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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung
gesetzten und exploitirten Arbeit, daher auch die absolute Masse
der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebensowenig, dass
die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden
Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehr-
arbeit kommandiren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen
kommandirten Arbeiter nicht wächst.

Nimmt man eine gegebne Arbeiterbevölkerung, z. B. von zwei
Millionen, nimmt man ferner, als gegeben, Länge und Intensität
des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn, und damit das
Verhältniss zwischen nothwendiger und Mehrarbeit, so producirt
die Gesammtarbeit dieser zwei Millionen, und ebenso ihre Mehr-
arbeit, die sich in Mehrwerth darstellt, stets dieselbe Werthgrösse.
Aber es fällt mit der wachsenden Masse des konstanten -- fixen
und cirkulirenden -- Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt,
das Verhältniss dieser Werthgrösse zum Werth dieses Kapitals,
der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verhältniss
wächst. Dies Verhältniss und daher die Profitrate fällt, obgleich
nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandirt und
dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital aufgesaugt wird. Das
Verhältniss ändert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit
fällt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten
bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist rela-
tiv, nicht absolut, und hat in der That mit der absoluten Grösse
der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrarbeit nichts zu schaffen.
Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern
aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandtheils des
Gesammtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten
Bestandtheil.

Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehr-
arbeitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher,
unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse
der kommandirten Arbeit überhaupt und ihres unbezahlten Theils,
der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbevölkerung von
zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn aus-
gezahlte variable Kapital ebenfalls, früher zwei, jetzt drei Millionen
ist, und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millionen
steigt, so wächst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter
Arbeitstag und konstante Mehrwerthsrate) die Masse der Mehr-
arbeit, des Mehrwerths um die Hälfte, um 50 %, von 2 Millionen
auf 3. Nichts destoweniger, trotz dieses Wachsthums der absoluten

absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung
gesetzten und exploitirten Arbeit, daher auch die absolute Masse
der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebensowenig, dass
die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden
Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehr-
arbeit kommandiren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen
kommandirten Arbeiter nicht wächst.

Nimmt man eine gegebne Arbeiterbevölkerung, z. B. von zwei
Millionen, nimmt man ferner, als gegeben, Länge und Intensität
des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn, und damit das
Verhältniss zwischen nothwendiger und Mehrarbeit, so producirt
die Gesammtarbeit dieser zwei Millionen, und ebenso ihre Mehr-
arbeit, die sich in Mehrwerth darstellt, stets dieselbe Werthgrösse.
Aber es fällt mit der wachsenden Masse des konstanten — fixen
und cirkulirenden — Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt,
das Verhältniss dieser Werthgrösse zum Werth dieses Kapitals,
der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verhältniss
wächst. Dies Verhältniss und daher die Profitrate fällt, obgleich
nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandirt und
dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital aufgesaugt wird. Das
Verhältniss ändert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit
fällt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten
bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist rela-
tiv, nicht absolut, und hat in der That mit der absoluten Grösse
der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrarbeit nichts zu schaffen.
Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern
aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandtheils des
Gesammtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten
Bestandtheil.

Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehr-
arbeitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher,
unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse
der kommandirten Arbeit überhaupt und ihres unbezahlten Theils,
der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbevölkerung von
zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn aus-
gezahlte variable Kapital ebenfalls, früher zwei, jetzt drei Millionen
ist, und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millionen
steigt, so wächst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter
Arbeitstag und konstante Mehrwerthsrate) die Masse der Mehr-
arbeit, des Mehrwerths um die Hälfte, um 50 %, von 2 Millionen
auf 3. Nichts destoweniger, trotz dieses Wachsthums der absoluten

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[197/0231] absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetzten und exploitirten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebensowenig, dass die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehr- arbeit kommandiren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen kommandirten Arbeiter nicht wächst. Nimmt man eine gegebne Arbeiterbevölkerung, z. B. von zwei Millionen, nimmt man ferner, als gegeben, Länge und Intensität des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn, und damit das Verhältniss zwischen nothwendiger und Mehrarbeit, so producirt die Gesammtarbeit dieser zwei Millionen, und ebenso ihre Mehr- arbeit, die sich in Mehrwerth darstellt, stets dieselbe Werthgrösse. Aber es fällt mit der wachsenden Masse des konstanten — fixen und cirkulirenden — Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verhältniss dieser Werthgrösse zum Werth dieses Kapitals, der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verhältniss wächst. Dies Verhältniss und daher die Profitrate fällt, obgleich nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandirt und dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital aufgesaugt wird. Das Verhältniss ändert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit fällt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist rela- tiv, nicht absolut, und hat in der That mit der absoluten Grösse der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrarbeit nichts zu schaffen. Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandtheils des Gesammtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten Bestandtheil. Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehr- arbeitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher, unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse der kommandirten Arbeit überhaupt und ihres unbezahlten Theils, der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbevölkerung von zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn aus- gezahlte variable Kapital ebenfalls, früher zwei, jetzt drei Millionen ist, und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millionen steigt, so wächst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter Arbeitstag und konstante Mehrwerthsrate) die Masse der Mehr- arbeit, des Mehrwerths um die Hälfte, um 50 %, von 2 Millionen auf 3. Nichts destoweniger, trotz dieses Wachsthums der absoluten

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/231>, abgerufen am 25.04.2024.