. „Obgleich die Aussaat zwi- schen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht seinen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zu- wachs.“ (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, dass Smith hier nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem Kapital in erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionspro- cesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. — In der Smith’schen Uebersetzung von „avances primitives“ und „avances an- nuelles“ in „fixed capital“ und „circulating capital“ besteht der Fort- schritt in dem Wort „Kapital“, dessen Begriff verallgemeinert wird, un- abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole“ Anwendungs- sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, dass „fix“ und „cirku- lirend“ als die entscheidenden Unterschiede aufgefasst und festgehalten werden. II. Adam Smith. 1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte. A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis jeder Waare schliesslich auf in einen oder den andern dieser drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger, als Bestandtheile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren ein;“ 4) oder, wie es weiter heisst, p. 63: „Arbeitslohn, Profit und Bo- 4) Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des weitaus grössten Theils der Waaren,“ zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst diese Bezeichnung erklärt: Z. B. in den Preis von Seefisch geht keine Rente ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis von Scotch pebbles Marx, Kapital II. 23

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/387>, abgerufen am 28.03.2024.