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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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abgelöscht (wie man es nennt). Abgelöschter Kalk aber nimmt einen
größeren Raum ein als unabgelöschter, und hierdurch werden kalkhal-
tige Ziegeln zersprengt oder zerbröckelt, jenachdem sie mehr Kalkstein-
chen oder Mergelkalktheile enthalten haben.

Die bessere Ziegelerde, das heißt den fetteren Lehm und Thon,
findet man in höheren Gegenden meistentheils erst unter einem be-
deutenden Abraume, in größerer Tiefe von zuweilen 20 -- 30 Fuß,
während geringere Ziegelerde (magrer Lehm) sich häufig dann schon
vorfindet, wenn man die tragbare Erdkruste abgeräumt hat und noch
einige Fuß tiefer in die Erde geht; dagegen liegt die Schlammerde in
Brüchen, welche auch zu Ziegeln sich eignet, meist ohne allen Abraum
zu Tage.

Hinsichtlich der Bereitung der Ziegelerde und des For-
mens derjenigen Luftsteine, welche alsdann zu Ziegeln gebrannt wer-
den sollen, ist alles dasjenige zu beobachten, was unter §. 10. bereits
bei den Luftsteinen erwähnt worden ist.

Hierher gehört:

1) Das frühzeitige Anfahren der Ziegelerde und das Ausfrieren
derselben während eines Winters, welches jedoch nicht unbedingt
nöthig ist.
2) Das sorgfältige Reinigen derselben durch Schlemmen oder be-
sondere Maschinen.
3) Das Einsumpfen.
4) Das Formen derselben zu Lehmsteinen.
5) Das Trocknen dieser Lehmsteine in eigens dazu erbauten Schuppen.
Bei den sognannten Feldbränden werden zwar die Steine nur
im Freien und nicht in Schuppen getrocknet, allein diese Art der
Bereitung ist natürlich unsichrer und schlechter.
6) Das Brennen der Ziegeln.
Die Güte der Ziegeln beruht auf zwei Hauptsachen der
Bereitung.

Erstens auf der vorzüglichen Reinigung und Durch-
arbeitung der Erde,
und

zweitens auf dem gehörigen Brennen.

Die Reinigung und Durcharbeitung geschieht am besten durch
Menschen, welche die Ziegelerde mit den Füßen durchtreten und mit
den Händen alle Steinchen und Wurzeln etc. auslesen. Es ist dies
zwar die kostspieligste Art der Reinigung, aber auch die vorzüglichste,
und dem Durchtreten des Lehmes mit Pferden oder auch den Reini-
gungsmaschinen vorzuziehen.

abgelöſcht (wie man es nennt). Abgelöſchter Kalk aber nimmt einen
größeren Raum ein als unabgelöſchter, und hierdurch werden kalkhal-
tige Ziegeln zerſprengt oder zerbröckelt, jenachdem ſie mehr Kalkſtein-
chen oder Mergelkalktheile enthalten haben.

Die beſſere Ziegelerde, das heißt den fetteren Lehm und Thon,
findet man in höheren Gegenden meiſtentheils erſt unter einem be-
deutenden Abraume, in größerer Tiefe von zuweilen 20 — 30 Fuß,
während geringere Ziegelerde (magrer Lehm) ſich häufig dann ſchon
vorfindet, wenn man die tragbare Erdkruſte abgeräumt hat und noch
einige Fuß tiefer in die Erde geht; dagegen liegt die Schlammerde in
Brüchen, welche auch zu Ziegeln ſich eignet, meiſt ohne allen Abraum
zu Tage.

Hinſichtlich der Bereitung der Ziegelerde und des For-
mens derjenigen Luftſteine, welche alsdann zu Ziegeln gebrannt wer-
den ſollen, iſt alles dasjenige zu beobachten, was unter §. 10. bereits
bei den Luftſteinen erwähnt worden iſt.

Hierher gehört:

1) Das frühzeitige Anfahren der Ziegelerde und das Ausfrieren
derſelben während eines Winters, welches jedoch nicht unbedingt
nöthig iſt.
2) Das ſorgfältige Reinigen derſelben durch Schlemmen oder be-
ſondere Maſchinen.
3) Das Einſumpfen.
4) Das Formen derſelben zu Lehmſteinen.
5) Das Trocknen dieſer Lehmſteine in eigens dazu erbauten Schuppen.
Bei den ſognannten Feldbränden werden zwar die Steine nur
im Freien und nicht in Schuppen getrocknet, allein dieſe Art der
Bereitung iſt natürlich unſichrer und ſchlechter.
6) Das Brennen der Ziegeln.
Die Güte der Ziegeln beruht auf zwei Hauptſachen der
Bereitung.

Erſtens auf der vorzüglichen Reinigung und Durch-
arbeitung der Erde,
und

zweitens auf dem gehörigen Brennen.

Die Reinigung und Durcharbeitung geſchieht am beſten durch
Menſchen, welche die Ziegelerde mit den Füßen durchtreten und mit
den Händen alle Steinchen und Wurzeln ꝛc. ausleſen. Es iſt dies
zwar die koſtſpieligſte Art der Reinigung, aber auch die vorzüglichſte,
und dem Durchtreten des Lehmes mit Pferden oder auch den Reini-
gungsmaſchinen vorzuziehen.

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[28/0038] abgelöſcht (wie man es nennt). Abgelöſchter Kalk aber nimmt einen größeren Raum ein als unabgelöſchter, und hierdurch werden kalkhal- tige Ziegeln zerſprengt oder zerbröckelt, jenachdem ſie mehr Kalkſtein- chen oder Mergelkalktheile enthalten haben. Die beſſere Ziegelerde, das heißt den fetteren Lehm und Thon, findet man in höheren Gegenden meiſtentheils erſt unter einem be- deutenden Abraume, in größerer Tiefe von zuweilen 20 — 30 Fuß, während geringere Ziegelerde (magrer Lehm) ſich häufig dann ſchon vorfindet, wenn man die tragbare Erdkruſte abgeräumt hat und noch einige Fuß tiefer in die Erde geht; dagegen liegt die Schlammerde in Brüchen, welche auch zu Ziegeln ſich eignet, meiſt ohne allen Abraum zu Tage. Hinſichtlich der Bereitung der Ziegelerde und des For- mens derjenigen Luftſteine, welche alsdann zu Ziegeln gebrannt wer- den ſollen, iſt alles dasjenige zu beobachten, was unter §. 10. bereits bei den Luftſteinen erwähnt worden iſt. Hierher gehört: 1) Das frühzeitige Anfahren der Ziegelerde und das Ausfrieren derſelben während eines Winters, welches jedoch nicht unbedingt nöthig iſt. 2) Das ſorgfältige Reinigen derſelben durch Schlemmen oder be- ſondere Maſchinen. 3) Das Einſumpfen. 4) Das Formen derſelben zu Lehmſteinen. 5) Das Trocknen dieſer Lehmſteine in eigens dazu erbauten Schuppen. Bei den ſognannten Feldbränden werden zwar die Steine nur im Freien und nicht in Schuppen getrocknet, allein dieſe Art der Bereitung iſt natürlich unſichrer und ſchlechter. 6) Das Brennen der Ziegeln. Die Güte der Ziegeln beruht auf zwei Hauptſachen der Bereitung. Erſtens auf der vorzüglichen Reinigung und Durch- arbeitung der Erde, und zweitens auf dem gehörigen Brennen. Die Reinigung und Durcharbeitung geſchieht am beſten durch Menſchen, welche die Ziegelerde mit den Füßen durchtreten und mit den Händen alle Steinchen und Wurzeln ꝛc. ausleſen. Es iſt dies zwar die koſtſpieligſte Art der Reinigung, aber auch die vorzüglichſte, und dem Durchtreten des Lehmes mit Pferden oder auch den Reini- gungsmaſchinen vorzuziehen.

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/38>, abgerufen am 23.04.2024.