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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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bis auf den kleinsten weiblichen Schmuck das Bild
der hohen Göttin aus. --

Der Venus waren vom Jupiter die Gra-
zien
zugesellt -- in ihrem Gefolge waren die Lie-
besgötter, -- vor ihren Wagen waren Tauben
gespannt. -- Alles ist sanft und weich in diesem
Bilde; -- doch ist der Liebesgott mit Bogen und
Pfeil bewafnet, und stellt die furchtbare Macht
seiner himmlischen Mutter, der alles besiegenden
Göttin, in sich dar. --

Diana.

Drei himmlische Göttinnen sind über die
Macht der Venus erhaben. -- Minerva, welche
dem Kriege vorsteht, und nützliche Künste die
Menschen lehrt. -- Die jungfräuliche Vesta,
welche bei Jupiters Haupte schwur, sich nie einem
Manne zu vermählen -- und Diana, mit dem
goldenen Bogen, die sich der Pfeile freut, an
schattigten Wäldern ihre Lust hat, und an der
Verfolgung der schnellen Hirsche sich ergötzt. --

Als Jupiter, den sie schmeichelnd bat, ihr
den jungfräulichen Stand vergönnte, so nahm sie
Pfeil und Bogen, zündete ihre Fackel bei Jupi-
ters Blitzen an, und ging, von ihren Nymphen
begleitet, hoch in den Wäldern einher, und auf
den stürmischen Gipfeln. --

bis auf den kleinſten weiblichen Schmuck das Bild
der hohen Goͤttin aus. —

Der Venus waren vom Jupiter die Gra-
zien
zugeſellt — in ihrem Gefolge waren die Lie-
besgoͤtter, — vor ihren Wagen waren Tauben
geſpannt. — Alles iſt ſanft und weich in dieſem
Bilde; — doch iſt der Liebesgott mit Bogen und
Pfeil bewafnet, und ſtellt die furchtbare Macht
ſeiner himmliſchen Mutter, der alles beſiegenden
Goͤttin, in ſich dar. —

Diana.

Drei himmliſche Goͤttinnen ſind uͤber die
Macht der Venus erhaben. — Minerva, welche
dem Kriege vorſteht, und nuͤtzliche Kuͤnſte die
Menſchen lehrt. — Die jungfraͤuliche Veſta,
welche bei Jupiters Haupte ſchwur, ſich nie einem
Manne zu vermaͤhlen — und Diana, mit dem
goldenen Bogen, die ſich der Pfeile freut, an
ſchattigten Waͤldern ihre Luſt hat, und an der
Verfolgung der ſchnellen Hirſche ſich ergoͤtzt. —

Als Jupiter, den ſie ſchmeichelnd bat, ihr
den jungfraͤulichen Stand vergoͤnnte, ſo nahm ſie
Pfeil und Bogen, zuͤndete ihre Fackel bei Jupi-
ters Blitzen an, und ging, von ihren Nymphen
begleitet, hoch in den Waͤldern einher, und auf
den ſtuͤrmiſchen Gipfeln. —

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[135/0173] bis auf den kleinſten weiblichen Schmuck das Bild der hohen Goͤttin aus. — Der Venus waren vom Jupiter die Gra- zien zugeſellt — in ihrem Gefolge waren die Lie- besgoͤtter, — vor ihren Wagen waren Tauben geſpannt. — Alles iſt ſanft und weich in dieſem Bilde; — doch iſt der Liebesgott mit Bogen und Pfeil bewafnet, und ſtellt die furchtbare Macht ſeiner himmliſchen Mutter, der alles beſiegenden Goͤttin, in ſich dar. — Diana. Drei himmliſche Goͤttinnen ſind uͤber die Macht der Venus erhaben. — Minerva, welche dem Kriege vorſteht, und nuͤtzliche Kuͤnſte die Menſchen lehrt. — Die jungfraͤuliche Veſta, welche bei Jupiters Haupte ſchwur, ſich nie einem Manne zu vermaͤhlen — und Diana, mit dem goldenen Bogen, die ſich der Pfeile freut, an ſchattigten Waͤldern ihre Luſt hat, und an der Verfolgung der ſchnellen Hirſche ſich ergoͤtzt. — Als Jupiter, den ſie ſchmeichelnd bat, ihr den jungfraͤulichen Stand vergoͤnnte, ſo nahm ſie Pfeil und Bogen, zuͤndete ihre Fackel bei Jupi- ters Blitzen an, und ging, von ihren Nymphen begleitet, hoch in den Waͤldern einher, und auf den ſtuͤrmiſchen Gipfeln. —

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/173>, abgerufen am 25.04.2024.