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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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wenn ihr Leut alles besser wissen wollt! -- Da
hast zwölf Gulden von meinem Handgeld. Ver-
brauchs g'sund!

Jndem kam Kathrine mit Heulen und
Schreyen in die Stube, und fiel ihrem Hanns
um den Hals. Hanns! Gelt, 's ist nicht wahr?
Wirst nicht Soldat? Kannst mich nicht verlassen? --
Was? hast 'n Federbusch schon aufm Hut? Geh!
wirf ihn zum Teufel! Du bist mein, und sollst
mein bleiben! -- Lieber Hanns! sieh mich doch
an! Gelt du bleibst hier?

Hanns. Ja, Kathrine, ich wollts gern!
Aber 's geht nun nicht mehr an.

Kathrine. Was sagst? 's geh nun nicht
mehr an? Nun, so geh ich mit dir, wo du hin gehst!
Ohne dich kann ich nicht seyn! Wir wollen uns
mit einander todt schiessen lassen.

Werber. Das geht auch nicht an. Jhr
müßt hier bleiben! Macht nur bald ein End!
Wir müssen weiter; müssen diesen Morgen noch
nach Güntzburg!

Kathrine. So? Jhr wollt mich nicht mit-
nehmen? Wollt mir meinen Hanns nicht las-
sen? -- Jch kann auch Soldat werden! kann auch
'n Flint tragen, und mich todt schlagen lassen! Jch



wenn ihr Leut alles beſſer wiſſen wollt! — Da
haſt zwoͤlf Gulden von meinem Handgeld. Ver-
brauchs g’ſund!

Jndem kam Kathrine mit Heulen und
Schreyen in die Stube, und fiel ihrem Hanns
um den Hals. Hanns! Gelt, ’s iſt nicht wahr?
Wirſt nicht Soldat? Kannſt mich nicht verlaſſen? —
Was? haſt ’n Federbuſch ſchon aufm Hut? Geh!
wirf ihn zum Teufel! Du biſt mein, und ſollſt
mein bleiben! — Lieber Hanns! ſieh mich doch
an! Gelt du bleibſt hier?

Hanns. Ja, Kathrine, ich wollts gern!
Aber ’s geht nun nicht mehr an.

Kathrine. Was ſagſt? ’s geh nun nicht
mehr an? Nun, ſo geh ich mit dir, wo du hin gehſt!
Ohne dich kann ich nicht ſeyn! Wir wollen uns
mit einander todt ſchieſſen laſſen.

Werber. Das geht auch nicht an. Jhr
muͤßt hier bleiben! Macht nur bald ein End!
Wir muͤſſen weiter; muͤſſen dieſen Morgen noch
nach Guͤntzburg!

Kathrine. So? Jhr wollt mich nicht mit-
nehmen? Wollt mir meinen Hanns nicht laſ-
ſen? — Jch kann auch Soldat werden! kann auch
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[431/0011] wenn ihr Leut alles beſſer wiſſen wollt! — Da haſt zwoͤlf Gulden von meinem Handgeld. Ver- brauchs g’ſund! Jndem kam Kathrine mit Heulen und Schreyen in die Stube, und fiel ihrem Hanns um den Hals. Hanns! Gelt, ’s iſt nicht wahr? Wirſt nicht Soldat? Kannſt mich nicht verlaſſen? — Was? haſt ’n Federbuſch ſchon aufm Hut? Geh! wirf ihn zum Teufel! Du biſt mein, und ſollſt mein bleiben! — Lieber Hanns! ſieh mich doch an! Gelt du bleibſt hier? Hanns. Ja, Kathrine, ich wollts gern! Aber ’s geht nun nicht mehr an. Kathrine. Was ſagſt? ’s geh nun nicht mehr an? Nun, ſo geh ich mit dir, wo du hin gehſt! Ohne dich kann ich nicht ſeyn! Wir wollen uns mit einander todt ſchieſſen laſſen. Werber. Das geht auch nicht an. Jhr muͤßt hier bleiben! Macht nur bald ein End! Wir muͤſſen weiter; muͤſſen dieſen Morgen noch nach Guͤntzburg! Kathrine. So? Jhr wollt mich nicht mit- nehmen? Wollt mir meinen Hanns nicht laſ- ſen? — Jch kann auch Soldat werden! kann auch ’n Flint tragen, und mich todt ſchlagen laſſen! Jch

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/11>, abgerufen am 25.04.2024.