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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Die todte Liebe.
Im Schatten wir,
Das Dorf im Sonnenkuß,
(Fast wie das Jüngerpaar,
Das ging nach Emmaus,
Dazwischen leise
Redend schritt
Der Meister, dem sie folgten
Und der den Tod erlitt.)
So schreitet zwischen uns
Im Dämmerlicht
Unsre todte Liebe,
Die leise spricht.
Sie weiß für das Geheimniß
Ein heimlich Wort,
Sie kennt der Seelen
Allertiefsten Hort.
Sie deutet und erläutert
Uns jedes Ding,
Sie sagt: So ist's gekommen,
Daß ich am Holze hing.
Ihr habet mich verleugnet
Und schlimm verhöhnt,
Die todte Liebe.
Im Schatten wir,
Das Dorf im Sonnenkuß,
(Faſt wie das Jüngerpaar,
Das ging nach Emmaus,
Dazwiſchen leiſe
Redend ſchritt
Der Meiſter, dem ſie folgten
Und der den Tod erlitt.)
So ſchreitet zwiſchen uns
Im Dämmerlicht
Unſre todte Liebe,
Die leiſe ſpricht.
Sie weiß für das Geheimniß
Ein heimlich Wort,
Sie kennt der Seelen
Allertiefſten Hort.
Sie deutet und erläutert
Uns jedes Ding,
Sie ſagt: So iſt's gekommen,
Daß ich am Holze hing.
Ihr habet mich verleugnet
Und ſchlimm verhöhnt,
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[180/0194] Die todte Liebe. Im Schatten wir, Das Dorf im Sonnenkuß, (Faſt wie das Jüngerpaar, Das ging nach Emmaus, Dazwiſchen leiſe Redend ſchritt Der Meiſter, dem ſie folgten Und der den Tod erlitt.) So ſchreitet zwiſchen uns Im Dämmerlicht Unſre todte Liebe, Die leiſe ſpricht. Sie weiß für das Geheimniß Ein heimlich Wort, Sie kennt der Seelen Allertiefſten Hort. Sie deutet und erläutert Uns jedes Ding, Sie ſagt: So iſt's gekommen, Daß ich am Holze hing. Ihr habet mich verleugnet Und ſchlimm verhöhnt,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/194>, abgerufen am 19.04.2024.