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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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wo er stehend dargestellt ist, das Schwerdt in der
rechten Hand, das Haupt der Medusa mit der
Linken auf den Rücken haltend.
-- Diese Dar-
stellung faßt gleichsam die ganze Dichtung von dem
Haupte der Medusa in sich, weil sie am deutlich-
sten die furchtbare Kraft desselben bezeichnet, wo-
durch der Held, der dessen Anblick selbst vermied,
und es nur gegen seine Feinde kehrte, unüberwind-
lich war.

Auf eben dieser Tafel ist Bellerophon ab-
gebildet, mit Helm und Spieß bewafnet, auf
dem geflügelten Pegasus in den Lüften reitend,
mit der Chimära den Kampf beginnend, welche
die bildende Kunst nicht ganz in der ungeheu-
ren Gestalt,
womit sie die Dichtung schildert,
darstellt. --

Bellerophon.

Eben der Prötus, der seinen Bruder Akri-
sius
des Reichs entsetzt hatte, und der zuletzt vom
Prötus, dem Enkel des Akrisins, überwunden
und getödtet ward, gab auch dem Bellerophon,
durch einen falschen Verdacht gereitzt, den ersten
Anlaß zu seinen Heldenthaten.

Bellerophon war nemlich ein Enkel des Sisy-
phus, welcher Korinth erbaute, und selbst ein
Urenkel des Deukalion und ein Sohn des Aeo-
lus
war, von dem der Aeolische Heldenstamm in

wo er ſtehend dargeſtellt iſt, das Schwerdt in der
rechten Hand, das Haupt der Meduſa mit der
Linken auf den Ruͤcken haltend.
— Dieſe Dar-
ſtellung faßt gleichſam die ganze Dichtung von dem
Haupte der Meduſa in ſich, weil ſie am deutlich-
ſten die furchtbare Kraft deſſelben bezeichnet, wo-
durch der Held, der deſſen Anblick ſelbſt vermied,
und es nur gegen ſeine Feinde kehrte, unuͤberwind-
lich war.

Auf eben dieſer Tafel iſt Bellerophon ab-
gebildet, mit Helm und Spieß bewafnet, auf
dem gefluͤgelten Pegaſus in den Luͤften reitend,
mit der Chimaͤra den Kampf beginnend, welche
die bildende Kunſt nicht ganz in der ungeheu-
ren Geſtalt,
womit ſie die Dichtung ſchildert,
darſtellt. —

Bellerophon.

Eben der Proͤtus, der ſeinen Bruder Akri-
ſius
des Reichs entſetzt hatte, und der zuletzt vom
Proͤtus, dem Enkel des Akriſins, uͤberwunden
und getoͤdtet ward, gab auch dem Bellerophon,
durch einen falſchen Verdacht gereitzt, den erſten
Anlaß zu ſeinen Heldenthaten.

Bellerophon war nemlich ein Enkel des Siſy-
phus, welcher Korinth erbaute, und ſelbſt ein
Urenkel des Deukalion und ein Sohn des Aeo-
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war, von dem der Aeoliſche Heldenſtamm in

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[212/0260] wo er ſtehend dargeſtellt iſt, das Schwerdt in der rechten Hand, das Haupt der Meduſa mit der Linken auf den Ruͤcken haltend. — Dieſe Dar- ſtellung faßt gleichſam die ganze Dichtung von dem Haupte der Meduſa in ſich, weil ſie am deutlich- ſten die furchtbare Kraft deſſelben bezeichnet, wo- durch der Held, der deſſen Anblick ſelbſt vermied, und es nur gegen ſeine Feinde kehrte, unuͤberwind- lich war. Auf eben dieſer Tafel iſt Bellerophon ab- gebildet, mit Helm und Spieß bewafnet, auf dem gefluͤgelten Pegaſus in den Luͤften reitend, mit der Chimaͤra den Kampf beginnend, welche die bildende Kunſt nicht ganz in der ungeheu- ren Geſtalt, womit ſie die Dichtung ſchildert, darſtellt. — Bellerophon. Eben der Proͤtus, der ſeinen Bruder Akri- ſius des Reichs entſetzt hatte, und der zuletzt vom Proͤtus, dem Enkel des Akriſins, uͤberwunden und getoͤdtet ward, gab auch dem Bellerophon, durch einen falſchen Verdacht gereitzt, den erſten Anlaß zu ſeinen Heldenthaten. Bellerophon war nemlich ein Enkel des Siſy- phus, welcher Korinth erbaute, und ſelbſt ein Urenkel des Deukalion und ein Sohn des Aeo- lus war, von dem der Aeoliſche Heldenſtamm in

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/260>, abgerufen am 25.04.2024.