Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebenjährige Welt-Beschauung.

Weil aber kein Aufhören/ noch Versöhnen stat finden
wolte/ ist der Currirer zum Türckischen Richter gangen und
hat die Barbarischen Bauren verklaget/ worauf alsbald befoh-
len worden die Anfänger solches Streits mit funffzig Strei-
chen auf die Fußsohlen einen ieglichen abzustraffen/ worüber
sie hefftig erschrocken und kleinlaut worden/ massen es denn
auf gestrig-genossenen starcken Wein auch ein ziemlicher star-
cker Brantewein war/ der sich schwerlich gar zu wol drauf schi-
cken mögte. Allein wir gesegnetens ihnen und ritten mit un-
serer Part Stösse auch fort.

Das XI. Capitul.

Wie der Herr Legat zu Sophia eingeholet
worden.

DAmit ich aber wieder auf diese meine andere Reise/ mit
Jhrer Excell. Herrn Grafen von Buchhaim/ Jhrer
Röm. Keys. Majest. Abgesandten in die Ottomannische
Pforten verrichtet/ komme/ davon ich mit jetzt gethaner Erzeh-
lung abgesetzet/ sind wir den 3. Martij von Pötrötschon kurtz
nach der Sonnen Auffgang aufgebrochen und nach Mittage
um 2. Uhr zu Sophia ankommen/ zwey Meilen. Denn ob wir
gleich in lauter ebnen Wegen und zwischen Feldern gereiset/ so
ist doch der Weg sehr böse gewesen/ weßwegen wir auch vori-
ges Tages Sophiam nicht erreichen können.

Als wir nun eine gute vierthel Meile nach von der Stadt
abgewesen/ sind über 1000. Türcken zu Roß und Fuß/ nemlich
600. zu Roß und 400. zu Fuß uns entgegen kommen und ha-
ben uns mit Trommeln und Trompeten/ ihrer Manier nach
einbegleitet/ welches sehr schön anzusehen gewesen/ dieweil
Roß und Reiter aufs schönste außgeputzt waren. Und welches
wol zu mercken/ konte man unterm Fuß-Volcke/ das sich bey

un
L
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Weil aber kein Aufhoͤren/ noch Verſoͤhnen ſtat finden
wolte/ iſt der Currirer zum Tuͤrckiſchen Richter gangen und
hat die Barbariſchẽ Bauren verklaget/ worauf alsbald befoh-
len worden die Anfaͤnger ſolches Streits mit funffzig Strei-
chen auf die Fußſohlen einen ieglichen abzuſtraffen/ woruͤber
ſie hefftig erſchrocken und kleinlaut worden/ maſſen es denn
auf geſtrig-genoſſenen ſtarcken Wein auch ein ziemlicher ſtar-
cker Brantewein war/ der ſich ſchwerlich gar zu wol drauf ſchi-
cken moͤgte. Allein wir geſegnetens ihnen und ritten mit un-
ſerer Part Stoͤſſe auch fort.

Das XI. Capitul.

Wie der Herr Legat zu Sophia eingeholet
worden.

DAmit ich aber wieder auf dieſe meine andere Reiſe/ mit
Jhrer Excell. Herrn Grafen von Buchhaim/ Jhrer
Roͤm. Keyſ. Majeſt. Abgeſandten in die Ottomanniſche
Pforten verrichtet/ kom̃e/ davon ich mit jetzt gethaner Erzeh-
lung abgeſetzet/ ſind wir den 3. Martij von Pötrötſchon kurtz
nach der Sonnen Auffgang aufgebrochen und nach Mittage
um 2. Uhr zu Sophia ankommen/ zwey Meilen. Denn ob wir
gleich in lauter ebnen Wegen und zwiſchen Feldern gereiſet/ ſo
iſt doch der Weg ſehr boͤſe geweſen/ weßwegen wir auch vori-
ges Tages Sophiam nicht erreichen koͤnnen.

Als wir nun eine gute vierthel Meile nach von der Stadt
abgeweſen/ ſind uͤber 1000. Tuͤrcken zu Roß und Fuß/ nemlich
600. zu Roß und 400. zu Fuß uns entgegen kommen und ha-
ben uns mit Trom̃eln und Trompeten/ ihrer Manier nach
einbegleitet/ welches ſehr ſchoͤn anzuſehen geweſen/ dieweil
Roß und Reiter aufs ſchoͤnſte außgeputzt waren. Und welches
wol zu mercken/ konte man unterm Fuß-Volcke/ das ſich bey

un
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0085" n="79"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi> </fw><lb/>
            <p>Weil aber kein Aufho&#x0364;ren/ noch Ver&#x017F;o&#x0364;hnen &#x017F;tat finden<lb/>
wolte/ i&#x017F;t der Currirer zum Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Richter gangen und<lb/>
hat die Barbari&#x017F;che&#x0303; Bauren verklaget/ worauf alsbald befoh-<lb/>
len worden die Anfa&#x0364;nger &#x017F;olches Streits mit funffzig Strei-<lb/>
chen auf die Fuß&#x017F;ohlen einen ieglichen abzu&#x017F;traffen/ woru&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ie hefftig er&#x017F;chrocken und kleinlaut worden/ ma&#x017F;&#x017F;en es denn<lb/>
auf ge&#x017F;trig-geno&#x017F;&#x017F;enen &#x017F;tarcken Wein auch ein ziemlicher &#x017F;tar-<lb/>
cker Brantewein war/ der &#x017F;ich &#x017F;chwerlich gar zu wol drauf &#x017F;chi-<lb/>
cken mo&#x0364;gte. Allein wir ge&#x017F;egnetens ihnen und ritten mit un-<lb/>
&#x017F;erer Part Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auch fort.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">XI</hi>. <hi rendition="#fr">Capitul.</hi></head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Wie der Herr <hi rendition="#aq">Legat</hi> zu <hi rendition="#aq">Sophia</hi> eingeholet<lb/>
worden.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Amit ich aber wieder auf die&#x017F;e meine andere Rei&#x017F;e/ mit<lb/>
Jhrer <hi rendition="#aq">Excell.</hi> Herrn Grafen von Buchhaim/ Jhrer<lb/>
Ro&#x0364;m. Key&#x017F;. Maje&#x017F;t. Abge&#x017F;andten in die Ottomanni&#x017F;che<lb/>
Pforten verrichtet/ kom&#x0303;e/ davon ich mit jetzt gethaner Erzeh-<lb/>
lung abge&#x017F;etzet/ &#x017F;ind wir den 3. Martij von <hi rendition="#aq">Pötröt&#x017F;chon</hi> kurtz<lb/>
nach der Sonnen Auffgang aufgebrochen und nach Mittage<lb/>
um 2. Uhr zu <hi rendition="#aq">Sophia</hi> ankommen/ zwey Meilen. Denn ob wir<lb/>
gleich in lauter ebnen Wegen und zwi&#x017F;chen Feldern gerei&#x017F;et/ &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t doch der Weg &#x017F;ehr bo&#x0364;&#x017F;e gewe&#x017F;en/ weßwegen wir auch vori-<lb/>
ges Tages <hi rendition="#aq">Sophiam</hi> nicht erreichen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Als wir nun eine gute vierthel Meile nach von der Stadt<lb/>
abgewe&#x017F;en/ &#x017F;ind u&#x0364;ber 1000. Tu&#x0364;rcken zu Roß und Fuß/ nemlich<lb/>
600. zu Roß und 400. zu Fuß uns entgegen kommen und ha-<lb/>
ben uns mit Trom&#x0303;eln und Trompeten/ ihrer Manier nach<lb/>
einbegleitet/ welches &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n anzu&#x017F;ehen gewe&#x017F;en/ dieweil<lb/>
Roß und Reiter aufs &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te außgeputzt waren. Und welches<lb/>
wol zu mercken/ konte man unterm Fuß-Volcke/ das &#x017F;ich bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">un</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0085] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Weil aber kein Aufhoͤren/ noch Verſoͤhnen ſtat finden wolte/ iſt der Currirer zum Tuͤrckiſchen Richter gangen und hat die Barbariſchẽ Bauren verklaget/ worauf alsbald befoh- len worden die Anfaͤnger ſolches Streits mit funffzig Strei- chen auf die Fußſohlen einen ieglichen abzuſtraffen/ woruͤber ſie hefftig erſchrocken und kleinlaut worden/ maſſen es denn auf geſtrig-genoſſenen ſtarcken Wein auch ein ziemlicher ſtar- cker Brantewein war/ der ſich ſchwerlich gar zu wol drauf ſchi- cken moͤgte. Allein wir geſegnetens ihnen und ritten mit un- ſerer Part Stoͤſſe auch fort. Das XI. Capitul. Wie der Herr Legat zu Sophia eingeholet worden. DAmit ich aber wieder auf dieſe meine andere Reiſe/ mit Jhrer Excell. Herrn Grafen von Buchhaim/ Jhrer Roͤm. Keyſ. Majeſt. Abgeſandten in die Ottomanniſche Pforten verrichtet/ kom̃e/ davon ich mit jetzt gethaner Erzeh- lung abgeſetzet/ ſind wir den 3. Martij von Pötrötſchon kurtz nach der Sonnen Auffgang aufgebrochen und nach Mittage um 2. Uhr zu Sophia ankommen/ zwey Meilen. Denn ob wir gleich in lauter ebnen Wegen und zwiſchen Feldern gereiſet/ ſo iſt doch der Weg ſehr boͤſe geweſen/ weßwegen wir auch vori- ges Tages Sophiam nicht erreichen koͤnnen. Als wir nun eine gute vierthel Meile nach von der Stadt abgeweſen/ ſind uͤber 1000. Tuͤrcken zu Roß und Fuß/ nemlich 600. zu Roß und 400. zu Fuß uns entgegen kommen und ha- ben uns mit Trom̃eln und Trompeten/ ihrer Manier nach einbegleitet/ welches ſehr ſchoͤn anzuſehen geweſen/ dieweil Roß und Reiter aufs ſchoͤnſte außgeputzt waren. Und welches wol zu mercken/ konte man unterm Fuß-Volcke/ das ſich bey un L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/85
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/85>, abgerufen am 18.04.2024.