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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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wassers abwechselnd trocken und naß, muß also nothwendig mit
der Zeit verfaulen, was unmittelbar den Einsturz des darauf stehen-
den Gebäudes zur Folge haben würde.

Jn Bezug auf die dem liegenden Roste zu gebende Breite gilt
Folgendes: Wenn eine bestimmte Last auf eine größere
Grundfläche vertheilt wird, so wird im umgekehrten
Verhältnisse jeder einzelne Theil der Grundfläche we-
niger belastet werden.
Das heißt, wenn bei einer bestimmten
Last ein doppelt breiterer Rost (oder auch Grundmauer auf festerem
Boden) gelegt wird, so wird der Druck auf den Boden nur halb so
groß werden.

Da aber der Boden bei einer darauf gesetzten Last nicht blos
nach der Tiefe sich zusammendrückt, sondern auch nach der Seite
ausweicht (wie bei schwimmenden Körpern im Wasser), so ist diese
Ausweichung nach der Seite besonders in folgendem Falle sehr zu be-
rücksichtigen. Gesetzt man hätte in schlammigem Boden eine etwas
festere Stelle gefunden, welche von ganz weichem Boden umgeben
wäre und auch keine große Mächtigkeit besäße; auf diese Stelle wollte
man ein Gebäude setzen, so wird der Druck desselben den Boden nicht
allein senkrecht, sondern auch seitwärts pressen. Wäre nun das festere
Stück nach der Seite hin nicht breit genug, um dieser Pressung zu
widerstehen, so wird der festere Grund in den weicheren zur Seite
gedrängt werden, wodurch leicht ein Einsturz des Gebäudes erfolgen
könnte, wenn man diesem Uebelstande nicht durch einen Rost, durch
Befestigung des Seitengrundes, oder durch andere Gründungsarten,
welche noch folgen werden, abgeholfen hätte.

Ein Pfahlrost wird angewendet, wenn der Boden nicht
gleichmäßig weich
ist, also keine gleichmäßige Senkung eines lie-
genden Rostes zu hoffen wäre.

Auf denjenigen Stellen wo der Boden sehr weich ist, würde
man die Pfähle näher an einander rammen, als an den festeren Stel-
len, weil dadurch das Erdreich im Raume mehr eingeschränkt, also
fester und tragbarer wird. Besonders würde man zu diesem Mittel
schreiten, wenn die Pfähle nicht bis zu einer absoluten Festigkeit an
einzelnen Stellen eingerammt werden könnten.

Auch bei Pfahlrosten müssen die Mauern möglichst durchweg in
gleicher Höhe aufgeführt werden, um einen gleichmäßigen Druck zu
bewirken, obgleich es hierbei nicht so durchaus zu beobachten wäre,
als es bei liegenden Rosten der Fall sein muß.

Auch hierbei müssen die Ecken des Gebäudes und aus gleichen

waſſers abwechſelnd trocken und naß, muß alſo nothwendig mit
der Zeit verfaulen, was unmittelbar den Einſturz des darauf ſtehen-
den Gebäudes zur Folge haben würde.

Jn Bezug auf die dem liegenden Roſte zu gebende Breite gilt
Folgendes: Wenn eine beſtimmte Laſt auf eine größere
Grundfläche vertheilt wird, ſo wird im umgekehrten
Verhältniſſe jeder einzelne Theil der Grundfläche we-
niger belaſtet werden.
Das heißt, wenn bei einer beſtimmten
Laſt ein doppelt breiterer Roſt (oder auch Grundmauer auf feſterem
Boden) gelegt wird, ſo wird der Druck auf den Boden nur halb ſo
groß werden.

Da aber der Boden bei einer darauf geſetzten Laſt nicht blos
nach der Tiefe ſich zuſammendrückt, ſondern auch nach der Seite
ausweicht (wie bei ſchwimmenden Körpern im Waſſer), ſo iſt dieſe
Ausweichung nach der Seite beſonders in folgendem Falle ſehr zu be-
rückſichtigen. Geſetzt man hätte in ſchlammigem Boden eine etwas
feſtere Stelle gefunden, welche von ganz weichem Boden umgeben
wäre und auch keine große Mächtigkeit beſäße; auf dieſe Stelle wollte
man ein Gebäude ſetzen, ſo wird der Druck deſſelben den Boden nicht
allein ſenkrecht, ſondern auch ſeitwärts preſſen. Wäre nun das feſtere
Stück nach der Seite hin nicht breit genug, um dieſer Preſſung zu
widerſtehen, ſo wird der feſtere Grund in den weicheren zur Seite
gedrängt werden, wodurch leicht ein Einſturz des Gebäudes erfolgen
könnte, wenn man dieſem Uebelſtande nicht durch einen Roſt, durch
Befeſtigung des Seitengrundes, oder durch andere Gründungsarten,
welche noch folgen werden, abgeholfen hätte.

Ein Pfahlroſt wird angewendet, wenn der Boden nicht
gleichmäßig weich
iſt, alſo keine gleichmäßige Senkung eines lie-
genden Roſtes zu hoffen wäre.

Auf denjenigen Stellen wo der Boden ſehr weich iſt, würde
man die Pfähle näher an einander rammen, als an den feſteren Stel-
len, weil dadurch das Erdreich im Raume mehr eingeſchränkt, alſo
feſter und tragbarer wird. Beſonders würde man zu dieſem Mittel
ſchreiten, wenn die Pfähle nicht bis zu einer abſoluten Feſtigkeit an
einzelnen Stellen eingerammt werden könnten.

Auch bei Pfahlroſten müſſen die Mauern möglichſt durchweg in
gleicher Höhe aufgeführt werden, um einen gleichmäßigen Druck zu
bewirken, obgleich es hierbei nicht ſo durchaus zu beobachten wäre,
als es bei liegenden Roſten der Fall ſein muß.

Auch hierbei müſſen die Ecken des Gebäudes und aus gleichen

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[89/0099] waſſers abwechſelnd trocken und naß, muß alſo nothwendig mit der Zeit verfaulen, was unmittelbar den Einſturz des darauf ſtehen- den Gebäudes zur Folge haben würde. Jn Bezug auf die dem liegenden Roſte zu gebende Breite gilt Folgendes: Wenn eine beſtimmte Laſt auf eine größere Grundfläche vertheilt wird, ſo wird im umgekehrten Verhältniſſe jeder einzelne Theil der Grundfläche we- niger belaſtet werden. Das heißt, wenn bei einer beſtimmten Laſt ein doppelt breiterer Roſt (oder auch Grundmauer auf feſterem Boden) gelegt wird, ſo wird der Druck auf den Boden nur halb ſo groß werden. Da aber der Boden bei einer darauf geſetzten Laſt nicht blos nach der Tiefe ſich zuſammendrückt, ſondern auch nach der Seite ausweicht (wie bei ſchwimmenden Körpern im Waſſer), ſo iſt dieſe Ausweichung nach der Seite beſonders in folgendem Falle ſehr zu be- rückſichtigen. Geſetzt man hätte in ſchlammigem Boden eine etwas feſtere Stelle gefunden, welche von ganz weichem Boden umgeben wäre und auch keine große Mächtigkeit beſäße; auf dieſe Stelle wollte man ein Gebäude ſetzen, ſo wird der Druck deſſelben den Boden nicht allein ſenkrecht, ſondern auch ſeitwärts preſſen. Wäre nun das feſtere Stück nach der Seite hin nicht breit genug, um dieſer Preſſung zu widerſtehen, ſo wird der feſtere Grund in den weicheren zur Seite gedrängt werden, wodurch leicht ein Einſturz des Gebäudes erfolgen könnte, wenn man dieſem Uebelſtande nicht durch einen Roſt, durch Befeſtigung des Seitengrundes, oder durch andere Gründungsarten, welche noch folgen werden, abgeholfen hätte. Ein Pfahlroſt wird angewendet, wenn der Boden nicht gleichmäßig weich iſt, alſo keine gleichmäßige Senkung eines lie- genden Roſtes zu hoffen wäre. Auf denjenigen Stellen wo der Boden ſehr weich iſt, würde man die Pfähle näher an einander rammen, als an den feſteren Stel- len, weil dadurch das Erdreich im Raume mehr eingeſchränkt, alſo feſter und tragbarer wird. Beſonders würde man zu dieſem Mittel ſchreiten, wenn die Pfähle nicht bis zu einer abſoluten Feſtigkeit an einzelnen Stellen eingerammt werden könnten. Auch bei Pfahlroſten müſſen die Mauern möglichſt durchweg in gleicher Höhe aufgeführt werden, um einen gleichmäßigen Druck zu bewirken, obgleich es hierbei nicht ſo durchaus zu beobachten wäre, als es bei liegenden Roſten der Fall ſein muß. Auch hierbei müſſen die Ecken des Gebäudes und aus gleichen

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/99>, abgerufen am 28.03.2024.