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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.

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Zur Seelenkrankheitskunde.
1. Beitrag zur Bestätigung des Satzes, daß die Einbildungskraft und das Gedächtniß mehr dem Körper als der Seele zugehören.

Der gelehrte Director S. zu C. erholte sich von einem hitzigen Fieber, und eines der ersten Dinge, die er nach wiedererlangtem Gebrauch seiner Vernunft verlangte, war Caffee.

Allein er hatte in dieser Krankheit nicht nur den Buchstaben f vergessen, sondern es hatte sich statt dieses verlohren gegangenen Buchstabens, der Buchstabe z substituirt, so daß er nun nicht Caffee, sondern Kazze verlangte, und so regelmäßig in allen andern Wörtern, die aus f mit zusammengesetzt waren, sich des z bediente.

Sein Arzt und seine Wärter merkten bald aus der genaubeobachteten Versetzung des z statt f die Verwirrung, und machten den Kranken darauf aufmerksam, der alsdann auch nach und nach wieder zur richtigen Aussprache zurückkam.



Zur Seelenkrankheitskunde.
1. Beitrag zur Bestaͤtigung des Satzes, daß die Einbildungskraft und das Gedaͤchtniß mehr dem Koͤrper als der Seele zugehoͤren.

Der gelehrte Director S. zu C. erholte sich von einem hitzigen Fieber, und eines der ersten Dinge, die er nach wiedererlangtem Gebrauch seiner Vernunft verlangte, war Caffee.

Allein er hatte in dieser Krankheit nicht nur den Buchstaben f vergessen, sondern es hatte sich statt dieses verlohren gegangenen Buchstabens, der Buchstabe z substituirt, so daß er nun nicht Caffee, sondern Kazze verlangte, und so regelmaͤßig in allen andern Woͤrtern, die aus f mit zusammengesetzt waren, sich des z bediente.

Sein Arzt und seine Waͤrter merkten bald aus der genaubeobachteten Versetzung des z statt f die Verwirrung, und machten den Kranken darauf aufmerksam, der alsdann auch nach und nach wieder zur richtigen Aussprache zuruͤckkam.


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[12/0012] Zur Seelenkrankheitskunde. 1. Beitrag zur Bestaͤtigung des Satzes, daß die Einbildungskraft und das Gedaͤchtniß mehr dem Koͤrper als der Seele zugehoͤren. Der gelehrte Director S. zu C. erholte sich von einem hitzigen Fieber, und eines der ersten Dinge, die er nach wiedererlangtem Gebrauch seiner Vernunft verlangte, war Caffee. Allein er hatte in dieser Krankheit nicht nur den Buchstaben f vergessen, sondern es hatte sich statt dieses verlohren gegangenen Buchstabens, der Buchstabe z substituirt, so daß er nun nicht Caffee, sondern Kazze verlangte, und so regelmaͤßig in allen andern Woͤrtern, die aus f mit zusammengesetzt waren, sich des z bediente. Sein Arzt und seine Waͤrter merkten bald aus der genaubeobachteten Versetzung des z statt f die Verwirrung, und machten den Kranken darauf aufmerksam, der alsdann auch nach und nach wieder zur richtigen Aussprache zuruͤckkam.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0703_1789/12>, abgerufen am 29.03.2024.