Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

war der Zug gegen Geryoneus; die diesen betreffenden
Stellen des Dichters sind oben Bd. 2. S. 424 f. an-
gewandt worden. Episodisch waren vermuthlich andre
Abentheuer des Helden eingeschoben. So die Ermor-
dung der Kinder der Megara; das Gastmahl bei
Pholos, worauf ihn der Becher bringen konnte, nebst
der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka-
dische Pallantion erwähnt war (Paus. 8, 3. Suchf. p.
20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion
auf dem Zuge durch Italien erwähnt habe, ist nicht
glaublich; -- vielleicht auch die Gründung der Olym-
pien (Strabo 8, 356). Stes. war es nebst Peisan-
dros, die zuerst den Herakles mit Löwenhaut, Bogen
und Keule ausstatteten, statt der vollen Heldenrüstung;
es bezeichnet diese Einzelheit aber eine durchgehends
veränderte Darstellung der meisten Abentheuer.

9.

Was den Peisandros betrifft, so ist zum
Grunde zu legen, was Heyne Exc. 1. ad libr. II. Ae-
neidos
beigebracht hat, namentlich zur Unterscheidung
des ältern Dichters des Namens, des Kameiräers,
den man gewöhnlich mit Suidas gegen Ol. 33. setzt,
von dem jüngern Larandener im 10ten Jahrhundert
der Stadt. Dieser dichtete 26 oder mehr Bücher ero-
ikon theogamion;
jener eine Heraklee, von der ein
zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. Bibl. I. p.
590 Harl.
Weichert a. O. p. 240. Die Fragmente
stellen wir etwas vollständiger zusammen als Heyne.
Was Peis. von H. Keule und Löwenhaut sagte, ist
oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei
Eratosth. Kat. 12. aus Peis. ist, daß die Erwürgung
des Löwen der erste Kampf des Helden war: -- so
kannte er die vorhergehenden Böotischen Kämpfe nicht,
oder stellte sie anders. Dies bestätigt der Schol. ad
German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius
refert, eum (leonem) ob primos labores Herculis
memoriae causa honorifice astris illatum. Cf.
Hygin.
Poet. Astron. 2, 24. p. 399. -- Paus. 2, 37, 4. von
der Vielköpfigkeit der Hydra. -- Sch. Pind. O. 3, 12.
(e cod. Vratisl. Boeckh) aus Peis. Pherek. und einer
Theseide über die goldgehörnte Hindin. Paus. 8, 22,

war der Zug gegen Geryoneus; die dieſen betreffenden
Stellen des Dichters ſind oben Bd. 2. S. 424 f. an-
gewandt worden. Epiſodiſch waren vermuthlich andre
Abentheuer des Helden eingeſchoben. So die Ermor-
dung der Kinder der Megara; das Gaſtmahl bei
Pholos, worauf ihn der Becher bringen konnte, nebſt
der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka-
diſche Pallantion erwaͤhnt war (Pauſ. 8, 3. Suchf. p.
20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion
auf dem Zuge durch Italien erwaͤhnt habe, iſt nicht
glaublich; — vielleicht auch die Gruͤndung der Olym-
pien (Strabo 8, 356). Steſ. war es nebſt Peiſan-
dros, die zuerſt den Herakles mit Loͤwenhaut, Bogen
und Keule ausſtatteten, ſtatt der vollen Heldenruͤſtung;
es bezeichnet dieſe Einzelheit aber eine durchgehends
veraͤnderte Darſtellung der meiſten Abentheuer.

9.

Was den Peiſandros betrifft, ſo iſt zum
Grunde zu legen, was Heyne Exc. 1. ad libr. II. Ae-
neidos
beigebracht hat, namentlich zur Unterſcheidung
des aͤltern Dichters des Namens, des Kameiraͤers,
den man gewoͤhnlich mit Suidas gegen Ol. 33. ſetzt,
von dem juͤngern Larandener im 10ten Jahrhundert
der Stadt. Dieſer dichtete 26 oder mehr Buͤcher ἡϱω-
ικῶν ϑεογαμιῶν;
jener eine Heraklee, von der ein
zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. Bibl. I. p.
590 Harl.
Weichert a. O. p. 240. Die Fragmente
ſtellen wir etwas vollſtaͤndiger zuſammen als Heyne.
Was Peiſ. von H. Keule und Loͤwenhaut ſagte, iſt
oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei
Eratoſth. Kat. 12. aus Peiſ. iſt, daß die Erwuͤrgung
des Loͤwen der erſte Kampf des Helden war: — ſo
kannte er die vorhergehenden Boͤotiſchen Kaͤmpfe nicht,
oder ſtellte ſie anders. Dies beſtaͤtigt der Schol. ad
German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius
refert, eum (leonem) ob primos labores Herculis
memoriae causa honorifice astris illatum. Cf.
Hygin.
Poet. Astron. 2, 24. p. 399. — Pauſ. 2, 37, 4. von
der Vielkoͤpfigkeit der Hydra. — Sch. Pind. O. 3, 12.
(e cod. Vratisl. Boeckh) aus Peiſ. Pherek. und einer
Theſeide uͤber die goldgehoͤrnte Hindin. Pauſ. 8, 22,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0481" n="475"/>
war der Zug gegen Geryoneus; die die&#x017F;en betreffenden<lb/>
Stellen des Dichters &#x017F;ind oben Bd. 2. S. 424 <hi rendition="#aq">f.</hi> an-<lb/>
gewandt worden. Epi&#x017F;odi&#x017F;ch waren vermuthlich andre<lb/>
Abentheuer des Helden einge&#x017F;choben. So die Ermor-<lb/>
dung der Kinder der Megara; das Ga&#x017F;tmahl bei<lb/>
Pholos, worauf ihn der <hi rendition="#g">Becher</hi> bringen konnte, neb&#x017F;t<lb/>
der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka-<lb/>
di&#x017F;che Pallantion erwa&#x0364;hnt war (Pau&#x017F;. 8, 3. Suchf. <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion<lb/>
auf dem Zuge durch Italien erwa&#x0364;hnt habe, i&#x017F;t nicht<lb/>
glaublich; &#x2014; vielleicht auch die Gru&#x0364;ndung der Olym-<lb/>
pien (Strabo 8, 356). Ste&#x017F;. war es neb&#x017F;t Pei&#x017F;an-<lb/>
dros, die zuer&#x017F;t den Herakles mit Lo&#x0364;wenhaut, Bogen<lb/>
und Keule aus&#x017F;tatteten, &#x017F;tatt der vollen Heldenru&#x0364;&#x017F;tung;<lb/>
es bezeichnet die&#x017F;e Einzelheit aber eine durchgehends<lb/>
vera&#x0364;nderte Dar&#x017F;tellung der mei&#x017F;ten Abentheuer.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>9.</head><lb/>
            <p>Was den <hi rendition="#g">Pei&#x017F;andros</hi> betrifft, &#x017F;o i&#x017F;t zum<lb/>
Grunde zu legen, was Heyne <hi rendition="#aq">Exc. 1. ad libr. II. Ae-<lb/>
neidos</hi> beigebracht hat, namentlich zur Unter&#x017F;cheidung<lb/>
des a&#x0364;ltern Dichters des Namens, des Kameira&#x0364;ers,<lb/>
den man gewo&#x0364;hnlich mit Suidas gegen Ol. 33. &#x017F;etzt,<lb/>
von dem ju&#x0364;ngern Larandener im 10ten Jahrhundert<lb/>
der Stadt. Die&#x017F;er dichtete 26 oder mehr Bu&#x0364;cher &#x1F21;&#x03F1;&#x03C9;-<lb/>
&#x03B9;&#x03BA;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03D1;&#x03B5;&#x03BF;&#x03B3;&#x03B1;&#x03BC;&#x03B9;&#x1FF6;&#x03BD;;<lb/>
jener eine Heraklee, von der ein<lb/>
zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. <hi rendition="#aq">Bibl. I. p.<lb/>
590 Harl.</hi> Weichert a. O. <hi rendition="#aq">p.</hi> 240. Die Fragmente<lb/>
&#x017F;tellen wir etwas voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger zu&#x017F;ammen als Heyne.<lb/>
Was Pei&#x017F;. von H. Keule und Lo&#x0364;wenhaut &#x017F;agte, i&#x017F;t<lb/>
oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei<lb/>
Erato&#x017F;th. Kat. 12. aus Pei&#x017F;. i&#x017F;t, daß die Erwu&#x0364;rgung<lb/>
des Lo&#x0364;wen der er&#x017F;te Kampf des Helden war: &#x2014; &#x017F;o<lb/>
kannte er die vorhergehenden Bo&#x0364;oti&#x017F;chen Ka&#x0364;mpfe nicht,<lb/>
oder &#x017F;tellte &#x017F;ie anders. Dies be&#x017F;ta&#x0364;tigt der <hi rendition="#aq">Schol. ad<lb/>
German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius<lb/>
refert, eum (leonem) ob <hi rendition="#g">primos</hi> labores Herculis<lb/>
memoriae causa honorifice astris illatum. Cf.</hi> Hygin.<lb/><hi rendition="#aq">Poet. Astron.</hi> 2, 24. <hi rendition="#aq">p.</hi> 399. &#x2014; Pau&#x017F;. 2, 37, 4. von<lb/>
der Vielko&#x0364;pfigkeit der Hydra. &#x2014; Sch. Pind. O. 3, 12.<lb/>
(<hi rendition="#aq">e cod. Vratisl.</hi> Boeckh) aus Pei&#x017F;. Pherek. und einer<lb/>
The&#x017F;eide u&#x0364;ber die goldgeho&#x0364;rnte Hindin. Pau&#x017F;. 8, 22,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[475/0481] war der Zug gegen Geryoneus; die dieſen betreffenden Stellen des Dichters ſind oben Bd. 2. S. 424 f. an- gewandt worden. Epiſodiſch waren vermuthlich andre Abentheuer des Helden eingeſchoben. So die Ermor- dung der Kinder der Megara; das Gaſtmahl bei Pholos, worauf ihn der Becher bringen konnte, nebſt der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka- diſche Pallantion erwaͤhnt war (Pauſ. 8, 3. Suchf. p. 20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion auf dem Zuge durch Italien erwaͤhnt habe, iſt nicht glaublich; — vielleicht auch die Gruͤndung der Olym- pien (Strabo 8, 356). Steſ. war es nebſt Peiſan- dros, die zuerſt den Herakles mit Loͤwenhaut, Bogen und Keule ausſtatteten, ſtatt der vollen Heldenruͤſtung; es bezeichnet dieſe Einzelheit aber eine durchgehends veraͤnderte Darſtellung der meiſten Abentheuer. 9. Was den Peiſandros betrifft, ſo iſt zum Grunde zu legen, was Heyne Exc. 1. ad libr. II. Ae- neidos beigebracht hat, namentlich zur Unterſcheidung des aͤltern Dichters des Namens, des Kameiraͤers, den man gewoͤhnlich mit Suidas gegen Ol. 33. ſetzt, von dem juͤngern Larandener im 10ten Jahrhundert der Stadt. Dieſer dichtete 26 oder mehr Buͤcher ἡϱω- ικῶν ϑεογαμιῶν; jener eine Heraklee, von der ein zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. Bibl. I. p. 590 Harl. Weichert a. O. p. 240. Die Fragmente ſtellen wir etwas vollſtaͤndiger zuſammen als Heyne. Was Peiſ. von H. Keule und Loͤwenhaut ſagte, iſt oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei Eratoſth. Kat. 12. aus Peiſ. iſt, daß die Erwuͤrgung des Loͤwen der erſte Kampf des Helden war: — ſo kannte er die vorhergehenden Boͤotiſchen Kaͤmpfe nicht, oder ſtellte ſie anders. Dies beſtaͤtigt der Schol. ad German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius refert, eum (leonem) ob primos labores Herculis memoriae causa honorifice astris illatum. Cf. Hygin. Poet. Astron. 2, 24. p. 399. — Pauſ. 2, 37, 4. von der Vielkoͤpfigkeit der Hydra. — Sch. Pind. O. 3, 12. (e cod. Vratisl. Boeckh) aus Peiſ. Pherek. und einer Theſeide uͤber die goldgehoͤrnte Hindin. Pauſ. 8, 22,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/481
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/481>, abgerufen am 19.04.2024.