Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

entreißen unternahm, vereinigte alle Anlagen der
Welt in sich, indem es für den Korn- Wein-
und Oel-Bau und die Viehzucht wo möglich
noch reicher begabt war, als für den Handel.
Das Land Kanaan erstreckt sich gegen Osten bis
an den Euphrat, und wird von dem Flusse Jor-
dan, der parallel mit der Küste des mittelländi-
schen Meeres läuft, in zwei Theile getheilt. Die
westliche Hälfte zwischen dem Jordan und dem
mittelländischen Meere, das gelobte Land im
engeren Sinne des Wortes, hatte für das Ge-
deihen des Weins, des Oelbaums und des Ge-
treides, also für den Ackerbau überhaupt, alles
empfangen, was nur wünschenswürdig war,
das mildeste Klima, die schönste Abwechselung des
Bodens, vortreffliche Bewässerung, und rings
umher begierige Käufer für allen Ueberfluß der
Producte. Die östliche Hälfte, zwischen dem
Jordan und dem Euphrat, eine weite Wüste,
aber an vielen Stellen, wo vielleicht ein fließen-
des Wasser die Vegetation begünstigte, die reich-
sten Weideplätze darüber heigestreuet, so daß die-
ser Theil an Anlagen für die Viehzucht eben so
reich seyn mochte, wie der andre für den Acker-
bau. Da nun im Orient das Ackerland einer
eigenen Düngung und Nachhülfe von Seiten des
Menschen sehr wenig bedarf, so konnte in dem

entreißen unternahm, vereinigte alle Anlagen der
Welt in ſich, indem es fuͤr den Korn- Wein-
und Oel-Bau und die Viehzucht wo moͤglich
noch reicher begabt war, als fuͤr den Handel.
Das Land Kanaan erſtreckt ſich gegen Oſten bis
an den Euphrat, und wird von dem Fluſſe Jor-
dan, der parallel mit der Kuͤſte des mittellaͤndi-
ſchen Meeres laͤuft, in zwei Theile getheilt. Die
weſtliche Haͤlfte zwiſchen dem Jordan und dem
mittellaͤndiſchen Meere, das gelobte Land im
engeren Sinne des Wortes, hatte fuͤr das Ge-
deihen des Weins, des Oelbaums und des Ge-
treides, alſo fuͤr den Ackerbau uͤberhaupt, alles
empfangen, was nur wuͤnſchenswuͤrdig war,
das mildeſte Klima, die ſchoͤnſte Abwechſelung des
Bodens, vortreffliche Bewaͤſſerung, und rings
umher begierige Kaͤufer fuͤr allen Ueberfluß der
Producte. Die oͤſtliche Haͤlfte, zwiſchen dem
Jordan und dem Euphrat, eine weite Wuͤſte,
aber an vielen Stellen, wo vielleicht ein fließen-
des Waſſer die Vegetation beguͤnſtigte, die reich-
ſten Weideplaͤtze daruͤber heigeſtreuet, ſo daß die-
ſer Theil an Anlagen fuͤr die Viehzucht eben ſo
reich ſeyn mochte, wie der andre fuͤr den Acker-
bau. Da nun im Orient das Ackerland einer
eigenen Duͤngung und Nachhuͤlfe von Seiten des
Menſchen ſehr wenig bedarf, ſo konnte in dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0026" n="18"/>
entreißen unternahm, vereinigte alle Anlagen der<lb/>
Welt in &#x017F;ich, indem es fu&#x0364;r den Korn- Wein-<lb/>
und Oel-Bau und die Viehzucht wo mo&#x0364;glich<lb/>
noch reicher begabt war, als fu&#x0364;r den Handel.<lb/>
Das Land Kanaan er&#x017F;treckt &#x017F;ich gegen O&#x017F;ten bis<lb/>
an den Euphrat, und wird von dem Flu&#x017F;&#x017F;e Jor-<lb/>
dan, der parallel mit der Ku&#x0364;&#x017F;te des mittella&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen Meeres la&#x0364;uft, in zwei Theile getheilt. Die<lb/>
we&#x017F;tliche Ha&#x0364;lfte zwi&#x017F;chen dem Jordan und dem<lb/>
mittella&#x0364;ndi&#x017F;chen Meere, das gelobte Land im<lb/>
engeren Sinne des Wortes, hatte fu&#x0364;r das Ge-<lb/>
deihen des Weins, des Oelbaums und des Ge-<lb/>
treides, al&#x017F;o fu&#x0364;r den Ackerbau u&#x0364;berhaupt, alles<lb/>
empfangen, was nur wu&#x0364;n&#x017F;chenswu&#x0364;rdig war,<lb/>
das milde&#x017F;te Klima, die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Abwech&#x017F;elung des<lb/>
Bodens, vortreffliche Bewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung, und rings<lb/>
umher begierige Ka&#x0364;ufer fu&#x0364;r allen Ueberfluß der<lb/>
Producte. Die o&#x0364;&#x017F;tliche Ha&#x0364;lfte, zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Jordan und dem Euphrat, eine weite Wu&#x0364;&#x017F;te,<lb/>
aber an vielen Stellen, wo vielleicht ein fließen-<lb/>
des Wa&#x017F;&#x017F;er die Vegetation begu&#x0364;n&#x017F;tigte, die reich-<lb/>
&#x017F;ten Weidepla&#x0364;tze daru&#x0364;ber heige&#x017F;treuet, &#x017F;o daß die-<lb/>
&#x017F;er Theil an Anlagen fu&#x0364;r die Viehzucht eben &#x017F;o<lb/>
reich &#x017F;eyn mochte, wie der andre fu&#x0364;r den Acker-<lb/>
bau. Da nun im Orient das Ackerland einer<lb/>
eigenen Du&#x0364;ngung und Nachhu&#x0364;lfe von Seiten des<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ehr wenig bedarf, &#x017F;o konnte in dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0026] entreißen unternahm, vereinigte alle Anlagen der Welt in ſich, indem es fuͤr den Korn- Wein- und Oel-Bau und die Viehzucht wo moͤglich noch reicher begabt war, als fuͤr den Handel. Das Land Kanaan erſtreckt ſich gegen Oſten bis an den Euphrat, und wird von dem Fluſſe Jor- dan, der parallel mit der Kuͤſte des mittellaͤndi- ſchen Meeres laͤuft, in zwei Theile getheilt. Die weſtliche Haͤlfte zwiſchen dem Jordan und dem mittellaͤndiſchen Meere, das gelobte Land im engeren Sinne des Wortes, hatte fuͤr das Ge- deihen des Weins, des Oelbaums und des Ge- treides, alſo fuͤr den Ackerbau uͤberhaupt, alles empfangen, was nur wuͤnſchenswuͤrdig war, das mildeſte Klima, die ſchoͤnſte Abwechſelung des Bodens, vortreffliche Bewaͤſſerung, und rings umher begierige Kaͤufer fuͤr allen Ueberfluß der Producte. Die oͤſtliche Haͤlfte, zwiſchen dem Jordan und dem Euphrat, eine weite Wuͤſte, aber an vielen Stellen, wo vielleicht ein fließen- des Waſſer die Vegetation beguͤnſtigte, die reich- ſten Weideplaͤtze daruͤber heigeſtreuet, ſo daß die- ſer Theil an Anlagen fuͤr die Viehzucht eben ſo reich ſeyn mochte, wie der andre fuͤr den Acker- bau. Da nun im Orient das Ackerland einer eigenen Duͤngung und Nachhuͤlfe von Seiten des Menſchen ſehr wenig bedarf, ſo konnte in dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/26
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/26>, abgerufen am 23.04.2024.