Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

ständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort durch seine
Vertheilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort
die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältniss der
Zufuhr zur Nachfrage, dass der Durchschnittsprofit in den ver-
schiednen Produktionssphären derselbe wird, und daher die Werthe
sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt
dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Ent-
wicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d. h. je
mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen
Produktionsweise angepasst sind. Mit dem Fortschritt der kapi-
talistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen,
unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen,
innerhalb deren der Produktionsprocess vor sich geht, ihrem speci-
fischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen.

Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten
vollzieht sich um so rascher, 1) je mobiler das Kapital, d. h. je
leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort
zum andern; 2) je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in
die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren
werfbar ist. No. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im In-
nern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole ausser den
natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst
entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, welches
die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals
den einzelnen Kapitalisten gegenüber koncentrirt; endlich Unter-
ordnung der verschiednen Produktionssphären unter Kapitalisten.
Dies letztre ist schon in der Voraussetzung eingeschlossen, wenn
angenommen wurde, dass es sich um Verwandlung der Werthe in
Produktionspreise für alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktions-
sphären handelt; aber diese Ausgleichung selbst stösst auf grössre
Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch
betriebne Produktionssphären (z. B. Ackerbau durch Kleinbauern)
sich zwischen die kapitalistischen Betriebe einschieben und mit
ihnen verketten. Endlich grosse Dichtigkeit der Bevölkerung. --
No. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter
hindern, aus einer Produktionssphäre in die andre oder aus einem
Lokalsitz der Produktion nach irgend einem andern überzusiedeln.
Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit.
Möglichste Reducirung der Arbeit in allen Produktionssphären
auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurtheile
bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des

ständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort durch seine
Vertheilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort
die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältniss der
Zufuhr zur Nachfrage, dass der Durchschnittsprofit in den ver-
schiednen Produktionssphären derselbe wird, und daher die Werthe
sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt
dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Ent-
wicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d. h. je
mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen
Produktionsweise angepasst sind. Mit dem Fortschritt der kapi-
talistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen,
unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen,
innerhalb deren der Produktionsprocess vor sich geht, ihrem speci-
fischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen.

Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten
vollzieht sich um so rascher, 1) je mobiler das Kapital, d. h. je
leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort
zum andern; 2) je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in
die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren
werfbar ist. No. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im In-
nern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole ausser den
natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst
entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, welches
die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals
den einzelnen Kapitalisten gegenüber koncentrirt; endlich Unter-
ordnung der verschiednen Produktionssphären unter Kapitalisten.
Dies letztre ist schon in der Voraussetzung eingeschlossen, wenn
angenommen wurde, dass es sich um Verwandlung der Werthe in
Produktionspreise für alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktions-
sphären handelt; aber diese Ausgleichung selbst stösst auf grössre
Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch
betriebne Produktionssphären (z. B. Ackerbau durch Kleinbauern)
sich zwischen die kapitalistischen Betriebe einschieben und mit
ihnen verketten. Endlich grosse Dichtigkeit der Bevölkerung. —
No. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter
hindern, aus einer Produktionssphäre in die andre oder aus einem
Lokalsitz der Produktion nach irgend einem andern überzusiedeln.
Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit.
Möglichste Reducirung der Arbeit in allen Produktionssphären
auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurtheile
bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0210" n="176"/>
ständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort durch seine<lb/>
Vertheilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort<lb/>
die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältniss der<lb/>
Zufuhr zur Nachfrage, dass der Durchschnittsprofit in den ver-<lb/>
schiednen Produktionssphären derselbe wird, und daher die Werthe<lb/>
sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt<lb/>
dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Ent-<lb/>
wicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d. h. je<lb/>
mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen<lb/>
Produktionsweise angepasst sind. Mit dem Fortschritt der kapi-<lb/>
talistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen,<lb/>
unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen,<lb/>
innerhalb deren der Produktionsprocess vor sich geht, ihrem speci-<lb/>
fischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen.</p><lb/>
            <p>Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten<lb/>
vollzieht sich um so rascher, 1) je mobiler das Kapital, d. h. je<lb/>
leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort<lb/>
zum andern; 2) je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in<lb/>
die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren<lb/>
werfbar ist. No. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im In-<lb/>
nern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole ausser den<lb/>
natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst<lb/>
entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, welches<lb/>
die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals<lb/>
den einzelnen Kapitalisten gegenüber koncentrirt; endlich Unter-<lb/>
ordnung der verschiednen Produktionssphären unter Kapitalisten.<lb/>
Dies letztre ist schon in der Voraussetzung eingeschlossen, wenn<lb/>
angenommen wurde, dass es sich um Verwandlung der Werthe in<lb/>
Produktionspreise für alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktions-<lb/>
sphären handelt; aber diese Ausgleichung selbst stösst auf grössre<lb/>
Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch<lb/>
betriebne Produktionssphären (z. B. Ackerbau durch Kleinbauern)<lb/>
sich zwischen die kapitalistischen Betriebe einschieben und mit<lb/>
ihnen verketten. Endlich grosse Dichtigkeit der Bevölkerung. &#x2014;<lb/>
No. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter<lb/>
hindern, aus einer Produktionssphäre in die andre oder aus einem<lb/>
Lokalsitz der Produktion nach irgend einem andern überzusiedeln.<lb/>
Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit.<lb/>
Möglichste Reducirung der Arbeit in allen Produktionssphären<lb/>
auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurtheile<lb/>
bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0210] ständige Aus- und Einwandrung, mit einem Wort durch seine Vertheilung zwischen den verschiednen Sphären, je nachdem dort die Profitrate sinkt, hier steigt, bewirkt es solches Verhältniss der Zufuhr zur Nachfrage, dass der Durchschnittsprofit in den ver- schiednen Produktionssphären derselbe wird, und daher die Werthe sich in Produktionspreise verwandeln. Diese Ausgleichung gelingt dem Kapital mehr oder minder, je höher die kapitalistische Ent- wicklung in einer gegebnen nationalen Gesellschaft ist: d. h. je mehr die Zustände des betreffenden Landes der kapitalistischen Produktionsweise angepasst sind. Mit dem Fortschritt der kapi- talistischen Produktion entwickeln sich auch ihre Bedingungen, unterwirft sie das Ganze der gesellschaftlichen Voraussetzungen, innerhalb deren der Produktionsprocess vor sich geht, ihrem speci- fischen Charakter und ihren immanenten Gesetzen. Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten vollzieht sich um so rascher, 1) je mobiler das Kapital, d. h. je leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort zum andern; 2) je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in die andre und von einem lokalen Produktionspunkt auf den andren werfbar ist. No. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im In- nern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole ausser den natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden. Ferner Entwicklung des Kreditsystems, welches die unorganische Masse des disponiblen gesellschaftlichen Kapitals den einzelnen Kapitalisten gegenüber koncentrirt; endlich Unter- ordnung der verschiednen Produktionssphären unter Kapitalisten. Dies letztre ist schon in der Voraussetzung eingeschlossen, wenn angenommen wurde, dass es sich um Verwandlung der Werthe in Produktionspreise für alle kapitalistisch ausgebeuteten Produktions- sphären handelt; aber diese Ausgleichung selbst stösst auf grössre Hindernisse, wenn zahlreiche und massenhafte, nicht kapitalistisch betriebne Produktionssphären (z. B. Ackerbau durch Kleinbauern) sich zwischen die kapitalistischen Betriebe einschieben und mit ihnen verketten. Endlich grosse Dichtigkeit der Bevölkerung. — No. 2 setzt voraus Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssphäre in die andre oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgend einem andern überzusiedeln. Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit. Möglichste Reducirung der Arbeit in allen Produktionssphären auf einfache Arbeit. Wegfall aller professionellen Vorurtheile bei den Arbeitern. Endlich und namentlich Unterwerfung des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/210
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/210>, abgerufen am 28.03.2024.