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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das III. Capitul.

Von der Stadt Rosseto und meiner Reise
dahin.

ALs ich mich nun zu Alexandria gnug umgesehen hatte/ ha-
be ich mich den 2. Junii um halb Abend/ oder Ikindi, wie es
die Egyptier nennen/ nebenst noch 4. andern Personen/
worunter auch ein Janitzschar war/ aufgemacht und sind auf
Maul Eseln nach Rosseto geritten/ da wir denn bald vor Alexan-
dria
heraussen zur lincken Hand bey lauter Tattel- und Pal-
menbäumen hin und meist am Meere geritten/ biß ohngefähr
zwey Stunden vor Rosseto, da wir dasselbe zur lincken Hand
gelassen.

Die Strasse ist sehr tieff sandig/ also/ daß an vielen Orten
der Sand vom Winde/ wie hohe Berge/ zusammen gewehet
lieget/ wie wir denn auch den gantzen Weg nichts/ als solche
Sandberge/ zu sehen gehabt. Und weil denn offt die Wege und
Strassen vom Sande anders nicht/ als im Winter allhier vom
Schnee verwehet werden/ daß man nicht weiß/ wo auß und
wozu man reisen soll in solcher wüsten Fläche/ so gibts allent-
halben auf den Strassen von grossen dicken Steinen zusammen
gemauerte/ iedoch nicht gar zu hohe Seulen/ bey welchen man
die Wege und Strassen kennen und finden soll.

Aussen vor Rosseto sihet man nichts/ als Sand/ biß
gantz an die Stadt hinan und Tattel- und Palmenbäume in
grosser Menge/ welche auß dem heissen und weissen Sande her-
für gewachsen und gar anmuthig anzusehen seyn/ wie es
denn auch nicht wenig zuverwundern/ daß der tode Sand
noch so viel Frucht treiben soll.

Den 4. Junij früh eine Stunde nach der Sonnen Auf-

gang
T 2
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das III. Capitul.

Von der Stadt Roſſeto und meiner Reiſe
dahin.

ALs ich mich nun zu Alexandria gnug umgeſehen hatte/ ha-
be ich mich den 2. Junii um halb Abend/ oder Ikindi, wie es
die Egyptier nennen/ nebenſt noch 4. andern Perſonen/
worunter auch ein Janitzſchar war/ aufgemacht und ſind auf
Maul Eſeln nach Roſſeto geritten/ da wir deñ bald vor Alexan-
dria
herauſſen zur lincken Hand bey lauter Tattel- und Pal-
menbaͤumen hin und meiſt am Meere geritten/ biß ohngefaͤhr
zwey Stunden vor Roſſeto, da wir daſſelbe zur lincken Hand
gelaſſen.

Die Straſſe iſt ſehr tieff ſandig/ alſo/ daß an vielen Orten
der Sand vom Winde/ wie hohe Berge/ zuſammen gewehet
lieget/ wie wir denn auch den gantzen Weg nichts/ als ſolche
Sandberge/ zu ſehen gehabt. Und weil denn offt die Wege und
Straſſen vom Sande anders nicht/ als im Winter allhier vom
Schnee verwehet werden/ daß man nicht weiß/ wo auß und
wozu man reiſen ſoll in ſolcher wuͤſten Flaͤche/ ſo gibts allent-
halben auf den Straſſen von groſſen dicken Steinen zuſam̃en
gemauerte/ iedoch nicht gar zu hohe Seulen/ bey welchen man
die Wege und Straſſen kennen und finden ſoll.

Auſſen vor Roſſeto ſihet man nichts/ als Sand/ biß
gantz an die Stadt hinan und Tattel- und Palmenbaͤume in
groſſer Menge/ welche auß dem heiſſen und weiſſen Sande her-
fuͤr gewachſen und gar anmuthig anzuſehen ſeyn/ wie es
denn auch nicht wenig zuverwundern/ daß der tode Sand
noch ſo viel Frucht treiben ſoll.

Den 4. Junij fruͤh eine Stunde nach der Sonnen Auf-

gang
T 2
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[145/0151] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das III. Capitul. Von der Stadt Roſſeto und meiner Reiſe dahin. ALs ich mich nun zu Alexandria gnug umgeſehen hatte/ ha- be ich mich den 2. Junii um halb Abend/ oder Ikindi, wie es die Egyptier nennen/ nebenſt noch 4. andern Perſonen/ worunter auch ein Janitzſchar war/ aufgemacht und ſind auf Maul Eſeln nach Roſſeto geritten/ da wir deñ bald vor Alexan- dria herauſſen zur lincken Hand bey lauter Tattel- und Pal- menbaͤumen hin und meiſt am Meere geritten/ biß ohngefaͤhr zwey Stunden vor Roſſeto, da wir daſſelbe zur lincken Hand gelaſſen. Die Straſſe iſt ſehr tieff ſandig/ alſo/ daß an vielen Orten der Sand vom Winde/ wie hohe Berge/ zuſammen gewehet lieget/ wie wir denn auch den gantzen Weg nichts/ als ſolche Sandberge/ zu ſehen gehabt. Und weil denn offt die Wege und Straſſen vom Sande anders nicht/ als im Winter allhier vom Schnee verwehet werden/ daß man nicht weiß/ wo auß und wozu man reiſen ſoll in ſolcher wuͤſten Flaͤche/ ſo gibts allent- halben auf den Straſſen von groſſen dicken Steinen zuſam̃en gemauerte/ iedoch nicht gar zu hohe Seulen/ bey welchen man die Wege und Straſſen kennen und finden ſoll. Auſſen vor Roſſeto ſihet man nichts/ als Sand/ biß gantz an die Stadt hinan und Tattel- und Palmenbaͤume in groſſer Menge/ welche auß dem heiſſen und weiſſen Sande her- fuͤr gewachſen und gar anmuthig anzuſehen ſeyn/ wie es denn auch nicht wenig zuverwundern/ daß der tode Sand noch ſo viel Frucht treiben ſoll. Den 4. Junij fruͤh eine Stunde nach der Sonnen Auf- gang T 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/151>, abgerufen am 28.03.2024.