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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
dennoch aber mit hart stengligten Kräutern bewachsen/ auf
welchem Moses seine Schafe gewei[d]et und schleust gleich das
Thal/ wo das Kloster in der Mitte lieget/ wiewol auch noch an-
dere Thäler zur Seiten zusehen seyn.

Das II. Capitul.

Von dem Griechischen Kloster und seinem Zustande
Jnsonderheit.

DJeweil es doch meines erachtens/ mit diesem Kloster in
dieser grausamen Einöde gar ein besonderes ist/ als kan
ich nicht unterlassen/ deßwegen einen richtigen Bericht
hieher zu setzen/ damit dem begierigen Leser ein Genügen ge-
schehe.

Dieses Kloster/ wie kurtz vorhero gedacht worden/ liegt
in einem tieffen Thaal unten am Flusse deß Berges Sinai in
lauter Steinklippen und ist in die 1200. Jahr alt/ eben von dem
Meister erbauet/ welcher die in aller Welt berühmte Kirche
S. Sophia zu Constantinopel gebauet hat und hat dasselbe der
berühmte Keyser Justinianus M. der das Recht durch den gelehr-
ten Mann Trebonianum in ein richtiges Corpus bringen lassen-
fundiret und gestifftet/ die Münche drinnen seynd deß Ordens
S. Catharinae.

Es ist ein sehr weit groß und feste Gebäu/ hat um und um
sehr hohe starcke steinerne Mauren mit grossen Qua[t]erstücken
von unten/ obenaus aber von andern Steinen erhöhet und hat
drey starcke eiserne Thüren im Eingange/ über der Mittlern
aber oben ein Loch/ da die Münche wenn die Mohren e[t]wann
mit Gewalt was suchen wollen/ wie zum öfftern geschiehet/
siedend Wasser unter sie giessen und mit Steinen werffen können.

Denn da müssen sie täglich in die 50. und bißweilen wol in
die hundert in den Steinklippen wohnende Mohren
speisen und unterhalten/ und wo sie es nicht thäten/

müsten
C c 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
dennoch aber mit hart ſtengligten Kraͤutern bewachſen/ auf
welchem Moſes ſeine Schafe gewei[d]et und ſchleuſt gleich das
Thal/ wo das Kloſter in der Mitte lieget/ wiewol auch noch an-
dere Thaͤler zur Seiten zuſehen ſeyn.

Das II. Capitul.

Von dem Griechiſchen Kloſter und ſeinem Zuſtande
Jnſonderheit.

DJeweil es doch meines erachtens/ mit dieſem Kloſter in
dieſer grauſamen Einoͤde gar ein beſonderes iſt/ als kan
ich nicht unterlaſſen/ deßwegen einen richtigen Bericht
hieher zu ſetzen/ damit dem begierigen Leſer ein Genuͤgen ge-
ſchehe.

Dieſes Kloſter/ wie kurtz vorhero gedacht worden/ liegt
in einem tieffen Thaal unten am Fluſſe deß Berges Sinai in
lauter Steinklippen und iſt in die 1200. Jahr alt/ eben von dem
Meiſter erbauet/ welcher die in aller Welt beruͤhmte Kirche
S. Sophia zu Conſtantinopel gebauet hat und hat daſſelbe der
beruͤhmte Keyſer Juſtinianus M. der das Recht durch den gelehr-
ten Mann Trebonianum in ein richtiges Corpus bringen laſſen-
fundiret und geſtifftet/ die Muͤnche drinnen ſeynd deß Ordens
S. Catharinæ.

Es iſt ein ſehr weit groß und feſte Gebaͤu/ hat um und um
ſehr hohe ſtarcke ſteinerne Mauren mit groſſen Qua[t]erſtuͤcken
von unten/ obenaus aber von andern Steinen erhoͤhet und hat
drey ſtarcke eiſerne Thuͤren im Eingange/ uͤber der Mittlern
aber oben ein Loch/ da die Muͤnche wenn die Mohren e[t]wann
mit Gewalt was ſuchen wollen/ wie zum oͤfftern geſchiehet/
ſiedend Waſſer unter ſie gieſſen uñ mit Steinen werffen koͤñen.

Denn da muͤſſen ſie taͤglich in die 50. und bißweilen wol in
die hundert in den Steinklippen wohnende Mohren
ſpeiſen und unterhalten/ und wo ſie es nicht thaͤten/

muͤſten
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[291[201]/0207] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. dennoch aber mit hart ſtengligten Kraͤutern bewachſen/ auf welchem Moſes ſeine Schafe geweidet und ſchleuſt gleich das Thal/ wo das Kloſter in der Mitte lieget/ wiewol auch noch an- dere Thaͤler zur Seiten zuſehen ſeyn. Das II. Capitul. Von dem Griechiſchen Kloſter und ſeinem Zuſtande Jnſonderheit. DJeweil es doch meines erachtens/ mit dieſem Kloſter in dieſer grauſamen Einoͤde gar ein beſonderes iſt/ als kan ich nicht unterlaſſen/ deßwegen einen richtigen Bericht hieher zu ſetzen/ damit dem begierigen Leſer ein Genuͤgen ge- ſchehe. Dieſes Kloſter/ wie kurtz vorhero gedacht worden/ liegt in einem tieffen Thaal unten am Fluſſe deß Berges Sinai in lauter Steinklippen und iſt in die 1200. Jahr alt/ eben von dem Meiſter erbauet/ welcher die in aller Welt beruͤhmte Kirche S. Sophia zu Conſtantinopel gebauet hat und hat daſſelbe der beruͤhmte Keyſer Juſtinianus M. der das Recht durch den gelehr- ten Mann Trebonianum in ein richtiges Corpus bringen laſſen- fundiret und geſtifftet/ die Muͤnche drinnen ſeynd deß Ordens S. Catharinæ. Es iſt ein ſehr weit groß und feſte Gebaͤu/ hat um und um ſehr hohe ſtarcke ſteinerne Mauren mit groſſen Quaterſtuͤcken von unten/ obenaus aber von andern Steinen erhoͤhet und hat drey ſtarcke eiſerne Thuͤren im Eingange/ uͤber der Mittlern aber oben ein Loch/ da die Muͤnche wenn die Mohren etwann mit Gewalt was ſuchen wollen/ wie zum oͤfftern geſchiehet/ ſiedend Waſſer unter ſie gieſſen uñ mit Steinen werffen koͤñen. Denn da muͤſſen ſie taͤglich in die 50. und bißweilen wol in die hundert in den Steinklippen wohnende Mohren ſpeiſen und unterhalten/ und wo ſie es nicht thaͤten/ muͤſten C c 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 291[201]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/207>, abgerufen am 18.04.2024.