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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.
lungen, beziehungsweise Unterlassungen. Selbst Freundschafts- und
Liebesverhältnisse, religiöse Gemeinschaften u. dgl. m. bestehen
offenbar in solchen uns nützlichen Handlungen oder Unter-
lassungen anderer Personen. Sind nun diese nützlichen Hand-
lungen oder Unterlassungen derart, dass wir über dieselben
verfügen können, wie dies zum Beispiel bei Kundenkreisen, Fir-
men, Monopolrechten etc. thatsächlich der Fall ist, so ist kein
Grund zu erkennen, weshalb wir denselben die Güterqualität
nicht zuerkennen sollten, ohne doch zu dem dunkeln Begriffe der
"Verhältnisse" greifen und diese letztern den übrigen Gütern
als eine besondere Kategorie entgegenstellen zu müssen. Ich
glaube vielmehr, dass die Gesammtheit der Güter sich in die
beiden Kategorien der Sachgüter (einschliesslich aller Natur-
kräfte, so weit sie Güter sind) und in nützliche mensch-
liche Handlungen
(beziehungsweise Unterlassungen), deren
wichtigste die Arbeitsleistungen sind, einordnen lassen.

§. 2.
Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.

Es scheint mir nun vor Allem von der höchsten Wichtig-
keit zu sein, dass man in unserer Wissenschaft sich klar werde
über den ursächlichen Zusammenhang der Güter; denn wie in
allen anderen Wissenschaften, so wird auch in der unseren der
wahre und dauernde Fortschritt erst dann beginnen, wenn wir
die Objecte unserer wissenschaftlichen Beobachtung nicht mehr
lediglich als vereinzelte Erscheinungen betrachten, sondern uns
bemühen werden, den Causal-Zusammenhang derselben zu
erforschen und die Gesetze, unter welchen sie stehen. Das Brot,
das wir geniessen, das Mehl, aus welchem wir das Brot bereiten,
das Getreide, das wir zu Mehl vermahlen, der Acker, auf wel-
chem das Getreide wächst, alle diese Dinge sind Güter. Es ist diese
Erkenntniss jedoch für unsere Wissenschaft nicht ausreichend,
vielmehr ist es nothwendig, dass wir, wie dies in allen übrigen
Erfahrungswissenschaften geschehen ist, uns bemühen, die Güter
nach inneren Gründen zu ordnen, die Stelle kennen zu lernen,
welche jedes derselben in dem Causalnexus der Güter einnimmt
und schliesslich die Gesetze zu erforschen, unter welchen sie
in dieser Rücksicht stehen.


Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.
lungen, beziehungsweise Unterlassungen. Selbst Freundschafts- und
Liebesverhältnisse, religiöse Gemeinschaften u. dgl. m. bestehen
offenbar in solchen uns nützlichen Handlungen oder Unter-
lassungen anderer Personen. Sind nun diese nützlichen Hand-
lungen oder Unterlassungen derart, dass wir über dieselben
verfügen können, wie dies zum Beispiel bei Kundenkreisen, Fir-
men, Monopolrechten etc. thatsächlich der Fall ist, so ist kein
Grund zu erkennen, weshalb wir denselben die Güterqualität
nicht zuerkennen sollten, ohne doch zu dem dunkeln Begriffe der
„Verhältnisse“ greifen und diese letztern den übrigen Gütern
als eine besondere Kategorie entgegenstellen zu müssen. Ich
glaube vielmehr, dass die Gesammtheit der Güter sich in die
beiden Kategorien der Sachgüter (einschliesslich aller Natur-
kräfte, so weit sie Güter sind) und in nützliche mensch-
liche Handlungen
(beziehungsweise Unterlassungen), deren
wichtigste die Arbeitsleistungen sind, einordnen lassen.

§. 2.
Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter.

Es scheint mir nun vor Allem von der höchsten Wichtig-
keit zu sein, dass man in unserer Wissenschaft sich klar werde
über den ursächlichen Zusammenhang der Güter; denn wie in
allen anderen Wissenschaften, so wird auch in der unseren der
wahre und dauernde Fortschritt erst dann beginnen, wenn wir
die Objecte unserer wissenschaftlichen Beobachtung nicht mehr
lediglich als vereinzelte Erscheinungen betrachten, sondern uns
bemühen werden, den Causal-Zusammenhang derselben zu
erforschen und die Gesetze, unter welchen sie stehen. Das Brot,
das wir geniessen, das Mehl, aus welchem wir das Brot bereiten,
das Getreide, das wir zu Mehl vermahlen, der Acker, auf wel-
chem das Getreide wächst, alle diese Dinge sind Güter. Es ist diese
Erkenntniss jedoch für unsere Wissenschaft nicht ausreichend,
vielmehr ist es nothwendig, dass wir, wie dies in allen übrigen
Erfahrungswissenschaften geschehen ist, uns bemühen, die Güter
nach inneren Gründen zu ordnen, die Stelle kennen zu lernen,
welche jedes derselben in dem Causalnexus der Güter einnimmt
und schliesslich die Gesetze zu erforschen, unter welchen sie
in dieser Rücksicht stehen.


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[7/0025] Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter. lungen, beziehungsweise Unterlassungen. Selbst Freundschafts- und Liebesverhältnisse, religiöse Gemeinschaften u. dgl. m. bestehen offenbar in solchen uns nützlichen Handlungen oder Unter- lassungen anderer Personen. Sind nun diese nützlichen Hand- lungen oder Unterlassungen derart, dass wir über dieselben verfügen können, wie dies zum Beispiel bei Kundenkreisen, Fir- men, Monopolrechten etc. thatsächlich der Fall ist, so ist kein Grund zu erkennen, weshalb wir denselben die Güterqualität nicht zuerkennen sollten, ohne doch zu dem dunkeln Begriffe der „Verhältnisse“ greifen und diese letztern den übrigen Gütern als eine besondere Kategorie entgegenstellen zu müssen. Ich glaube vielmehr, dass die Gesammtheit der Güter sich in die beiden Kategorien der Sachgüter (einschliesslich aller Natur- kräfte, so weit sie Güter sind) und in nützliche mensch- liche Handlungen (beziehungsweise Unterlassungen), deren wichtigste die Arbeitsleistungen sind, einordnen lassen. §. 2. Ueber den Causal-Zusammenhang der Güter. Es scheint mir nun vor Allem von der höchsten Wichtig- keit zu sein, dass man in unserer Wissenschaft sich klar werde über den ursächlichen Zusammenhang der Güter; denn wie in allen anderen Wissenschaften, so wird auch in der unseren der wahre und dauernde Fortschritt erst dann beginnen, wenn wir die Objecte unserer wissenschaftlichen Beobachtung nicht mehr lediglich als vereinzelte Erscheinungen betrachten, sondern uns bemühen werden, den Causal-Zusammenhang derselben zu erforschen und die Gesetze, unter welchen sie stehen. Das Brot, das wir geniessen, das Mehl, aus welchem wir das Brot bereiten, das Getreide, das wir zu Mehl vermahlen, der Acker, auf wel- chem das Getreide wächst, alle diese Dinge sind Güter. Es ist diese Erkenntniss jedoch für unsere Wissenschaft nicht ausreichend, vielmehr ist es nothwendig, dass wir, wie dies in allen übrigen Erfahrungswissenschaften geschehen ist, uns bemühen, die Güter nach inneren Gründen zu ordnen, die Stelle kennen zu lernen, welche jedes derselben in dem Causalnexus der Güter einnimmt und schliesslich die Gesetze zu erforschen, unter welchen sie in dieser Rücksicht stehen.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/25>, abgerufen am 20.04.2024.