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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren.
Genf und in New-York, oder Rio-Janeiro, trotz des an und
für sich beträchtlichen Preises derselben am ersteren Markte,
leicht gross genug sein kann, um die Kosten und Spesen des
Transportes der Waare nach jenem fernen Absatzgebiete zu er-
setzen. Je kostbarer eine Waare, desto grösser ist demnach
unter sonst gleichen Umständen ihr Absatzgebiet.

Drittens sind die Waaren in ihrer Absatz-
fähigkeit in quantitativer Weise begrenzt
.

Die Absatzfähigkeit einer Waare ist in quantitativer Be-
ziehung auf den noch ungedeckten Bedarf an derselben und
weiter noch auf jene Quantitäten beschränkt, rücksichtlich welcher
die Grundlagen zu ökonomischen Tauschoperationen vorhanden
sind. Der Bedarf eines einzelnen Individuums an einer Waare
mag noch so weite Grenzen haben, über diese Grenzen hinaus
ist auf eine weitere Aufnahme von Quantitäten derselben inner-
halb jedes gegebenen Zeitraumes nicht zu rechnen und selbst
innerhalb dieser Grenzen wird dies Individuum nur solche Quan-
titäten der Waare einzutauschen bereit sein, rücksichtlich welcher
die Grundlagen ökonomischer Tauschoperationen für dasselbe
vorhanden sind. Aus der Nachfrage der einzelnen wirthschaften-
den Individuuen nach einer Waare setzt sich die Nachfrage nach
derselben überhaupt zusammen und die Quantität einer Waare,
welche im Grossen und Ganzen an die Mitglieder einer Gesell-
schaft abgesetzt werden kann, ist demnach bei jeder gegebenen
ökonomischen Sachlage eine streng begrenzte, ein Absatz über
diese Grenze hinaus undenkbar.

Was nun den Umfang dieser Grenzen betrifft, so weist
auch dieser in Rücksicht auf die einzelnen Güter eine sehr be-
merkenswerthe Verschiedenheit auf. Es giebt solche Waaren,
von welchen wegen des enge begrenzten Bedarfes unter allen
Umständen nur eng begrenzte Quantitäten jeweilig Absatz finden
können, andere bei welchen der Bedarf ein grösserer ist und in
Folge dessen die quantitativen Grenzen der Absatzfähigkeit be-
trächtlich weiter sind, noch andere bei welchen nahezu jede
practisch in Betracht kommende Quantität Absatz finden kann.

Der Verleger eines Werkes über die Sprache der Tupi-
Indianer kann bei einem mässigen Preise des Werkes auf einen
Absatz von etwa 300, aber selbst bei dem geringsten Preise

Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren.
Genf und in New-York, oder Rio-Janeiro, trotz des an und
für sich beträchtlichen Preises derselben am ersteren Markte,
leicht gross genug sein kann, um die Kosten und Spesen des
Transportes der Waare nach jenem fernen Absatzgebiete zu er-
setzen. Je kostbarer eine Waare, desto grösser ist demnach
unter sonst gleichen Umständen ihr Absatzgebiet.

Drittens sind die Waaren in ihrer Absatz-
fähigkeit in quantitativer Weise begrenzt
.

Die Absatzfähigkeit einer Waare ist in quantitativer Be-
ziehung auf den noch ungedeckten Bedarf an derselben und
weiter noch auf jene Quantitäten beschränkt, rücksichtlich welcher
die Grundlagen zu ökonomischen Tauschoperationen vorhanden
sind. Der Bedarf eines einzelnen Individuums an einer Waare
mag noch so weite Grenzen haben, über diese Grenzen hinaus
ist auf eine weitere Aufnahme von Quantitäten derselben inner-
halb jedes gegebenen Zeitraumes nicht zu rechnen und selbst
innerhalb dieser Grenzen wird dies Individuum nur solche Quan-
titäten der Waare einzutauschen bereit sein, rücksichtlich welcher
die Grundlagen ökonomischer Tauschoperationen für dasselbe
vorhanden sind. Aus der Nachfrage der einzelnen wirthschaften-
den Individuuen nach einer Waare setzt sich die Nachfrage nach
derselben überhaupt zusammen und die Quantität einer Waare,
welche im Grossen und Ganzen an die Mitglieder einer Gesell-
schaft abgesetzt werden kann, ist demnach bei jeder gegebenen
ökonomischen Sachlage eine streng begrenzte, ein Absatz über
diese Grenze hinaus undenkbar.

Was nun den Umfang dieser Grenzen betrifft, so weist
auch dieser in Rücksicht auf die einzelnen Güter eine sehr be-
merkenswerthe Verschiedenheit auf. Es giebt solche Waaren,
von welchen wegen des enge begrenzten Bedarfes unter allen
Umständen nur eng begrenzte Quantitäten jeweilig Absatz finden
können, andere bei welchen der Bedarf ein grösserer ist und in
Folge dessen die quantitativen Grenzen der Absatzfähigkeit be-
trächtlich weiter sind, noch andere bei welchen nahezu jede
practisch in Betracht kommende Quantität Absatz finden kann.

Der Verleger eines Werkes über die Sprache der Tupi-
Indianer kann bei einem mässigen Preise des Werkes auf einen
Absatz von etwa 300, aber selbst bei dem geringsten Preise

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[237/0255] Ueber die Absatzfähigkeit der Waaren. Genf und in New-York, oder Rio-Janeiro, trotz des an und für sich beträchtlichen Preises derselben am ersteren Markte, leicht gross genug sein kann, um die Kosten und Spesen des Transportes der Waare nach jenem fernen Absatzgebiete zu er- setzen. Je kostbarer eine Waare, desto grösser ist demnach unter sonst gleichen Umständen ihr Absatzgebiet. Drittens sind die Waaren in ihrer Absatz- fähigkeit in quantitativer Weise begrenzt. Die Absatzfähigkeit einer Waare ist in quantitativer Be- ziehung auf den noch ungedeckten Bedarf an derselben und weiter noch auf jene Quantitäten beschränkt, rücksichtlich welcher die Grundlagen zu ökonomischen Tauschoperationen vorhanden sind. Der Bedarf eines einzelnen Individuums an einer Waare mag noch so weite Grenzen haben, über diese Grenzen hinaus ist auf eine weitere Aufnahme von Quantitäten derselben inner- halb jedes gegebenen Zeitraumes nicht zu rechnen und selbst innerhalb dieser Grenzen wird dies Individuum nur solche Quan- titäten der Waare einzutauschen bereit sein, rücksichtlich welcher die Grundlagen ökonomischer Tauschoperationen für dasselbe vorhanden sind. Aus der Nachfrage der einzelnen wirthschaften- den Individuuen nach einer Waare setzt sich die Nachfrage nach derselben überhaupt zusammen und die Quantität einer Waare, welche im Grossen und Ganzen an die Mitglieder einer Gesell- schaft abgesetzt werden kann, ist demnach bei jeder gegebenen ökonomischen Sachlage eine streng begrenzte, ein Absatz über diese Grenze hinaus undenkbar. Was nun den Umfang dieser Grenzen betrifft, so weist auch dieser in Rücksicht auf die einzelnen Güter eine sehr be- merkenswerthe Verschiedenheit auf. Es giebt solche Waaren, von welchen wegen des enge begrenzten Bedarfes unter allen Umständen nur eng begrenzte Quantitäten jeweilig Absatz finden können, andere bei welchen der Bedarf ein grösserer ist und in Folge dessen die quantitativen Grenzen der Absatzfähigkeit be- trächtlich weiter sind, noch andere bei welchen nahezu jede practisch in Betracht kommende Quantität Absatz finden kann. Der Verleger eines Werkes über die Sprache der Tupi- Indianer kann bei einem mässigen Preise des Werkes auf einen Absatz von etwa 300, aber selbst bei dem geringsten Preise

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/255>, abgerufen am 28.03.2024.