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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Das todte Kind.
Es hat den Garten sich zum Freund gemacht,
Dann welkten es und er im Herbste sacht,
Die Sonne ging und es und er entschlief,
Gehüllt in eine Decke weiß und tief.
Jetzt ist der Garten unversehns erwacht,
Die Kleine schlummert fest in ihrer Nacht.
Wo steckst du? summt es dort und summt es hier.
Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr.
Die blaue Winde klettert schlank empor
Und blickt ins Haus: Komm hinterm Schrank hervor!
Wo birgst du dich? Du thust dir's selbst zu leid!
Was hast du für ein neues Sommerkleid?

Das todte Kind.
Es hat den Garten ſich zum Freund gemacht,
Dann welkten es und er im Herbſte ſacht,
Die Sonne ging und es und er entſchlief,
Gehüllt in eine Decke weiß und tief.
Jetzt iſt der Garten unverſehns erwacht,
Die Kleine ſchlummert feſt in ihrer Nacht.
Wo ſteckſt du? ſummt es dort und ſummt es hier.
Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr.
Die blaue Winde klettert ſchlank empor
Und blickt ins Haus: Komm hinterm Schrank hervor!
Wo birgſt du dich? Du thuſt dir's ſelbſt zu leid!
Was haſt du für ein neues Sommerkleid?

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[37/0051] Das todte Kind. Es hat den Garten ſich zum Freund gemacht, Dann welkten es und er im Herbſte ſacht, Die Sonne ging und es und er entſchlief, Gehüllt in eine Decke weiß und tief. Jetzt iſt der Garten unverſehns erwacht, Die Kleine ſchlummert feſt in ihrer Nacht. Wo ſteckſt du? ſummt es dort und ſummt es hier. Der ganze Garten frägt nach ihr, nach ihr. Die blaue Winde klettert ſchlank empor Und blickt ins Haus: Komm hinterm Schrank hervor! Wo birgſt du dich? Du thuſt dir's ſelbſt zu leid! Was haſt du für ein neues Sommerkleid?

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/51>, abgerufen am 28.03.2024.