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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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des konstanten Kapitals gegenüber dem variablen. "Ein Plus an
konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter
zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf
dem Wege über die Verbilligung der Lebensmittel) ein Plus an
Mehrwerth nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwischen
wachsendem Mehrwerth und wachsender Betheiligung des konstanten
Kapitals im Gesammtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem
Kapital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei
gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital
muss daher der Mehrwerth steigen im Einklang mit Marx. Diese
Frage war uns aufgegeben."

Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade
Gegentheil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative
Mehrwerth, bei fallendem variablem Kapital, im Verhältniss wie
das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes
parlamentarischen Ausdrucks spottet; zwar beweist Herr Julius
Wolf in jeder Zeile, dass er weder relativ noch absolut das geringste
verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehr-
werth; zwar sagt er selbst: "man scheint sich auf den ersten
Blick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden",
was beiläufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel
ist. Aber was thut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf
seine geniale Entdeckung, dass er nicht unterlassen kann, dem
Marx dafür posthume Lobsprüche zu ertheilen, und diesen seinen
eignen unergründlichen Unsinn anzupreisen als einen "neuerlichen
Beweis der Schärfe und Weitsichtigkeit, mit der sein (Marx's)
kritisches System der kapitalistischen Wirthschaft entworfen ist!"

Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt: "Ricardo hat eben-
sowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, gleicher Mehrwerth
(Profit) -- wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwerth (der
Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine
mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber
nicht anerkannt. Er hat (im dritten Band) zweifellos nach-
gewiesen
, dass die zweite Behauptung nicht unbedingte Konsequenz
des Werthgesetzes sei, ja dass sie seinem Werthgesetze wider-
sprechen und also ... direkt zu verwerfen sei." Und nun unter-
sucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx.

des konstanten Kapitals gegenüber dem variablen. „Ein Plus an
konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter
zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf
dem Wege über die Verbilligung der Lebensmittel) ein Plus an
Mehrwerth nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwischen
wachsendem Mehrwerth und wachsender Betheiligung des konstanten
Kapitals im Gesammtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem
Kapital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei
gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital
muss daher der Mehrwerth steigen im Einklang mit Marx. Diese
Frage war uns aufgegeben.“

Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade
Gegentheil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative
Mehrwerth, bei fallendem variablem Kapital, im Verhältniss wie
das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes
parlamentarischen Ausdrucks spottet; zwar beweist Herr Julius
Wolf in jeder Zeile, dass er weder relativ noch absolut das geringste
verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehr-
werth; zwar sagt er selbst: „man scheint sich auf den ersten
Blick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden“,
was beiläufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel
ist. Aber was thut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf
seine geniale Entdeckung, dass er nicht unterlassen kann, dem
Marx dafür posthume Lobsprüche zu ertheilen, und diesen seinen
eignen unergründlichen Unsinn anzupreisen als einen „neuerlichen
Beweis der Schärfe und Weitsichtigkeit, mit der sein (Marx’s)
kritisches System der kapitalistischen Wirthschaft entworfen ist!“

Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt: „Ricardo hat eben-
sowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, gleicher Mehrwerth
(Profit) — wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwerth (der
Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine
mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber
nicht anerkannt. Er hat (im dritten Band) zweifellos nach-
gewiesen
, dass die zweite Behauptung nicht unbedingte Konsequenz
des Werthgesetzes sei, ja dass sie seinem Werthgesetze wider-
sprechen und also … direkt zu verwerfen sei.“ Und nun unter-
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[XVIII/0024] des konstanten Kapitals gegenüber dem variablen. „Ein Plus an konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf dem Wege über die Verbilligung der Lebensmittel) ein Plus an Mehrwerth nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwischen wachsendem Mehrwerth und wachsender Betheiligung des konstanten Kapitals im Gesammtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem Kapital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital muss daher der Mehrwerth steigen im Einklang mit Marx. Diese Frage war uns aufgegeben.“ Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade Gegentheil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative Mehrwerth, bei fallendem variablem Kapital, im Verhältniss wie das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes parlamentarischen Ausdrucks spottet; zwar beweist Herr Julius Wolf in jeder Zeile, dass er weder relativ noch absolut das geringste verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehr- werth; zwar sagt er selbst: „man scheint sich auf den ersten Blick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden“, was beiläufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel ist. Aber was thut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf seine geniale Entdeckung, dass er nicht unterlassen kann, dem Marx dafür posthume Lobsprüche zu ertheilen, und diesen seinen eignen unergründlichen Unsinn anzupreisen als einen „neuerlichen Beweis der Schärfe und Weitsichtigkeit, mit der sein (Marx’s) kritisches System der kapitalistischen Wirthschaft entworfen ist!“ Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt: „Ricardo hat eben- sowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, gleicher Mehrwerth (Profit) — wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwerth (der Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber nicht anerkannt. Er hat (im dritten Band) zweifellos nach- gewiesen, dass die zweite Behauptung nicht unbedingte Konsequenz des Werthgesetzes sei, ja dass sie seinem Werthgesetze wider- sprechen und also … direkt zu verwerfen sei.“ Und nun unter- sucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. XVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/24>, abgerufen am 29.03.2024.