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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Ein par Stunden vor Mittage kamen wir in einen Thal/
da legten wir uns unter einem hohen stachlichten Gummi-
Baum in den heissen Sand und lasteten unsere Cameel abe/
damit sie auch ein wenig rasten solten/ und solcher Thal war
um und um umgeben mit dergleichen hohen schwartzen und
braunen gleissenden Felsen/ weit und breit in die Wüsten hinein
welche sich auch biß über den Berg Sinai erstreckten.

Diese hohe und in grosser Menge allhier stehende grausa-
me Felsen/ wie auch die grosse Menge deß Sandes/ werden
von der Sonnen Hitze dermassen erhitzet/ daß auch/ da ich von
meinem Cameel abgesessen/ und unerachtet gleich mit guten
starcken Schuhen angethan gewesen/ ich demnach auf dem
heissen Sande unmüglich stehen und thauren können/ sondern
mich entweder alsbald wieder aufsetzen/ oder auf mein bey mir
habendes Wollen Bette treten/ oder sitzen müssen/ sintemahl
die Hitze alsbald durch die Sohlen brennet und das Leder an
den Füssen versenget. Die Mohren aber/ weil sie es gewohnt und
ihre Füsse wie ein hartes Horn todt gebrannt sind/ lauffen ohn
alle Empfindung der Hitze in dem allerheissesten Sande par-
fuß dahin/ worüber ich mich nicht gnugsam verwundern
können.

Das VII. Capitul.

Vom Gummi Baum und wie leicht ich unter dem-
selben zu Schaden kommen
wäre.

JCh muß aber allhier den Gummi-Baum etwas eigentli-
cher beschreiben und erzehlen/ wie leicht ich unter einem
solchen Baume zu grossen Schaden kommen können/ wo
mich GOTT nicht sonderlich behütet und bewahret
hätte.

Dem
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Ein par Stunden vor Mittage kamen wir in einen Thal/
da legten wir uns unter einem hohen ſtachlichten Gummi-
Baum in den heiſſen Sand und laſteten unſere Cameel abe/
damit ſie auch ein wenig raſten ſolten/ und ſolcher Thal war
um und um umgeben mit dergleichen hohen ſchwartzen und
braunen gleiſſenden Felſen/ weit und breit in die Wuͤſten hinein
welche ſich auch biß uͤber den Berg Sinai erſtreckten.

Dieſe hohe und in groſſer Menge allhier ſtehende grauſa-
me Felſen/ wie auch die groſſe Menge deß Sandes/ werden
von der Sonnen Hitze dermaſſen erhitzet/ daß auch/ da ich von
meinem Cameel abgeſeſſen/ und unerachtet gleich mit guten
ſtarcken Schuhen angethan geweſen/ ich demnach auf dem
heiſſen Sande unmuͤglich ſtehen und thauren koͤnnen/ ſondern
mich entweder alsbald wieder aufſetzen/ oder auf mein bey mir
habendes Wollen Bette treten/ oder ſitzen muͤſſen/ ſintemahl
die Hitze alsbald durch die Sohlen brennet und das Leder an
den Fuͤſſen verſenget. Die Mohren aber/ weil ſie es gewohnt uñ
ihre Fuͤſſe wie ein hartes Horn todt gebrannt ſind/ lauffen ohn
alle Empfindung der Hitze in dem allerheiſſeſten Sande par-
fuß dahin/ woruͤber ich mich nicht gnugſam verwundern
koͤnnen.

Das VII. Capitul.

Vom Gummi Baum und wie leicht ich unter dem-
ſelben zu Schaden kommen
waͤre.

JCh muß aber allhier den Gummi-Baum etwas eigentli-
cher beſchreiben und erzehlen/ wie leicht ich unter einem
ſolchen Baume zu groſſen Schaden kommen koͤnnen/ wo
mich GOTT nicht ſonderlich behuͤtet und bewahret
haͤtte.

Dem
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[186/0192] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Ein par Stunden vor Mittage kamen wir in einen Thal/ da legten wir uns unter einem hohen ſtachlichten Gummi- Baum in den heiſſen Sand und laſteten unſere Cameel abe/ damit ſie auch ein wenig raſten ſolten/ und ſolcher Thal war um und um umgeben mit dergleichen hohen ſchwartzen und braunen gleiſſenden Felſen/ weit und breit in die Wuͤſten hinein welche ſich auch biß uͤber den Berg Sinai erſtreckten. Dieſe hohe und in groſſer Menge allhier ſtehende grauſa- me Felſen/ wie auch die groſſe Menge deß Sandes/ werden von der Sonnen Hitze dermaſſen erhitzet/ daß auch/ da ich von meinem Cameel abgeſeſſen/ und unerachtet gleich mit guten ſtarcken Schuhen angethan geweſen/ ich demnach auf dem heiſſen Sande unmuͤglich ſtehen und thauren koͤnnen/ ſondern mich entweder alsbald wieder aufſetzen/ oder auf mein bey mir habendes Wollen Bette treten/ oder ſitzen muͤſſen/ ſintemahl die Hitze alsbald durch die Sohlen brennet und das Leder an den Fuͤſſen verſenget. Die Mohren aber/ weil ſie es gewohnt uñ ihre Fuͤſſe wie ein hartes Horn todt gebrannt ſind/ lauffen ohn alle Empfindung der Hitze in dem allerheiſſeſten Sande par- fuß dahin/ woruͤber ich mich nicht gnugſam verwundern koͤnnen. Das VII. Capitul. Vom Gummi Baum und wie leicht ich unter dem- ſelben zu Schaden kommen waͤre. JCh muß aber allhier den Gummi-Baum etwas eigentli- cher beſchreiben und erzehlen/ wie leicht ich unter einem ſolchen Baume zu groſſen Schaden kommen koͤnnen/ wo mich GOTT nicht ſonderlich behuͤtet und bewahret haͤtte. Dem

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/192>, abgerufen am 28.03.2024.