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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Große Herrn dürfen keine Freunde haben
kührlich zu recht gewiesen zu werden, unterwerfen kann.
Aber dieses mochte dem König auch nicht anständig und
offenbar genug scheinen; darum zog er den Kampf, wozu
jede Parthey ihren Mann selbst wählte, und worinn nicht
allein beyde Theile, sondern auch alle Reichsstände wil-
ligten *), als das sicherste Gottes Urtheil, was durch
diese Wahl von aller Gefährde frey war, allen übrigen
vor; und man muß es billig als ein Denkmal der deut-
schen Freyheitsliebe und des großen Gefühls von Ehre
bewundern, daß ers that.


XLII.
Große Herrn dürfen keine Freunde haben
wie andre Menschen.


Schreiben des Königs von -- an -- --
Mein lieber N.

Jch danke ihnen für ihren wohlgemeinten Wunsch, ob
ich gleich keine Hofnung habe ihn jemals erfüllt zu
sehn; auf Freunde und Freundschaft müssen wir Großen,
wie man uns nennt, Verzicht thun. Alles was Stren-
ges und Unangenehmes im Staate gesagt oder verfügt
werden muß, kömmt auf Unsre Rechnung, die Herrn
Minister von dem größten bis zum kleinsten schleichen sich
hinter Jhro Majestät, und so müssen wir die Schuld von

allem
*) Pacto sempiterno VVITICH l. c.

Große Herrn duͤrfen keine Freunde haben
kuͤhrlich zu recht gewieſen zu werden, unterwerfen kann.
Aber dieſes mochte dem Koͤnig auch nicht anſtaͤndig und
offenbar genug ſcheinen; darum zog er den Kampf, wozu
jede Parthey ihren Mann ſelbſt waͤhlte, und worinn nicht
allein beyde Theile, ſondern auch alle Reichsſtaͤnde wil-
ligten *), als das ſicherſte Gottes Urtheil, was durch
dieſe Wahl von aller Gefaͤhrde frey war, allen uͤbrigen
vor; und man muß es billig als ein Denkmal der deut-
ſchen Freyheitsliebe und des großen Gefuͤhls von Ehre
bewundern, daß ers that.


XLII.
Große Herrn duͤrfen keine Freunde haben
wie andre Menſchen.


Schreiben des Koͤnigs von — an — —
Mein lieber N.

Jch danke ihnen fuͤr ihren wohlgemeinten Wunſch, ob
ich gleich keine Hofnung habe ihn jemals erfuͤllt zu
ſehn; auf Freunde und Freundſchaft muͤſſen wir Großen,
wie man uns nennt, Verzicht thun. Alles was Stren-
ges und Unangenehmes im Staate geſagt oder verfuͤgt
werden muß, koͤmmt auf Unſre Rechnung, die Herrn
Miniſter von dem groͤßten bis zum kleinſten ſchleichen ſich
hinter Jhro Majeſtaͤt, und ſo muͤſſen wir die Schuld von

allem
*) Pacto ſempiterno VVITICH l. c.
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[162/0174] Große Herrn duͤrfen keine Freunde haben kuͤhrlich zu recht gewieſen zu werden, unterwerfen kann. Aber dieſes mochte dem Koͤnig auch nicht anſtaͤndig und offenbar genug ſcheinen; darum zog er den Kampf, wozu jede Parthey ihren Mann ſelbſt waͤhlte, und worinn nicht allein beyde Theile, ſondern auch alle Reichsſtaͤnde wil- ligten *), als das ſicherſte Gottes Urtheil, was durch dieſe Wahl von aller Gefaͤhrde frey war, allen uͤbrigen vor; und man muß es billig als ein Denkmal der deut- ſchen Freyheitsliebe und des großen Gefuͤhls von Ehre bewundern, daß ers that. XLII. Große Herrn duͤrfen keine Freunde haben wie andre Menſchen. Schreiben des Koͤnigs von — an — — Mein lieber N. Jch danke ihnen fuͤr ihren wohlgemeinten Wunſch, ob ich gleich keine Hofnung habe ihn jemals erfuͤllt zu ſehn; auf Freunde und Freundſchaft muͤſſen wir Großen, wie man uns nennt, Verzicht thun. Alles was Stren- ges und Unangenehmes im Staate geſagt oder verfuͤgt werden muß, koͤmmt auf Unſre Rechnung, die Herrn Miniſter von dem groͤßten bis zum kleinſten ſchleichen ſich hinter Jhro Majeſtaͤt, und ſo muͤſſen wir die Schuld von allem *) Pacto ſempiterno VVITICH l. c.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/174>, abgerufen am 19.04.2024.