Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

ließ zwei Söhne, den Prötus und Akrisius,
die sich zu verschiedenen Zeiten einander die Ober-
herrschaft streitig machten. -- Perseus war des
Akrisius Enkel.

Perseus.

Akrisius befürchtete wieder Verderben von
seinen Nachkommen.
-- Ihm war geweißagt
worden, daß einer seiner Enkel ihn tödten wür-
de; -- er verschloß daher seine einzige Tochter,
die Danae, in einen ehernen Thurm, um die
Weißagung zu vereiteln.

Allein durch eine Oefnung in dem Dache
senkte sich Jupiter in einem goldenen Regen in
Danaens Schooß hernieder, und erzeugte mit ihr
den Perseus, welchen Akrisius, sobald er geboh-
ren war, nebst der Mutter, in einem zerbrechlichen
Nachen, den Wellen übergab.

Die wohlthätigen Meergöttinnen nahmen den
Göttersohn mit seiner Mutter sanft in den Schooß
der Wasserwogen auf, und ließen den Nachen an
dem Strande der kleinen Insel Seriphus auf dem
griechischen Meere landen, wo Polydektes, der
Beherrscher der Insel, Mutter und Kind auf-
nahm, und für die Erziehung des jungen Perseus
sorgte.

ließ zwei Soͤhne, den Proͤtus und Akriſius,
die ſich zu verſchiedenen Zeiten einander die Ober-
herrſchaft ſtreitig machten. — Perſeus war des
Akriſius Enkel.

Perſeus.

Akriſius befuͤrchtete wieder Verderben von
ſeinen Nachkommen.
— Ihm war geweißagt
worden, daß einer ſeiner Enkel ihn toͤdten wuͤr-
de; — er verſchloß daher ſeine einzige Tochter,
die Danae, in einen ehernen Thurm, um die
Weißagung zu vereiteln.

Allein durch eine Oefnung in dem Dache
ſenkte ſich Jupiter in einem goldenen Regen in
Danaens Schooß hernieder, und erzeugte mit ihr
den Perſeus, welchen Akriſius, ſobald er geboh-
ren war, nebſt der Mutter, in einem zerbrechlichen
Nachen, den Wellen uͤbergab.

Die wohlthaͤtigen Meergoͤttinnen nahmen den
Goͤtterſohn mit ſeiner Mutter ſanft in den Schooß
der Waſſerwogen auf, und ließen den Nachen an
dem Strande der kleinen Inſel Seriphus auf dem
griechiſchen Meere landen, wo Polydektes, der
Beherrſcher der Inſel, Mutter und Kind auf-
nahm, und fuͤr die Erziehung des jungen Perſeus
ſorgte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0253" n="205"/>
ließ zwei So&#x0364;hne, den <hi rendition="#fr">Pro&#x0364;tus</hi> und <hi rendition="#fr">Akri&#x017F;ius,</hi><lb/>
die &#x017F;ich zu ver&#x017F;chiedenen Zeiten einander die Ober-<lb/>
herr&#x017F;chaft &#x017F;treitig machten. &#x2014; <hi rendition="#fr">Per&#x017F;eus</hi> war des<lb/>
Akri&#x017F;ius Enkel.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Per&#x017F;eus</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Akri&#x017F;ius befu&#x0364;rchtete wieder <hi rendition="#fr">Verderben von<lb/>
&#x017F;einen Nachkommen.</hi> &#x2014; Ihm war geweißagt<lb/>
worden, daß einer &#x017F;einer Enkel ihn to&#x0364;dten wu&#x0364;r-<lb/>
de; &#x2014; er ver&#x017F;chloß daher &#x017F;eine einzige Tochter,<lb/>
die <hi rendition="#fr">Danae,</hi> in einen ehernen Thurm, um die<lb/>
Weißagung zu vereiteln.</p><lb/>
          <p>Allein durch eine Oefnung in dem Dache<lb/>
&#x017F;enkte &#x017F;ich Jupiter in einem goldenen Regen in<lb/>
Danaens Schooß hernieder, und erzeugte mit ihr<lb/>
den Per&#x017F;eus, welchen Akri&#x017F;ius, &#x017F;obald er geboh-<lb/>
ren war, neb&#x017F;t der Mutter, in einem zerbrechlichen<lb/>
Nachen, den Wellen u&#x0364;bergab.</p><lb/>
          <p>Die wohltha&#x0364;tigen Meergo&#x0364;ttinnen nahmen den<lb/>
Go&#x0364;tter&#x017F;ohn mit &#x017F;einer Mutter &#x017F;anft in den Schooß<lb/>
der Wa&#x017F;&#x017F;erwogen auf, und ließen den Nachen an<lb/>
dem Strande der kleinen In&#x017F;el Seriphus auf dem<lb/>
griechi&#x017F;chen Meere landen, wo Polydektes, der<lb/>
Beherr&#x017F;cher der In&#x017F;el, Mutter und Kind auf-<lb/>
nahm, und fu&#x0364;r die Erziehung des jungen Per&#x017F;eus<lb/>
&#x017F;orgte.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0253] ließ zwei Soͤhne, den Proͤtus und Akriſius, die ſich zu verſchiedenen Zeiten einander die Ober- herrſchaft ſtreitig machten. — Perſeus war des Akriſius Enkel. Perſeus. Akriſius befuͤrchtete wieder Verderben von ſeinen Nachkommen. — Ihm war geweißagt worden, daß einer ſeiner Enkel ihn toͤdten wuͤr- de; — er verſchloß daher ſeine einzige Tochter, die Danae, in einen ehernen Thurm, um die Weißagung zu vereiteln. Allein durch eine Oefnung in dem Dache ſenkte ſich Jupiter in einem goldenen Regen in Danaens Schooß hernieder, und erzeugte mit ihr den Perſeus, welchen Akriſius, ſobald er geboh- ren war, nebſt der Mutter, in einem zerbrechlichen Nachen, den Wellen uͤbergab. Die wohlthaͤtigen Meergoͤttinnen nahmen den Goͤtterſohn mit ſeiner Mutter ſanft in den Schooß der Waſſerwogen auf, und ließen den Nachen an dem Strande der kleinen Inſel Seriphus auf dem griechiſchen Meere landen, wo Polydektes, der Beherrſcher der Inſel, Mutter und Kind auf- nahm, und fuͤr die Erziehung des jungen Perſeus ſorgte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/253
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/253>, abgerufen am 18.04.2024.