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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Penaten.

Eine Art von Genien oder Schutzgöttern bei
den Alten, waren die Penaten, welche auch La-
ren
hießen. Jede Stadt hatte ihre besondre
Schutzgötter, und jede Familie, und jedes Haus
die seinigen. In diesen Wesen, die den Men-
schen so nahe waren,
vervielfältigten die hohen
Gottheiten, aus denen man sich seine Schutzgöt-
ter wählte, gleichsam ihre Gegenwart.

Der Hausgötter oder Laren waren gemeinig-
lich zwei, die auf dem heiligen Heerde ihren
Wohnplatz hatten, und wie Jünglinge mit einem
Hut und Reisestabe, und einem Hunde neben sich
abgebildet waren. Man bekränzte sie mit Blu-
men, und von den Speisen, die auf dem Heerde
zubereitet wurden, brachte man ihnen Opfer dar. --
Sie waren Zeugen vom Genuß des häuslichen
Glücks. -- Das Alltägliche und Gewöhnliche
wurde durch ihre Gegenwart geheiligt, und jedes
Haus gewissermaßen zu einem Tempel geweiht. --

Priapus.

Da bei den Alten noch nichts unheilig war,
was die Natur gebeut, und das Geheimniß der
Erzeugung und Fortpflanzung von ihnen als etwas
Göttliches betrachtet wurde, wodurch die Gat-
tung bei dem immerwährenden Abfall durch Alter

X 2
Penaten.

Eine Art von Genien oder Schutzgoͤttern bei
den Alten, waren die Penaten, welche auch La-
ren
hießen. Jede Stadt hatte ihre beſondre
Schutzgoͤtter, und jede Familie, und jedes Haus
die ſeinigen. In dieſen Weſen, die den Men-
ſchen ſo nahe waren,
vervielfaͤltigten die hohen
Gottheiten, aus denen man ſich ſeine Schutzgoͤt-
ter waͤhlte, gleichſam ihre Gegenwart.

Der Hausgoͤtter oder Laren waren gemeinig-
lich zwei, die auf dem heiligen Heerde ihren
Wohnplatz hatten, und wie Juͤnglinge mit einem
Hut und Reiſeſtabe, und einem Hunde neben ſich
abgebildet waren. Man bekraͤnzte ſie mit Blu-
men, und von den Speiſen, die auf dem Heerde
zubereitet wurden, brachte man ihnen Opfer dar. —
Sie waren Zeugen vom Genuß des haͤuslichen
Gluͤcks. — Das Alltaͤgliche und Gewoͤhnliche
wurde durch ihre Gegenwart geheiligt, und jedes
Haus gewiſſermaßen zu einem Tempel geweiht. —

Priapus.

Da bei den Alten noch nichts unheilig war,
was die Natur gebeut, und das Geheimniß der
Erzeugung und Fortpflanzung von ihnen als etwas
Goͤttliches betrachtet wurde, wodurch die Gat-
tung bei dem immerwaͤhrenden Abfall durch Alter

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[323/0387] Penaten. Eine Art von Genien oder Schutzgoͤttern bei den Alten, waren die Penaten, welche auch La- ren hießen. Jede Stadt hatte ihre beſondre Schutzgoͤtter, und jede Familie, und jedes Haus die ſeinigen. In dieſen Weſen, die den Men- ſchen ſo nahe waren, vervielfaͤltigten die hohen Gottheiten, aus denen man ſich ſeine Schutzgoͤt- ter waͤhlte, gleichſam ihre Gegenwart. Der Hausgoͤtter oder Laren waren gemeinig- lich zwei, die auf dem heiligen Heerde ihren Wohnplatz hatten, und wie Juͤnglinge mit einem Hut und Reiſeſtabe, und einem Hunde neben ſich abgebildet waren. Man bekraͤnzte ſie mit Blu- men, und von den Speiſen, die auf dem Heerde zubereitet wurden, brachte man ihnen Opfer dar. — Sie waren Zeugen vom Genuß des haͤuslichen Gluͤcks. — Das Alltaͤgliche und Gewoͤhnliche wurde durch ihre Gegenwart geheiligt, und jedes Haus gewiſſermaßen zu einem Tempel geweiht. — Priapus. Da bei den Alten noch nichts unheilig war, was die Natur gebeut, und das Geheimniß der Erzeugung und Fortpflanzung von ihnen als etwas Goͤttliches betrachtet wurde, wodurch die Gat- tung bei dem immerwaͤhrenden Abfall durch Alter X 2

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/387>, abgerufen am 28.03.2024.