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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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Löschen auf. Die dünne milchige Masse, welche man erhält wenn
man viel Wasser auf den gebrannten Kalk gießt, nennt man Kalk-
wasser (Kalkmilch).

Wird der gebrannte Kalk der Luft ausgesetzt, so zieht er aus
der Luft Wasser und Kohlensäure an sich, zerfällt und kann als-
dann nicht mehr abgelöscht werden.

Zuweilen erhält man gebrannten Kalk, welcher sich nicht ab-
löscht, man nennt ihn todtgebrannten Kalk. Dieses rührt davon
her, daß dem Kalke zu viel Thon beigemengt war, und weil die
zu heftige Hitze beim Brennen schon einen Grad von Schmelzung er-
litten. Andre Stücken sind nicht genug gebrannt und enthalten in der
Mitte noch einen Kern von rohem Kalk, und löschen sich deshalb nicht
ganz ab. Der Kalkstein (dessen spezifisches Gewicht 2,5 bis 2,7 beträgt)
verliert im Brennen etwa 45 p. C. am Gewicht und 10 bis 20 p. C.
am Volumen (Umfang). Je stärker ein Kalkstein oder Kalkerde mit
Säuren angefeuchtet (mit Scheidewasser begossen) aufbrauset, um so
kalkhaltiger ist der Stein oder die Erde.

Die Kalksteine liegen theils in großen Lagern geschichtet, theils
als einzelne runde Steinchen auf der Oberfläche der Erde (Lesesteine).
Theils kann man Mergelerde, wenn sie mindestens 2/3 Kalktheile ent-
hält zu Kalk brennen. Auch aus Muscheln kann Kalk gebrannt wer-
den. Je härter und dichter aber der Kalkstein ist, um so schöner wird
der gebrannte Kalk, deshalb liefert fester Marmor den festen gebrann-
ten Kalk. Dann folgt der aus gewöhnlichem Kalkstein, der aus Mer-
gelerde und zuletzt der Muschelkalk.

Einen guten Kalk erhält man, wenn derjenige Kalkmörtel, den
man aus dem Kalkschutte abgebrannter Gebäude sammelt, nochmals
gebrannt und auf die gewöhnliche Art gelöscht wird.

Je schneller der Kalk nach dem Ablöschen verarbeitet werden
kann, desto fester wird das Mauerwerk.

Je weicher das Wasser zum Kalklöschen ist, desto fester wird er.
Demnach würde in Cisternen aufgesammeltes Regenwasser das taug-
lichste sein, alsdann folgt Teich- und Flußwasser, oder das aus Seen
mit süßem Wasser. Gänzlich unbrauchbar zum Kalklöschen ist das
Meereswasser, und zwar um so untauglicher, als je mehr es Salz-
theile
enthält. Die Salztheile verhindern nicht nur für immer das
Trocknen des mit Meerwasser gelöschten Kalkes, sie verursachen über-
dem daß der damit bereitete Kalkmörtel jede Feuchtigkeit der Luft an-
zieht, nie trocknet und dadurch der sogenannte Mauerfraß ent-
steht, welchen wir weiter unten werden kennen lernen.

Löſchen auf. Die dünne milchige Maſſe, welche man erhält wenn
man viel Waſſer auf den gebrannten Kalk gießt, nennt man Kalk-
waſſer (Kalkmilch).

Wird der gebrannte Kalk der Luft ausgeſetzt, ſo zieht er aus
der Luft Waſſer und Kohlenſäure an ſich, zerfällt und kann als-
dann nicht mehr abgelöſcht werden.

Zuweilen erhält man gebrannten Kalk, welcher ſich nicht ab-
löſcht, man nennt ihn todtgebrannten Kalk. Dieſes rührt davon
her, daß dem Kalke zu viel Thon beigemengt war, und weil die
zu heftige Hitze beim Brennen ſchon einen Grad von Schmelzung er-
litten. Andre Stücken ſind nicht genug gebrannt und enthalten in der
Mitte noch einen Kern von rohem Kalk, und löſchen ſich deshalb nicht
ganz ab. Der Kalkſtein (deſſen ſpezifiſches Gewicht 2,5 bis 2,7 beträgt)
verliert im Brennen etwa 45 p. C. am Gewicht und 10 bis 20 p. C.
am Volumen (Umfang). Je ſtärker ein Kalkſtein oder Kalkerde mit
Säuren angefeuchtet (mit Scheidewaſſer begoſſen) aufbrauſet, um ſo
kalkhaltiger iſt der Stein oder die Erde.

Die Kalkſteine liegen theils in großen Lagern geſchichtet, theils
als einzelne runde Steinchen auf der Oberfläche der Erde (Leſeſteine).
Theils kann man Mergelerde, wenn ſie mindeſtens ⅔ Kalktheile ent-
hält zu Kalk brennen. Auch aus Muſcheln kann Kalk gebrannt wer-
den. Je härter und dichter aber der Kalkſtein iſt, um ſo ſchöner wird
der gebrannte Kalk, deshalb liefert feſter Marmor den feſten gebrann-
ten Kalk. Dann folgt der aus gewöhnlichem Kalkſtein, der aus Mer-
gelerde und zuletzt der Muſchelkalk.

Einen guten Kalk erhält man, wenn derjenige Kalkmörtel, den
man aus dem Kalkſchutte abgebrannter Gebäude ſammelt, nochmals
gebrannt und auf die gewöhnliche Art gelöſcht wird.

Je ſchneller der Kalk nach dem Ablöſchen verarbeitet werden
kann, deſto feſter wird das Mauerwerk.

Je weicher das Waſſer zum Kalklöſchen iſt, deſto feſter wird er.
Demnach würde in Ciſternen aufgeſammeltes Regenwaſſer das taug-
lichſte ſein, alsdann folgt Teich- und Flußwaſſer, oder das aus Seen
mit ſüßem Waſſer. Gänzlich unbrauchbar zum Kalklöſchen iſt das
Meereswaſſer, und zwar um ſo untauglicher, als je mehr es Salz-
theile
enthält. Die Salztheile verhindern nicht nur für immer das
Trocknen des mit Meerwaſſer gelöſchten Kalkes, ſie verurſachen über-
dem daß der damit bereitete Kalkmörtel jede Feuchtigkeit der Luft an-
zieht, nie trocknet und dadurch der ſogenannte Mauerfraß ent-
ſteht, welchen wir weiter unten werden kennen lernen.

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[48/0058] Löſchen auf. Die dünne milchige Maſſe, welche man erhält wenn man viel Waſſer auf den gebrannten Kalk gießt, nennt man Kalk- waſſer (Kalkmilch). Wird der gebrannte Kalk der Luft ausgeſetzt, ſo zieht er aus der Luft Waſſer und Kohlenſäure an ſich, zerfällt und kann als- dann nicht mehr abgelöſcht werden. Zuweilen erhält man gebrannten Kalk, welcher ſich nicht ab- löſcht, man nennt ihn todtgebrannten Kalk. Dieſes rührt davon her, daß dem Kalke zu viel Thon beigemengt war, und weil die zu heftige Hitze beim Brennen ſchon einen Grad von Schmelzung er- litten. Andre Stücken ſind nicht genug gebrannt und enthalten in der Mitte noch einen Kern von rohem Kalk, und löſchen ſich deshalb nicht ganz ab. Der Kalkſtein (deſſen ſpezifiſches Gewicht 2,5 bis 2,7 beträgt) verliert im Brennen etwa 45 p. C. am Gewicht und 10 bis 20 p. C. am Volumen (Umfang). Je ſtärker ein Kalkſtein oder Kalkerde mit Säuren angefeuchtet (mit Scheidewaſſer begoſſen) aufbrauſet, um ſo kalkhaltiger iſt der Stein oder die Erde. Die Kalkſteine liegen theils in großen Lagern geſchichtet, theils als einzelne runde Steinchen auf der Oberfläche der Erde (Leſeſteine). Theils kann man Mergelerde, wenn ſie mindeſtens ⅔ Kalktheile ent- hält zu Kalk brennen. Auch aus Muſcheln kann Kalk gebrannt wer- den. Je härter und dichter aber der Kalkſtein iſt, um ſo ſchöner wird der gebrannte Kalk, deshalb liefert feſter Marmor den feſten gebrann- ten Kalk. Dann folgt der aus gewöhnlichem Kalkſtein, der aus Mer- gelerde und zuletzt der Muſchelkalk. Einen guten Kalk erhält man, wenn derjenige Kalkmörtel, den man aus dem Kalkſchutte abgebrannter Gebäude ſammelt, nochmals gebrannt und auf die gewöhnliche Art gelöſcht wird. Je ſchneller der Kalk nach dem Ablöſchen verarbeitet werden kann, deſto feſter wird das Mauerwerk. Je weicher das Waſſer zum Kalklöſchen iſt, deſto feſter wird er. Demnach würde in Ciſternen aufgeſammeltes Regenwaſſer das taug- lichſte ſein, alsdann folgt Teich- und Flußwaſſer, oder das aus Seen mit ſüßem Waſſer. Gänzlich unbrauchbar zum Kalklöſchen iſt das Meereswaſſer, und zwar um ſo untauglicher, als je mehr es Salz- theile enthält. Die Salztheile verhindern nicht nur für immer das Trocknen des mit Meerwaſſer gelöſchten Kalkes, ſie verurſachen über- dem daß der damit bereitete Kalkmörtel jede Feuchtigkeit der Luft an- zieht, nie trocknet und dadurch der ſogenannte Mauerfraß ent- ſteht, welchen wir weiter unten werden kennen lernen.

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/58>, abgerufen am 29.03.2024.