Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

rang er mit mir darum. Nur die Angst gab mir die Stärke, es ihm zu entreißen, und wären nicht Männer dazu gekommen, die ihn zu halten vermochten, wahrlich! er würde sich die Stirn an der Wand zerschmettert haben. Sehn Sie, so ist er, so entsetzlich bei dem besten, edelsten Herzen!"

"Im ersten Augenblicke des Gefühls einer Verschuldung -"

"O nein, nein! Das kommt wieder bei ihm. Die Lebensgefahr des Kindes, so lange sie dauerte, war auch die seinige. Selbst den Gedanken, daß der Knabe, aufgeweckt sonst und verständig, eine Stumpfheit des Geistes zurück behalten könnte, wie man Anfangs besorgte, konnt' er nicht ertragen. Es gab Stunden, wo die Besorgniß des Arztes ihm für entschiedene Gewißheit galt, und ich weiß, daß nur ich allein -"

rang er mit mir darum. Nur die Angst gab mir die Stärke, es ihm zu entreißen, und wären nicht Männer dazu gekommen, die ihn zu halten vermochten, wahrlich! er würde sich die Stirn an der Wand zerschmettert haben. Sehn Sie, so ist er, so entsetzlich bei dem besten, edelsten Herzen!“

„Im ersten Augenblicke des Gefühls einer Verschuldung –“

„O nein, nein! Das kommt wieder bei ihm. Die Lebensgefahr des Kindes, so lange sie dauerte, war auch die seinige. Selbst den Gedanken, daß der Knabe, aufgeweckt sonst und verständig, eine Stumpfheit des Geistes zurück behalten könnte, wie man Anfangs besorgte, konnt’ er nicht ertragen. Es gab Stunden, wo die Besorgniß des Arztes ihm für entschiedene Gewißheit galt, und ich weiß, daß nur ich allein –“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0062" n="42"/>
rang er mit mir darum. Nur die Angst gab mir die Stärke, es ihm zu entreißen, und wären nicht Männer dazu gekommen, die ihn zu halten vermochten, wahrlich! er würde sich die Stirn an der Wand zerschmettert haben. Sehn Sie, so ist er, so entsetzlich bei dem besten, edelsten Herzen!&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Im ersten <hi rendition="#g">Augenblicke</hi> des Gefühls einer Verschuldung &#x2013;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;O nein, nein! Das kommt wieder bei ihm. Die Lebensgefahr des Kindes, so lange sie dauerte, war auch die seinige. Selbst den Gedanken, daß der Knabe, aufgeweckt sonst und verständig, eine Stumpfheit des Geistes zurück behalten könnte, wie man Anfangs besorgte, konnt&#x2019; er nicht ertragen. Es gab Stunden, wo die Besorgniß des Arztes ihm für entschiedene Gewißheit galt, und ich weiß, daß nur <hi rendition="#g">ich</hi> allein &#x2013;&#x201C;</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0062] rang er mit mir darum. Nur die Angst gab mir die Stärke, es ihm zu entreißen, und wären nicht Männer dazu gekommen, die ihn zu halten vermochten, wahrlich! er würde sich die Stirn an der Wand zerschmettert haben. Sehn Sie, so ist er, so entsetzlich bei dem besten, edelsten Herzen!“ „Im ersten Augenblicke des Gefühls einer Verschuldung –“ „O nein, nein! Das kommt wieder bei ihm. Die Lebensgefahr des Kindes, so lange sie dauerte, war auch die seinige. Selbst den Gedanken, daß der Knabe, aufgeweckt sonst und verständig, eine Stumpfheit des Geistes zurück behalten könnte, wie man Anfangs besorgte, konnt’ er nicht ertragen. Es gab Stunden, wo die Besorgniß des Arztes ihm für entschiedene Gewißheit galt, und ich weiß, daß nur ich allein –“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/62
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/62>, abgerufen am 28.03.2024.