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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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VIII. 73-82. und drittes Stück 73-81.Antwort des Herrn Abbe l'Epee auf das vorige Schreiben.

Der V. tadelt die Lehrart des Herrn Direktor Heinicke (welche, wie er behauptet, mit der Methode des Perriere übereinstimmt) weil dieser Lehrart zufolge, die ganze lange Zeit die die Taubstummen auf die mechanische Erlernung der Sprache verwenden müssen, für ihren Verstand verloren geht.

Die Methode des V. ist weit natürlicher, indem die frühsten Lehrer der Jugend, Ammenwärter u.s.w. sich, ohne den Nutzen davon einzusehen, derselben bedienen. Sie begnügen sich nicht mit der Benennung der Dinge, sondern sie bedienen sich zugleich noch anderer sichtbarer Zeichen.

Die Taubstummen lernen mit dem geschriebenen Alphabet zugleich ihr Handalphabet. Sie bringen ihre Finger in verschiedene Lagen, die mit den geschriebenen Buchstaben einige Aehnlichkeit haben.

Das Buchstabiren geschieht nicht durch einen Laut der Stimme, sondern durch eine Folge dieser abwechselnden Lagen. Man schreibe z.B. das Wort Fenster und lasse den Taubstummen seine Augen darauf richten. Dieser bedient sich sogleich der Handzeichen, womit er jeden einzelnen Buch-


VIII. 73-82. und drittes Stuͤck 73-81.Antwort des Herrn Abbe l'Epee auf das vorige Schreiben.

Der V. tadelt die Lehrart des Herrn Direktor Heinicke (welche, wie er behauptet, mit der Methode des Perriere uͤbereinstimmt) weil dieser Lehrart zufolge, die ganze lange Zeit die die Taubstummen auf die mechanische Erlernung der Sprache verwenden muͤssen, fuͤr ihren Verstand verloren geht.

Die Methode des V. ist weit natuͤrlicher, indem die fruͤhsten Lehrer der Jugend, Ammenwaͤrter u.s.w. sich, ohne den Nutzen davon einzusehen, derselben bedienen. Sie begnuͤgen sich nicht mit der Benennung der Dinge, sondern sie bedienen sich zugleich noch anderer sichtbarer Zeichen.

Die Taubstummen lernen mit dem geschriebenen Alphabet zugleich ihr Handalphabet. Sie bringen ihre Finger in verschiedene Lagen, die mit den geschriebenen Buchstaben einige Aehnlichkeit haben.

Das Buchstabiren geschieht nicht durch einen Laut der Stimme, sondern durch eine Folge dieser abwechselnden Lagen. Man schreibe z.B. das Wort Fenster und lasse den Taubstummen seine Augen darauf richten. Dieser bedient sich sogleich der Handzeichen, womit er jeden einzelnen Buch-

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[50/0050] VIII. 73-82. und drittes Stuͤck 73-81.Antwort des Herrn Abbe l'Epee auf das vorige Schreiben. Der V. tadelt die Lehrart des Herrn Direktor Heinicke (welche, wie er behauptet, mit der Methode des Perriere uͤbereinstimmt) weil dieser Lehrart zufolge, die ganze lange Zeit die die Taubstummen auf die mechanische Erlernung der Sprache verwenden muͤssen, fuͤr ihren Verstand verloren geht. Die Methode des V. ist weit natuͤrlicher, indem die fruͤhsten Lehrer der Jugend, Ammenwaͤrter u.s.w. sich, ohne den Nutzen davon einzusehen, derselben bedienen. Sie begnuͤgen sich nicht mit der Benennung der Dinge, sondern sie bedienen sich zugleich noch anderer sichtbarer Zeichen. Die Taubstummen lernen mit dem geschriebenen Alphabet zugleich ihr Handalphabet. Sie bringen ihre Finger in verschiedene Lagen, die mit den geschriebenen Buchstaben einige Aehnlichkeit haben. Das Buchstabiren geschieht nicht durch einen Laut der Stimme, sondern durch eine Folge dieser abwechselnden Lagen. Man schreibe z.B. das Wort Fenster und lasse den Taubstummen seine Augen darauf richten. Dieser bedient sich sogleich der Handzeichen, womit er jeden einzelnen Buch-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/50>, abgerufen am 28.03.2024.