Von den Kämpfen der Könige mit dem Golde, und von den Münzzerrüttungen der letzten Jahrhunderte.
Es gehört, in der gegenwärtigen Lage der Sa- chen, zur Schule des Staatsmannes, daß er in einer von den großen Handelsstädten Europa's verweilt, und eine Zeitlang das gesammte bür- gerliche Leben aus dem Standpunkte des Pri- vat-Nutzens und der Industrie betrachtet habe. Ich verlange von ihm, daß er die Geschäfte des Banquiers bis auf die gemeine Fertigkeit der doppelten Buchhaltung kenne; denn, ist einmal das National-Leben und alle Gemeinschaftlich- keit des Herzens verloren gegangen, so läßt sich nicht wohl begreifen, was den physischen Bedürf- nissen und dem Handel die Weltherrschaft strei- tig machen könnte. Wird einmal das Privat-Le- ben der höchste und letzte Zweck alles Treibens und Wirkens der Menschen, so kenne ich keine
Drei und zwanzigſte Vorleſung.
Von den Kämpfen der Könige mit dem Golde, und von den Münzzerrüttungen der letzten Jahrhunderte.
Es gehoͤrt, in der gegenwaͤrtigen Lage der Sa- chen, zur Schule des Staatsmannes, daß er in einer von den großen Handelsſtaͤdten Europa’s verweilt, und eine Zeitlang das geſammte buͤr- gerliche Leben aus dem Standpunkte des Pri- vat-Nutzens und der Induſtrie betrachtet habe. Ich verlange von ihm, daß er die Geſchaͤfte des Banquiers bis auf die gemeine Fertigkeit der doppelten Buchhaltung kenne; denn, iſt einmal das National-Leben und alle Gemeinſchaftlich- keit des Herzens verloren gegangen, ſo laͤßt ſich nicht wohl begreifen, was den phyſiſchen Beduͤrf- niſſen und dem Handel die Weltherrſchaft ſtrei- tig machen koͤnnte. Wird einmal das Privat-Le- ben der hoͤchſte und letzte Zweck alles Treibens und Wirkens der Menſchen, ſo kenne ich keine
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Drei und zwanzigſte Vorleſung.
Von den Kämpfen der Könige mit dem Golde, und von den
Münzzerrüttungen der letzten Jahrhunderte.
Es gehoͤrt, in der gegenwaͤrtigen Lage der Sa-
chen, zur Schule des Staatsmannes, daß er in
einer von den großen Handelsſtaͤdten Europa’s
verweilt, und eine Zeitlang das geſammte buͤr-
gerliche Leben aus dem Standpunkte des Pri-
vat-Nutzens und der Induſtrie betrachtet habe.
Ich verlange von ihm, daß er die Geſchaͤfte des
Banquiers bis auf die gemeine Fertigkeit der
doppelten Buchhaltung kenne; denn, iſt einmal
das National-Leben und alle Gemeinſchaftlich-
keit des Herzens verloren gegangen, ſo laͤßt ſich
nicht wohl begreifen, was den phyſiſchen Beduͤrf-
niſſen und dem Handel die Weltherrſchaft ſtrei-
tig machen koͤnnte. Wird einmal das Privat-Le-
ben der hoͤchſte und letzte Zweck alles Treibens
und Wirkens der Menſchen, ſo kenne ich keine
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/330>, abgerufen am 25.04.2024.
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