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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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gefüllten Eimer zulangen und von denen der oberste sie in eine Ab-
zugsrinne entledigt. Dies Verfahren ist das einfachste, am meisten
fördernste und folglich das wohlfeilste, bei nicht zu großen Tiefen,
selbst wenn noch zwei Reihen Arbeiter über einander auf Gerüste ge-
stellt werden müssen, welche sich wechselseitig die vollen und leeren
Eimer zulangen, ist es noch vortheilhaft mit Eimern zu schöpfen.

NB. Die Wurfschaufel ist wegen gewöhnlicher Kleinheit der
Baugruben und verhältnißmäßiger Tiefe derselben, selten mit Vor-
theil anzuwenden. Auch ist diese Art nur anwendbar, wenn das
Wasser nur wenige Fuß hoch über einen Fangedamm geschafft wer-
den soll. Die ganze Vorrichtung besteht in einem aus starken Stan-
gen gebildeten dreibeinigen Bock, von welchem oben herab ein Strick
hängt, an diesem ist eine große hölzerne Schaufel befestigt, welche
von zwei Männern bewegt wird. Ein ungleich besseres Werkzeug,
wenn Wasser gehoben werden soll, ist die archimedische Wasser-
schnecke
Taf. XIII. Fig. 358. Sie besteht aus einer hölzernen
Welle, um welche herum mehrere Gänge nach einer Spirallinie durch
kleine Brettchen gebildet wird, diese Vorrichtung dreht sich in einem
hölzernen Cylinder, welcher mit eisernen Tonnenreifen umgeben ist.
Die Wasserschraube hat mit der Wasserschnecke gleiche Con-
struktion, nur daß erstere äußerlich nicht bekleidet ist, sondern es
befindet sich unterhalb derselben ein festliegendes, nach dem halben
Umkreis der Schraube ausgehöhltes Lager von Holz.

Wenn Wasserschraube und Wasserschnecke beständig auf einer
Stelle gebraucht werden, so kann das Unterlager ausgemauert sein.
Beide Schöpfwerke werden in einer schrägen Lage in dem auszuschö-
pfenden Wasser angebracht, und durch irgend eine Kraft dergestalt
umgedreht, daß die Schraubengänge das Wasser auffangen, worauf es
in selbigen in die Höhe steigt und sich oberhalb ausgießt.

Die Schnecken sind besonders dann brauchbar, wo unreines,
schlammiges Wasser auszuschöpfen ist. Die Wasserschnecke ist der
Wasserschraube vorzuziehen, weil man vermöge der Bekleidung der or-
steren mehr Wasser damit fassen kann. Wenn man die Schnecken bei
Wasserbauten zur Ausschöpfung des Wassers gebraucht, so werden sie
entweder durch Menschen vermittelst einer Kurbel, wenn aber die Ge-
legenheit dazu vorhanden ist, vortheilhafter durch Wasserräder, be-
wegt. Der Winkel den die Schraubengänge mit der auf der Achse
perpentikulären Durchschnittsfläche der Schnecke machen können, kann
in den gewöhnlichen Fällen etwa 20 Grad betragen, und ist die
Schnecke leichter oder schwerer zu bewegen, nachdem ihr Neigungs-

gefüllten Eimer zulangen und von denen der oberſte ſie in eine Ab-
zugsrinne entledigt. Dies Verfahren iſt das einfachſte, am meiſten
fördernſte und folglich das wohlfeilſte, bei nicht zu großen Tiefen,
ſelbſt wenn noch zwei Reihen Arbeiter über einander auf Gerüſte ge-
ſtellt werden müſſen, welche ſich wechſelſeitig die vollen und leeren
Eimer zulangen, iſt es noch vortheilhaft mit Eimern zu ſchöpfen.

NB. Die Wurfſchaufel iſt wegen gewöhnlicher Kleinheit der
Baugruben und verhältnißmäßiger Tiefe derſelben, ſelten mit Vor-
theil anzuwenden. Auch iſt dieſe Art nur anwendbar, wenn das
Waſſer nur wenige Fuß hoch über einen Fangedamm geſchafft wer-
den ſoll. Die ganze Vorrichtung beſteht in einem aus ſtarken Stan-
gen gebildeten dreibeinigen Bock, von welchem oben herab ein Strick
hängt, an dieſem iſt eine große hölzerne Schaufel befeſtigt, welche
von zwei Männern bewegt wird. Ein ungleich beſſeres Werkzeug,
wenn Waſſer gehoben werden ſoll, iſt die archimediſche Waſſer-
ſchnecke
Taf. XIII. Fig. 358. Sie beſteht aus einer hölzernen
Welle, um welche herum mehrere Gänge nach einer Spirallinie durch
kleine Brettchen gebildet wird, dieſe Vorrichtung dreht ſich in einem
hölzernen Cylinder, welcher mit eiſernen Tonnenreifen umgeben iſt.
Die Waſſerſchraube hat mit der Waſſerſchnecke gleiche Con-
ſtruktion, nur daß erſtere äußerlich nicht bekleidet iſt, ſondern es
befindet ſich unterhalb derſelben ein feſtliegendes, nach dem halben
Umkreis der Schraube ausgehöhltes Lager von Holz.

Wenn Waſſerſchraube und Waſſerſchnecke beſtändig auf einer
Stelle gebraucht werden, ſo kann das Unterlager ausgemauert ſein.
Beide Schöpfwerke werden in einer ſchrägen Lage in dem auszuſchö-
pfenden Waſſer angebracht, und durch irgend eine Kraft dergeſtalt
umgedreht, daß die Schraubengänge das Waſſer auffangen, worauf es
in ſelbigen in die Höhe ſteigt und ſich oberhalb ausgießt.

Die Schnecken ſind beſonders dann brauchbar, wo unreines,
ſchlammiges Waſſer auszuſchöpfen iſt. Die Waſſerſchnecke iſt der
Waſſerſchraube vorzuziehen, weil man vermöge der Bekleidung der or-
ſteren mehr Waſſer damit faſſen kann. Wenn man die Schnecken bei
Waſſerbauten zur Ausſchöpfung des Waſſers gebraucht, ſo werden ſie
entweder durch Menſchen vermittelſt einer Kurbel, wenn aber die Ge-
legenheit dazu vorhanden iſt, vortheilhafter durch Waſſerräder, be-
wegt. Der Winkel den die Schraubengänge mit der auf der Achſe
perpentikulären Durchſchnittsfläche der Schnecke machen können, kann
in den gewöhnlichen Fällen etwa 20 Grad betragen, und iſt die
Schnecke leichter oder ſchwerer zu bewegen, nachdem ihr Neigungs-

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[76/0086] gefüllten Eimer zulangen und von denen der oberſte ſie in eine Ab- zugsrinne entledigt. Dies Verfahren iſt das einfachſte, am meiſten fördernſte und folglich das wohlfeilſte, bei nicht zu großen Tiefen, ſelbſt wenn noch zwei Reihen Arbeiter über einander auf Gerüſte ge- ſtellt werden müſſen, welche ſich wechſelſeitig die vollen und leeren Eimer zulangen, iſt es noch vortheilhaft mit Eimern zu ſchöpfen. NB. Die Wurfſchaufel iſt wegen gewöhnlicher Kleinheit der Baugruben und verhältnißmäßiger Tiefe derſelben, ſelten mit Vor- theil anzuwenden. Auch iſt dieſe Art nur anwendbar, wenn das Waſſer nur wenige Fuß hoch über einen Fangedamm geſchafft wer- den ſoll. Die ganze Vorrichtung beſteht in einem aus ſtarken Stan- gen gebildeten dreibeinigen Bock, von welchem oben herab ein Strick hängt, an dieſem iſt eine große hölzerne Schaufel befeſtigt, welche von zwei Männern bewegt wird. Ein ungleich beſſeres Werkzeug, wenn Waſſer gehoben werden ſoll, iſt die archimediſche Waſſer- ſchnecke Taf. XIII. Fig. 358. Sie beſteht aus einer hölzernen Welle, um welche herum mehrere Gänge nach einer Spirallinie durch kleine Brettchen gebildet wird, dieſe Vorrichtung dreht ſich in einem hölzernen Cylinder, welcher mit eiſernen Tonnenreifen umgeben iſt. Die Waſſerſchraube hat mit der Waſſerſchnecke gleiche Con- ſtruktion, nur daß erſtere äußerlich nicht bekleidet iſt, ſondern es befindet ſich unterhalb derſelben ein feſtliegendes, nach dem halben Umkreis der Schraube ausgehöhltes Lager von Holz. Wenn Waſſerſchraube und Waſſerſchnecke beſtändig auf einer Stelle gebraucht werden, ſo kann das Unterlager ausgemauert ſein. Beide Schöpfwerke werden in einer ſchrägen Lage in dem auszuſchö- pfenden Waſſer angebracht, und durch irgend eine Kraft dergeſtalt umgedreht, daß die Schraubengänge das Waſſer auffangen, worauf es in ſelbigen in die Höhe ſteigt und ſich oberhalb ausgießt. Die Schnecken ſind beſonders dann brauchbar, wo unreines, ſchlammiges Waſſer auszuſchöpfen iſt. Die Waſſerſchnecke iſt der Waſſerſchraube vorzuziehen, weil man vermöge der Bekleidung der or- ſteren mehr Waſſer damit faſſen kann. Wenn man die Schnecken bei Waſſerbauten zur Ausſchöpfung des Waſſers gebraucht, ſo werden ſie entweder durch Menſchen vermittelſt einer Kurbel, wenn aber die Ge- legenheit dazu vorhanden iſt, vortheilhafter durch Waſſerräder, be- wegt. Der Winkel den die Schraubengänge mit der auf der Achſe perpentikulären Durchſchnittsfläche der Schnecke machen können, kann in den gewöhnlichen Fällen etwa 20 Grad betragen, und iſt die Schnecke leichter oder ſchwerer zu bewegen, nachdem ihr Neigungs-

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/86>, abgerufen am 23.04.2024.