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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war
die Redaktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten
Buch. Für das dritte lag eben nur ein, noch dazu äusserst lücken-
hafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anfänge jedes
einzelnen Abschnitts ziemlich sorgfältig ausgearbeitet, auch meist
stylistisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenmäßiger
und lückenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse über
im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt
sie, wofür die endgültige Stelle späterer Anordnung überlassen
blieb, desto länger und verwickelter wurden die Perioden, worin
die in statu nascendi niedergeschriebenen Gedanken sich aus-
drückten. An mehreren Stellen verrathen Handschrift und Dar-
stellung nur zu deutlich das Hereinbrechen und die allmäligen
Fortschritte eines jener, aus Überarbeit entspringenden Krankheits-
anfälle, die dem Verfasser selbständiges Arbeiten erst mehr und
mehr erschwerten und endlich zeitweilig ganz unmöglich machten.
Und kein Wunder. Zwischen 1863 und 1867 hatte Marx nicht
nur die beiden letzten Bücher des Kapitals im Entwurf, und das
erste Buch in druckfertiger Handschrift hergestellt, sondern auch
noch die mit der Gründung und Ausbreitung der Internationalen
Arbeiter-Association verknüpfte Riesenarbeit gethan. Dafür stellten
sich aber auch schon 1864 und 65 ernste Anzeichen jener
gesundheitlichen Störungen ein, die Schuld daran sind, dass Marx
an das II. und III. Buch nicht selbst die letzte Hand gelegt hat.

Meine Arbeit begann damit, dass ich das ganze Manuskript aus
dem, selbst für mich oft nur mühsam zu entziffernden, Original in
eine leserliche Kopie hinüber diktirte, was schon eine ziemliche
Zeit wegnahm. Erst dann konnte die eigentliche Redaktion
beginnen. Ich habe diese auf das Nothwendigste beschränkt, habe
den Charakter des ersten Entwurfs, überall wo es die Deutlichkeit
zuliess, möglichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht
gestrichen, da wo sie, wie gewöhnlich bei Marx, den Gegenstand
jedesmal von andrer Seite fassen, oder doch in andrer Ausdrucks-
weise wiedergeben. Da, wo meine Änderungen oder Zusätze nicht
bloss redaktioneller Natur sind, oder wo ich das von Marx
gelieferte thatsächliche Material zu eignen, wenn auch möglichst
im Marx'schen Geist gehaltnen Schlussfolgerungen verarbeiten

Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war
die Redaktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten
Buch. Für das dritte lag eben nur ein, noch dazu äusserst lücken-
hafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anfänge jedes
einzelnen Abschnitts ziemlich sorgfältig ausgearbeitet, auch meist
stylistisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenmäßiger
und lückenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse über
im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt
sie, wofür die endgültige Stelle späterer Anordnung überlassen
blieb, desto länger und verwickelter wurden die Perioden, worin
die in statu nascendi niedergeschriebenen Gedanken sich aus-
drückten. An mehreren Stellen verrathen Handschrift und Dar-
stellung nur zu deutlich das Hereinbrechen und die allmäligen
Fortschritte eines jener, aus Überarbeit entspringenden Krankheits-
anfälle, die dem Verfasser selbständiges Arbeiten erst mehr und
mehr erschwerten und endlich zeitweilig ganz unmöglich machten.
Und kein Wunder. Zwischen 1863 und 1867 hatte Marx nicht
nur die beiden letzten Bücher des Kapitals im Entwurf, und das
erste Buch in druckfertiger Handschrift hergestellt, sondern auch
noch die mit der Gründung und Ausbreitung der Internationalen
Arbeiter-Association verknüpfte Riesenarbeit gethan. Dafür stellten
sich aber auch schon 1864 und 65 ernste Anzeichen jener
gesundheitlichen Störungen ein, die Schuld daran sind, dass Marx
an das II. und III. Buch nicht selbst die letzte Hand gelegt hat.

Meine Arbeit begann damit, dass ich das ganze Manuskript aus
dem, selbst für mich oft nur mühsam zu entziffernden, Original in
eine leserliche Kopie hinüber diktirte, was schon eine ziemliche
Zeit wegnahm. Erst dann konnte die eigentliche Redaktion
beginnen. Ich habe diese auf das Nothwendigste beschränkt, habe
den Charakter des ersten Entwurfs, überall wo es die Deutlichkeit
zuliess, möglichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht
gestrichen, da wo sie, wie gewöhnlich bei Marx, den Gegenstand
jedesmal von andrer Seite fassen, oder doch in andrer Ausdrucks-
weise wiedergeben. Da, wo meine Änderungen oder Zusätze nicht
bloss redaktioneller Natur sind, oder wo ich das von Marx
gelieferte thatsächliche Material zu eignen, wenn auch möglichst
im Marx’schen Geist gehaltnen Schlussfolgerungen verarbeiten

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/11>, abgerufen am 28.03.2024.