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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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nißvollen Natur, die unter tausend abwechseln-
den Gestalten den forschenden Blicken der Sterb-
lichen entschlüpft, sich in Feuer und Wasser, Thier
und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen,
die unter jeder Verwandelung ihn mit starken
Armen fest hielten, zuletzt in seiner eigenen Gestalt
erschien, und ihnen das Wahre entdeckte.

Chiron.

Schon Saturnus pflog einer verstohlnen Liebe
mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes
Asopus. Indem er sich mit ihr begattete, ver-
wandelte er sich, um die eifersüchtigen Blicke der
Rhea zu täuschen, in ein Pferd, und erzeugte
mit der Philyra den Chiron, der halb Mensch
halb Pferd, dennoch Schätze hoher Weisheit in
sich schloß, und in der Folge der Erzieher von Kö-
nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden
und ihre Bildung dankten.

Atlas.

Unter den Nachkommen der Titanen ist Atlas
einer von den großen Göttergestalten, die in die
Folge der fabelhaften Geschichte zum öftern wieder
verflochten werden: Jupiter vermählte sich mit
seiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr
den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas
heißt.

nißvollen Natur, die unter tauſend abwechſeln-
den Geſtalten den forſchenden Blicken der Sterb-
lichen entſchluͤpft, ſich in Feuer und Waſſer, Thier
und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen,
die unter jeder Verwandelung ihn mit ſtarken
Armen feſt hielten, zuletzt in ſeiner eigenen Geſtalt
erſchien, und ihnen das Wahre entdeckte.

Chiron.

Schon Saturnus pflog einer verſtohlnen Liebe
mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes
Aſopus. Indem er ſich mit ihr begattete, ver-
wandelte er ſich, um die eiferſuͤchtigen Blicke der
Rhea zu taͤuſchen, in ein Pferd, und erzeugte
mit der Philyra den Chiron, der halb Menſch
halb Pferd, dennoch Schaͤtze hoher Weisheit in
ſich ſchloß, und in der Folge der Erzieher von Koͤ-
nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden
und ihre Bildung dankten.

Atlas.

Unter den Nachkommen der Titanen iſt Atlas
einer von den großen Goͤttergeſtalten, die in die
Folge der fabelhaften Geſchichte zum oͤftern wieder
verflochten werden: Jupiter vermaͤhlte ſich mit
ſeiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr
den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas
heißt.

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[77/0103] nißvollen Natur, die unter tauſend abwechſeln- den Geſtalten den forſchenden Blicken der Sterb- lichen entſchluͤpft, ſich in Feuer und Waſſer, Thier und Pflanze verwandeln konnte, und nur denen, die unter jeder Verwandelung ihn mit ſtarken Armen feſt hielten, zuletzt in ſeiner eigenen Geſtalt erſchien, und ihnen das Wahre entdeckte. Chiron. Schon Saturnus pflog einer verſtohlnen Liebe mit der Philyra, einer Tochter des Flußgottes Aſopus. Indem er ſich mit ihr begattete, ver- wandelte er ſich, um die eiferſuͤchtigen Blicke der Rhea zu taͤuſchen, in ein Pferd, und erzeugte mit der Philyra den Chiron, der halb Menſch halb Pferd, dennoch Schaͤtze hoher Weisheit in ſich ſchloß, und in der Folge der Erzieher von Koͤ- nigen und Helden ward, die ihm ihre Tugenden und ihre Bildung dankten. Atlas. Unter den Nachkommen der Titanen iſt Atlas einer von den großen Goͤttergeſtalten, die in die Folge der fabelhaften Geſchichte zum oͤftern wieder verflochten werden: Jupiter vermaͤhlte ſich mit ſeiner Tochter der Maja, und erzeugte mit ihr den Merkur, welcher daher ein Enkel des Atlas heißt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/103>, abgerufen am 28.03.2024.