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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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abgesehn von Abzügen am Lohn oder Herabpressen des Lohns
unter seine normale Höhe). Oder, wo die Intensität der Arbeit
vermehrt, beziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erhöht,
überhaupt mehr relativer Mehrwerth erzeugt werden soll, wächst
in den Industriezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des
cirkulirenden Theils des konstanten Kapitals, indem mehr Roh-
stoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens
wächst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte
Maschinerie, also auch dieser Theil des konstanten Kapitals. Das
Wachsen des Mehrwerths ist also begleitet von einem Wachsen
des konstanten Kapitals, die wachsende Exploitation der Arbeit von
einer Vertheuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher
die Arbeit exploitirt wird, d. h. von grössrer Kapitalauslage. Die
Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert,
wenn auf der andern erhöht.

Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder
ganz gleich bei längrem wie bei kürzrem Arbeitstag. Die Auf-
sichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden,
als für 750 bei 12 Stunden. "Die Betriebskosten einer Fabrik
bei zehnstündiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zwölf-
stündiger." (Rep. Fact. Oct. 1848, p. 37.) Staats- und Gemeinde-
steuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner ständiger Angestellter,
Entwerthung der Maschinerie, und verschiedne andre Unkosten
einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer
Arbeitszeit; im Verhältniss wie die Produktion abnimmt, steigen
sie gegenüber dem Profit. (Rep. Fact., Okt. 1862, p. 19.)

Die Zeitdauer, worin sich der Werth der Maschinerie und andrer
Bestandtheile des fixen Kapitals reproducirt, ist praktisch bestimmt
nicht durch die Zeit ihrer blossen Dauer, sondern durch die Ge-
sammtdauer des Arbeitsprocesses, während dessen sie wirkt und
vernutzt wird. Müssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen,
so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu
anderthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die Ueberzeit nicht bezahlt,
so geben die Arbeiter also, ausser der normalen Mehrarbeitszeit,
auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis.
Und so wird die Werthreproduktion der Maschinerie um 50 % ge-
steigert und in 2/3 der sonst nothwendigen Zeit erreicht.

Wir gehn bei dieser Untersuchung, sowie bei der über die
Preisschwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraus-
setzung aus, dass Masse und Rate des Mehrwerths gegeben sind --
zur Vermeidung nutzloser Komplikationen.


abgesehn von Abzügen am Lohn oder Herabpressen des Lohns
unter seine normale Höhe). Oder, wo die Intensität der Arbeit
vermehrt, beziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erhöht,
überhaupt mehr relativer Mehrwerth erzeugt werden soll, wächst
in den Industriezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des
cirkulirenden Theils des konstanten Kapitals, indem mehr Roh-
stoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens
wächst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte
Maschinerie, also auch dieser Theil des konstanten Kapitals. Das
Wachsen des Mehrwerths ist also begleitet von einem Wachsen
des konstanten Kapitals, die wachsende Exploitation der Arbeit von
einer Vertheuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher
die Arbeit exploitirt wird, d. h. von grössrer Kapitalauslage. Die
Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert,
wenn auf der andern erhöht.

Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder
ganz gleich bei längrem wie bei kürzrem Arbeitstag. Die Auf-
sichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden,
als für 750 bei 12 Stunden. „Die Betriebskosten einer Fabrik
bei zehnstündiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zwölf-
stündiger.“ (Rep. Fact. Oct. 1848, p. 37.) Staats- und Gemeinde-
steuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner ständiger Angestellter,
Entwerthung der Maschinerie, und verschiedne andre Unkosten
einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer
Arbeitszeit; im Verhältniss wie die Produktion abnimmt, steigen
sie gegenüber dem Profit. (Rep. Fact., Okt. 1862, p. 19.)

Die Zeitdauer, worin sich der Werth der Maschinerie und andrer
Bestandtheile des fixen Kapitals reproducirt, ist praktisch bestimmt
nicht durch die Zeit ihrer blossen Dauer, sondern durch die Ge-
sammtdauer des Arbeitsprocesses, während dessen sie wirkt und
vernutzt wird. Müssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen,
so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu
anderthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die Ueberzeit nicht bezahlt,
so geben die Arbeiter also, ausser der normalen Mehrarbeitszeit,
auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis.
Und so wird die Werthreproduktion der Maschinerie um 50 % ge-
steigert und in ⅔ der sonst nothwendigen Zeit erreicht.

Wir gehn bei dieser Untersuchung, sowie bei der über die
Preisschwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraus-
setzung aus, dass Masse und Rate des Mehrwerths gegeben sind —
zur Vermeidung nutzloser Komplikationen.


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[52/0086] abgesehn von Abzügen am Lohn oder Herabpressen des Lohns unter seine normale Höhe). Oder, wo die Intensität der Arbeit vermehrt, beziehungsweise die Produktivkraft der Arbeit erhöht, überhaupt mehr relativer Mehrwerth erzeugt werden soll, wächst in den Industriezweigen, die Rohstoff anwenden, die Masse des cirkulirenden Theils des konstanten Kapitals, indem mehr Roh- stoff etc. in dem gegebnen Zeitraum verarbeitet wird; und zweitens wächst die von derselben Zahl Arbeiter in Bewegung gesetzte Maschinerie, also auch dieser Theil des konstanten Kapitals. Das Wachsen des Mehrwerths ist also begleitet von einem Wachsen des konstanten Kapitals, die wachsende Exploitation der Arbeit von einer Vertheuerung der Produktionsbedingungen, vermittelst welcher die Arbeit exploitirt wird, d. h. von grössrer Kapitalauslage. Die Profitrate wird also hierdurch auf der einen Seite vermindert, wenn auf der andern erhöht. Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei längrem wie bei kürzrem Arbeitstag. Die Auf- sichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden, als für 750 bei 12 Stunden. „Die Betriebskosten einer Fabrik bei zehnstündiger Arbeit sind beinahe gleich hoch wie bei zwölf- stündiger.“ (Rep. Fact. Oct. 1848, p. 37.) Staats- und Gemeinde- steuern, Feuerversichrung, Lohn verschiedner ständiger Angestellter, Entwerthung der Maschinerie, und verschiedne andre Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit; im Verhältniss wie die Produktion abnimmt, steigen sie gegenüber dem Profit. (Rep. Fact., Okt. 1862, p. 19.) Die Zeitdauer, worin sich der Werth der Maschinerie und andrer Bestandtheile des fixen Kapitals reproducirt, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer blossen Dauer, sondern durch die Ge- sammtdauer des Arbeitsprocesses, während dessen sie wirkt und vernutzt wird. Müssen die Arbeiter 18 Stunden statt 12 schanzen, so gibt dies drei Tage mehr auf die Woche, eine Woche wird zu anderthalb, zwei Jahre zu drei. Wird die Ueberzeit nicht bezahlt, so geben die Arbeiter also, ausser der normalen Mehrarbeitszeit, auf zwei Wochen die dritte, auf zwei Jahre das dritte gratis. Und so wird die Werthreproduktion der Maschinerie um 50 % ge- steigert und in ⅔ der sonst nothwendigen Zeit erreicht. Wir gehn bei dieser Untersuchung, sowie bei der über die Preisschwankungen des Rohmaterials (in Kap. VI) von der Voraus- setzung aus, dass Masse und Rate des Mehrwerths gegeben sind — zur Vermeidung nutzloser Komplikationen.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/86>, abgerufen am 20.04.2024.