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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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schaftskapital (d. h. von der Gesammtheit der Kapitalisten) ange-
eigneten Mehrwerths und daher Profits hervor. Wie muss sich
dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder
welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren
Widerspruch?

Wenn je ein aliquoter Theil = 100 des gesellschaftlichen Kapi-
tals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnitts-
zusammensetzung, eine gegebne Grösse ist, und daher für sie Ab-
nahme der Profitrate zusammenfällt mit Abnahme der absoluten
Grösse des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen
werden, eine konstante Grösse ist, so ist dagegen die Grösse des
gesellschaftlichen Gesammtkapitals, wie des in den Händen ein-
zelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Grösse, die,
um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variiren muss
im umgekehrten Verhältniss zur Abnahme ihres variablen Theils.

Als im frühern Beispiel die Zusammensetzung procentig 60c + 40v,
war der Mehrwerth oder Profit darauf 40, und daher die Profit-
rate 40 %. Angenommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung
sei das Gesammtkapital eine Million gewesen. So betrug der Ge-
sammtmehrwerth und daher der Gesammtprofit 400,000. Wenn
nun später die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehr-
werth oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der
Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehrwerth oder Profit der
absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser ab-
nehmenden Profitrate oder abnehmenden Erzeugung von Mehr-
werth durch ein Kapital von je 100, z. B. wächst, sagen wir von
400,000 auf 440,000, so ist das nur dadurch möglich, dass das
Gesammtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser neuen Zusammen-
setzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2,200,000. Die Masse
des in Bewegung gesetzten Gesammtkapital ist gestiegen um 220 %,
während die Profitrate um 50 % gefallen ist. Hätte sich das
Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20 % nur
dieselbe Masse von Mehrwerth und Profit erzeugen können, wie
das alte Kapital von 1,000,000 zu 40 %. Wäre es um weniger
als das doppelte gewachsen, so hätte es weniger Mehrwerth oder
Profit producirt als früher das Kapital von 1,000,000, das bei
seiner frühern Zusammensetzung, um seinen Mehrwerth von 400,000
auf 440,000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1,000,000
auf 1,100,000.

Es zeigt sich hier das schon früher entwickelte Gesetz, dass mit
der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwick-

schaftskapital (d. h. von der Gesammtheit der Kapitalisten) ange-
eigneten Mehrwerths und daher Profits hervor. Wie muss sich
dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder
welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren
Widerspruch?

Wenn je ein aliquoter Theil = 100 des gesellschaftlichen Kapi-
tals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnitts-
zusammensetzung, eine gegebne Grösse ist, und daher für sie Ab-
nahme der Profitrate zusammenfällt mit Abnahme der absoluten
Grösse des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen
werden, eine konstante Grösse ist, so ist dagegen die Grösse des
gesellschaftlichen Gesammtkapitals, wie des in den Händen ein-
zelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Grösse, die,
um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variiren muss
im umgekehrten Verhältniss zur Abnahme ihres variablen Theils.

Als im frühern Beispiel die Zusammensetzung procentig 60c + 40v,
war der Mehrwerth oder Profit darauf 40, und daher die Profit-
rate 40 %. Angenommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung
sei das Gesammtkapital eine Million gewesen. So betrug der Ge-
sammtmehrwerth und daher der Gesammtprofit 400,000. Wenn
nun später die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehr-
werth oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der
Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehrwerth oder Profit der
absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser ab-
nehmenden Profitrate oder abnehmenden Erzeugung von Mehr-
werth durch ein Kapital von je 100, z. B. wächst, sagen wir von
400,000 auf 440,000, so ist das nur dadurch möglich, dass das
Gesammtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser neuen Zusammen-
setzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2,200,000. Die Masse
des in Bewegung gesetzten Gesammtkapital ist gestiegen um 220 %,
während die Profitrate um 50 % gefallen ist. Hätte sich das
Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20 % nur
dieselbe Masse von Mehrwerth und Profit erzeugen können, wie
das alte Kapital von 1,000,000 zu 40 %. Wäre es um weniger
als das doppelte gewachsen, so hätte es weniger Mehrwerth oder
Profit producirt als früher das Kapital von 1,000,000, das bei
seiner frühern Zusammensetzung, um seinen Mehrwerth von 400,000
auf 440,000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1,000,000
auf 1,100,000.

Es zeigt sich hier das schon früher entwickelte Gesetz, dass mit
der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwick-

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[202/0236] schaftskapital (d. h. von der Gesammtheit der Kapitalisten) ange- eigneten Mehrwerths und daher Profits hervor. Wie muss sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch? Wenn je ein aliquoter Theil = 100 des gesellschaftlichen Kapi- tals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnitts- zusammensetzung, eine gegebne Grösse ist, und daher für sie Ab- nahme der Profitrate zusammenfällt mit Abnahme der absoluten Grösse des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen werden, eine konstante Grösse ist, so ist dagegen die Grösse des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, wie des in den Händen ein- zelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Grösse, die, um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variiren muss im umgekehrten Verhältniss zur Abnahme ihres variablen Theils. Als im frühern Beispiel die Zusammensetzung procentig 60c + 40v, war der Mehrwerth oder Profit darauf 40, und daher die Profit- rate 40 %. Angenommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesammtkapital eine Million gewesen. So betrug der Ge- sammtmehrwerth und daher der Gesammtprofit 400,000. Wenn nun später die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehr- werth oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehrwerth oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser ab- nehmenden Profitrate oder abnehmenden Erzeugung von Mehr- werth durch ein Kapital von je 100, z. B. wächst, sagen wir von 400,000 auf 440,000, so ist das nur dadurch möglich, dass das Gesammtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser neuen Zusammen- setzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2,200,000. Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesammtkapital ist gestiegen um 220 %, während die Profitrate um 50 % gefallen ist. Hätte sich das Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20 % nur dieselbe Masse von Mehrwerth und Profit erzeugen können, wie das alte Kapital von 1,000,000 zu 40 %. Wäre es um weniger als das doppelte gewachsen, so hätte es weniger Mehrwerth oder Profit producirt als früher das Kapital von 1,000,000, das bei seiner frühern Zusammensetzung, um seinen Mehrwerth von 400,000 auf 440,000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1,000,000 auf 1,100,000. Es zeigt sich hier das schon früher entwickelte Gesetz, dass mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwick-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/236>, abgerufen am 28.03.2024.